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DER „MATHEMATISCHE TURM“ – DIE STERNWARTE DES STIFTES KREMSMÜNSTER#

von Ernst Zentner

Stift Kremsmünster, gegr. 777
Das Stift Kremsmünster, rechts die hohe Sternwarte. Adalbert Stifter, Gouache auf Papier, 9,7 x 16,2 cm, um 1823-25 - Foto: Abgedruckt in: Rudolf Lehr, Landeschronik Oberösterreich, Wien 2008, Seite 237, Wikimedia Commons - Inhaltlich gemeinfrei

Die Benediktinermönche des 777 gegründeten Stiftes Kremsmünster im oberösterreichischen Traunviertel waren wissenschaftlich tätig. Auch Astronomie gehörte zu ihren Interessen. Eigentlich wollten sie den Spindlerturm (Brückenturm) dafür adaptieren. Nun ein anderes Projekt wurde vom Benediktinergelehrten P. Anselm Desing aus dem bayerischen Kloster Emsdorf und dem damaligen Schaffner P. Nonnos Stadler verwirklicht: Ein 51 Meter hohes, siebenstöckiges Haus wurde 1748 begonnen. Es galt als das erste Hochhaus in Europa überhaupt und wurde als „Mathematischer Turm“ bezeichnet. In Chroniken wurde es auch als „Stöffel im Eck“ kritisiert. Damals besaßen kirchliche Institutionen Sternwarten. So betrieben die Jesuiten im Vatikan längst so ein Observatorium. Eigentlich sahen die Geistlichen keinen Widerspruch ernsthafte wissenschaftliche Forschung zu betreiben und gleichzeitig an Gott zu glauben. In Wien in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gab es mehrere Observatorien. Es war ja logisch, dass auch in Kremsmünster die Geheimnisse des Kosmos erforscht werden sollen, basierend auf den Lehren Cassinis … Keplers u. a.

P. Anselm Desing, Benediktiner und Wissenschafter, um 1750-70
P. Anselm Desing, Benediktiner und Wissenschafter, um 1750-70 - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei

P. Placidus Fixlmillner, Benediktiner und Astronom
P. Placidus Fixlmillner, Benediktiner und Astronom - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Inzwischen – nach 250 Jahren – als „Universalmuseum“ eingerichtet. Anlass war das 1200-Jahr-Jubiläum. 2. Stock: Mineralien-Pflanzen-Tiere („Naturalia“). 3. Stock: Instrumente für Naturbeobachtungen und Messungen („Scientifica“), und bis zum 5. Stock: Reich des Menschen, Kunstkammer („Artefacta“), ein „Echosaal“ und eine Türkenkammer. 6. Stock: Observatorium und 7. Kapelle.

Hierorts begann man die ältesten bekannten Wetteraufzeichnungen – und das seit 1762, jedoch erst ab 1796 als wissenschaftlich brauchbare. Die Erforschung des Weltalls wurde allerdings in der Mitte des 20. Jahrhunderts eingestellt.

Die Sternwarte brachte bedeutende Astronomen hervor, besonders erwähnenswert P. Placidus Fixlmillner, welcher von 1762 bis 1791 als Direktor wirkte und Messinstrumente konstruierte. Dazu galt er als ausgezeichneter Sternbeobachter vom internationalen Rang.

Adalbert Stifter. Porträt von Waldmüller, Standort? - Leicht aufgehelltes Foto: Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Adalbert Stifter. Porträt von Waldmüller, Standort? - Leicht aufgehelltes Foto: Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Um 1823 bis 1825 hatte Adalbert Stifter – er war Internatszögling – das Kloster mitsamt seinen Mathematischen Turm als realistische Aquarellmalerei der Nachwelt hinterlassen.

Während der Sonnenfinsternis am 11. August 1999 (Neumond zwischen Erde und der Sonne) wurde im Turm im Pendelschacht eingesetztes Foucaultsches Pendel (Beweis der Erdrotation) beobachtet. Zeugen und Videokameras waren anwesend.

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