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Die Familie Mozart feiert Weynachten#

Von Ernst Lanz

Petersdom, Vatikan, Rom
Petersdom, Vatikan, Giuseppe Vasi, 1753; Los Angeles County Museum of Art - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Mehr als dreißig Jahre vor der Geburt Wolfgang Amadé Mozarts stritten die Jesuiten am Collegium in Rom um den eigentlichen Geburtstermin Jesus von Nazareth. Das war 1722.[1] Schließlich wollten sie das Fest in den Mai verlegen. Weihnachten im Mai? Dazu kam es nicht mehr. Noch Anfang der 1730er-Jahre wurden Evangelische vom sittenstrengen und glaubenstreuen Erzbischof Firmian aus dem Erzstift Salzburg hinausgejagt.
Salzburg, 1791
Salzburg, Radierung von Anton Amon nach Franz Heinrich von Naumann, 1791 - Dank der Bildwerke Naumanns wurde Salzburg zum beliebten Ziel zahlloser Touristen - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Leopold Mozart, der Vater des Wunderkindes, trat 1743 als "Hofmusicus" in den Dienst des Salzburger Erzbischofs Sigismund. Das Geburtshaus befand sich in der Getreidegasse auf Nummer 9. In der Nähe liegen die Bürgerspitalskirche (360 Meter entfernt) und Universitätskirche (420 Meter), die Franziskanerkirche, die Klosterkirche des (Erz-)Stiftes St. Peter und der Salzburger Dom liegen doch ziemlich weit vom Mozart-Geburtshaus weg (etwa 480 bis 720 Meter). Weil Leopold Mozart im Dienst des Salzburger Erzbischofs stand, war auch der Salzburger Dom seine Wirkungsstätte.
Im Januar 1776 komponierte Wolfgang Amadé Mozart ein Bläser-Divertimento für zwei Oboen, zwei Hörner und zwei Fagotte. (Köchelverzeichnis 240a = KV 252 Mozart-Verzeichnis Nr. 9);[2] Mozart hatte die Melodie offenbar von einem Volkslied, genauer gesagt von einem Neujahrslied, das von Kindern gesungen wurde.[3] Weihnachten und Neujahr liegen knapp zusammen. Später wurde das Divertimento, besonders seine ersten Takte zur Vorlage des Weltweihnachtsliedes "Stille Nacht Heilige Nacht". Die Melodie hatte der Lehrer und Organist von Arnsdorf, Franz Xaver Gruber 1818, nach einem von Priester Joseph Mohr (1816) vorgelegten Text - vielleicht auch schon mit Melodie - geschaffen. Danach interessierten sich noch ein Ludwig van Beethoven und ein Richard Wagner für die ersten Takte des Mozart'schen Divertimento.
Weihnachten als Fest gab es schon immer, jedoch wurde es nicht so gefeiert wie heute. Die eigentliche Bescherung gab's schon am 5./6. Dezember zu. St. Nikolaus. Und der Jahreswechsel war eher ein ruhiger Tag und allerhöchstens wünschten sich die Menschen alles Gute zum neuen Jahr.
'Werther', Erstausgabe
Goethes "Werther", 1774 - Erstausgabe - Foto: Foto H.-P.Haack, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Im ausklingenden 18. Jahrhundert beschrieb Goethe in seinem Brief-Roman "Werther" (Leipzig 1774) ein Familienfest mit Lichterbaum.
Werther und Lotte mit ihren Geschwistern. Den Weihnachtsbaum müssen wir uns dazu denken …
Werther und Lotte mit ihren Geschwistern. Bleistift- und Sepiazeichnung, Johann Daniel Donat, vor 1830 - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Dazu ein Auszug zum 20. Dezember (natürlich nur im Roman!): "An demselben Tage, als Werther den zuletzt eingeschalteten Brief an seinen Freund geschrieben, es war der Sonntag vor Weihnachten, kam er abends zu Lotten und fand sie allein.
So oder ähnlich könnte Lotte für ihre jüngeren Geschwister den Weihnachtsbaum vorbereitet haben …
Junge Frau dekoriert Christbaum, Marcel Rieder (1862-1942), 1898; Privatsammlung - Foto: P. F. Rieder - Wikimedia Commons - Gemeinfrei?
Sie beschäftigte sich, einige Spielwerke in Ordnung zu bringen, die sie ihren kleinen Geschwistern zum Christgeschenke zurecht gemacht hatte. Er redete von dem Vergnügen, das die Kleinen haben würden, und von den Zeiten, da einen die unerwartete Öffnung der Tür und die Erscheinung eines aufgeputzten Baumes mit Wachslichtern, Zuckerwerk und Äpfeln in paradiesische Entzückung setzte …"
Eigenartig, dass Goethes "Werther" zum Schlüsselroman des Sturm und Drang wurde.
Am 22. Dezember 1781 schrieb Wolfgang Amadé Mozart an seinem Vater Leopold Mozart, dass er sich verlobt habe, und zwar mit Mademoisselle Constanze Weber.[4]
Constanze Mozart
Constanze Mozart, geb. Weber, gemalt von Joseph Lange, 1782; Hunterian Museum and Art Gallery, Universität Glasgow, Schottland, UK - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Im Brief an den Vater: "und werden daraus gesehen haben daß ich in meinen 26:ten Jahre nicht so dum seÿn werde so im tage hinein zu heÿrathen, ohne etwas gewisses zu haben – daß meine ursachen mich so bald möglich zu verheÿrathen sehr gut gegründet sind, und daß, nachdem wie ich ihnen mein Mädchen geschildert habe, mir selbe als frau sehr gut zu statten komen wird (…) ich verfasste die schrift also, daß ich mich verpflichte in zeit 3 Jahren die Mad:selle Constance Weber zu eheligen; wofern sich die ohnmöglichkeit beÿ mir erreignen sollte, daß ich meine gedanken ändern sollte, so solle sie alle Jahre 300 fl: von mir zu ziehen haben. – ich konte Ja nichts leichers in der Welt schreiben. – den ich wusste daß es zu der bezahlung dieser 300 fl: niemalen komen wird – weil ich sie niemalen verlassen werde – – und sollte ich so unglücklich seÿn meine gedanken verrändern zu könen – so würde ich recht froh seÿn, wen ich mich mit 300 fl: davon befreÿen könte – und die konstanze wie ich sie kene, würde zu Stolz seÿn, um sich verkaufen zu lassen. – was that aber das himlische Mädchen, als der vormund weg war? – sie begehrte der Muter die schrift – sagte zu mir. – lieber Mozart! ich brauche keine schriftliche versicherung von ihnen, ich glaube ihren Worten so; – und zeriss die schrift. – dieser zug machte mir meine liebe konstanze noch werther." Er war verpflichtet gewesen, sie innerhalb von drei Jahren zu ehelichen. Bei Nichteinhaltung des Eheversprechen müsse er 300 Gulden zahlen. Im darauffolgenden August 1782 fand im Wiener Stephansdom die Hochzeit statt. Aus der Ehe entsprangen zwei Söhne.
Seit dem 14. Dezember 1784 gehörte Mozart der Freimaurerloge „Zur Wohlthätigkeit“ wie sein engster Freund Joseph Haydn an.
W. A. Mozart: 'meine liebe konstanze'
W. A. Mozart, Ausschnitt aus Gemälde von Johann Nepomuk della Croce, um 1780 - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Haydn widmete er 1785 sechs Streichquartette (KV 387, 421, 428, 458, 464, 465). Mit Haydn bestritt er angeblich so manches Kammermusikkonzert. 1785 wird Mozart als Mitglied der Freimaurerloge „Zur neugekrönten Hoffnung“ erwähnt. Über das innere Wirken der Logen hat sich nichts erhalten. Ihr gesellschaftliche politischer Einfluss dürfte eher vom kaiserlichen Hof überschätzt worden sein. Dennoch: Die Geheimpolizei überwachte beide Institutionen. Ebenso zählte der Direktor des Theater an der Wien Emanuel Schikaneder als außenstehender Logenbruder zum Freundeskreis Mozarts.

Copyright Ernst Lanz 2018-2019

Anmerkungen

[1] Vgl. Johann Heinrich ZEDLER, Grosses vollständiges Universal-Lexikon Aller Wissenschaften und Künste …, Artikel "Weyhnachten", Spalte 1209 - Für mich war lediglich die Tatsache interessant, dass in Rom über den Geburtstermin Jesu von Nazareth in Theologenkreisen diskutiert wurde. Deswegen auch dieses skurrile und nicht gerade kunstvolle Essay - Ernst Lanz
[2] Vgl. Wolfgang Hildesheimer, Mozart. Frankfurt am Main 1977, Seite 213
[3] Gerlinde Haid, Wir bringen dem Kindlein ein Lied dar. In: Präsent. Dezember 1986
[4] Inhalte der Briefe siehe Mozart. Briefe und Aufzeichnungen. Gesamtausgabe. Hrsg.: Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg 2005

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