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Friedrich III. - Kaiser ohne Macht?#

Von Ernst Lanz

Kaiser Friedrich III.
Kaiser Friedrich III., auf Hans Burgkmair d. Ä. zugeschrieben, nach einem verlorenen Original von 1468; Schloss Ambras Innsbruck (KHM Wien) - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Geboren wurde er am 21. September 1415 in Innsbruck als Sohn Herzog Ernsts des Eisernen von Innerösterreich (1377-1424) aus der steirischen Habsburger-Linie. Von Friedrichs Mutter Cimburgis von Masowien (um 1395-1429) wissen die Historiker, dass sie als attraktiv galt und fähig war, mit bloßer Hand Nägel einzuschlagen und Hufeisen zu zerbrechen. Nach dem Tod des Vaters trat der Jüngling als "Herzog Friedrich V." die alleinige Führerschaft im Haus Habsburg an und während einer Pilgerreise widerfuhr ihm 1436 die Ehre zum Ritter des Heiligen Grabes erhoben zu werden. 1440 wählten ihn die Kurfürsten - als Nachfolger seines Vetters König Albrecht II. - zum Römischen König.

Friedrich III. und Leonora von Portugal - Foto: ÖNB, Bildarchiv Austria, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Friedrich III. und Leonora von Portugal - Foto: ÖNB, Bildarchiv Austria, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Am 16. März 1452 heiratete er in Rom die reiche Prinzessin Eleonore von Portugal (1436-1467); aus dieser Ehe überlebten von fünf Kindern nur zwei: Maximilian I. (1459-1519) und Kunigunde (1465-1520). Drei Tage nach der Hochzeit wurde Friedrich als letzter Kaiser in Rom von Papst Nikolaus V. gekrönt.

Friedrich III. unterstützte - beeinflusst durch seinen Sekretär Aeneas Silvius Piccolomini, den nachmaligen Papst Pius II.

Papst Pius II., Schedelsche Weltchronik (Nürnberg Chronik), Holzschnitt, 1493 - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Papst Pius II., Schedelsche Weltchronik (Nürnberg Chronik), Holzschnitt, 1493 - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
- Rom und unterzeichnete 1448 das "Wiener Konkordat" (Gültigkeit bis 1803/06!), nach welchem er auf eine Kirchenreform im Reich verzichte. Schon 1444 gründete Friedrich in Wiener Neustadt das Neukloster und 1447-49 erneuerte er die Wiener Burgkapelle. Dann errichtete der Kaiser 1461 das Bistum Laibach und 1469 die Kleinbistümer Wien und Wiener Neustadt sowie betrieb als landespolitischen Erwägungen 1465-85 die Heiligsprechung des Markgrafen Leopold III. von Österreich. Nach dieser Zeit stammte auch der monumentale "Babenberger"-Stammbaum im Stiftsmuseum Klosterneuburg.

Die unter Kaiser Sigismund begonnene Reichsreform setzte Friedrich nicht mehr fort. Obendrein kümmerte er sich kaum um Streitigkeiten rivalisierender Fürsten. Fast wäre er abgesetzt und ein Gegenkönig gewählt worden, was Friedrich geschickt zu vereiteln wusste. 1486 brachte er die Wahl seines Sohnes Maximilian zum Römischen König zustande.

In der Hauptsache sah Friedrich sein zukunftsträchtiges Ziel, die schwache habsburgische Hausmacht (Steiermark, Kärnten und Krain) zu vergrößern. Die Wiedergewinnung einstiger Besitzungen in der Schweiz (Aargau!) scheiterten seit 1444 - später ging der (habsburgische) Thurgau 1460 an die Eidgenossen verloren. Zumindest 1453 erhob er - als Kaiser! - nach dem Tod seines Bruders Albrecht VI., mit dem er sich ernstlich zerstritten hatte, Oberösterreich. Schließlich nötigte Friedrich 1490 Herzog Siegmund von Tirol dessen Land als Erbe an Maximilian ab! Ein wirklicher Triumph war 1477 die Heirat des Sohnes mit Herzogin Maria von Burgund (1457-1482) - wodurch Habsburg-Österreich um das wirtschaftlich und kulturell ergiebige Burgund bereichert wurde. Somit erklärte sich Friedrich III. zum Begründer der habsburgischen Heirats- und Dynastiepolitik!

Ladislaus Posthumus, Porträt, 1457
Ladislaus Posthumus, 1457. Schloss Ambras Innsbruck (Kunstmuseum) (KHM) – Foto: Wikimedia Commons – Gemeinfrei
Erfolge wechselten mit Niederlagen: 1458 verlor Friedrich - nach dem Ableben seines Mündels Ladislaus Posthumus am 23. November 1457 - Böhmen an Georg von Podiebrad und Kunštát. 1471 fielen die Osmanen in Niederösterreich ein. 1477 und 1481 griff König Matthias I. Corvinus von Ungarn nach Österreich und eroberte 1485 die Kaiserresidenz Wien. Friedrich floh nach Tirol und bewies Ausdauer: 1490 rühmte er sich, seinen ungarischen Widersacher überlebt zu haben; zudem eroberte Maximilian die östlichen österreichischen Gebiete zurück und drang in Ungarn ein.

Friedrich III., dieser angeblich machtlose Kaiser an der Zeitenwende - 1453 Fall von Konstantinopel und 1492 Amerika-Entdeckung - innerhalb Spätgotik und beginnender Donauschule, bewies seine Fähigkeiten als gerissener Finanzfachmann, Verwaltungsgenie und intelligenter Politiker mit Weitblick. Seine philosophisch bedingte Passivität und Sturheit brachte ihm Erfolge und sein Gefühl für geschichtliches Sendungsbewusstsein, seit 1437 die Vokal-Devise "AEIOU": "AUSTRIA ERIT IN ORBE ULTIMA" ("Österreich wird auf dem Erdkreis das Letzte/Höchste sein"), "AUSTRIAE EST IMPERARE OHNE UNIVERSUM" ("ES kommt Österreich zu, die ganze Welt zu beherrschen") sowie "ALLES ERDREICH IST OESTERREICH UNTERTAN"! Dieses mehrfach deutbare Kürzel, das zum Wahlspruch des Hauses Österreich geworden war, hinterließ der Kaiser auf Stadttore, Wappen, Waffen und Essgeschirre!

Monogramm Friedrichs III. mit AEIOV - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Monogramm Friedrichs III. mit AEIOV - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Nach oftmaligen Residenzwechsel nahm er aus reichspolitischen Ursachen seit 1475/76 manchmal und ab 1489 ordentlichen Hof im Schloss zu Linz. Die Festung ließ er wehrhaft ausbauen. Vier Jahre war Linz Hauptstadt des römisch-deutschen Reiches! (Ein Hitler wollte wohl das gleiche bewerkstelligen ...). Friedrich neigte zur Astrologie, Magie, zu allgemeinen Okkultismus und interessierte sich für Golderzeugung! Seine Gegner kritisierten ihn, dass er seine Zeit damit vergeude, den im alten Gemäuer angesammelten Mäuse- und Fliegendreck ausgiebig zu begutachten.

Sein misstrauischer Charakter verdächtigte respektlos Gemahlin Eleonore, Schuld am frühen Tod seiner Kinder zu tragen. Diebstahl ärgerte ihn maßlos, was er auch in seinem Notizbuch vermerkte. Doch dann verschwand das Notizbuch ...Sein Sparsamkeitseifer gebot ihm, statt einem Höfling Geld auszuhändigen, lieber diesen mit einer reichen Bürgerstochter zu verkuppeln. Friedrichs Geiz fundamentierte bloß auf allgemeiner Geldnot. Er selbst akzeptierte einen einfachen Lebensstil. Aus Kostengründen bewohnte der greise Habsburger bis zu seinem Tod ein Linzer Bürgerhaus (heute "Bischofshof"!). Außerdem war Friedrich für seine Versprechungen bekannt. Nur unternahm er rein Garnichts, weil er wusste, dass sich jegliches Problem mit der Zeit von selbst lösen würde. Er besaß einen erlesenen Geschmack, wenn es um Kunst und teure Repräsentation ging; sein Kaiserkrönungsmantel kostete 200.000 Gulden! Letztlich entpuppte er sich als Fatalist, der bereits zu Lebzeiten, 1467 durch den hervorragenden niederländischen Bildhauer Niclas Gerhaert van Leyden (gest. 1473) ein rotmarmornes Hochgrabmonument - im Wiener Stephansdom - in Angriff nehmen ließ.

Tumba-Deckel vom Hochgrab Friedrichs III. im Wiener Stephansdom; Druck, 1899 - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Tumba-Deckel vom Hochgrab Friedrichs III. im Wiener Stephansdom; Druck, 1899 - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Erst nach der Fertigstellung 1513 konnte Friedrichs sterbliche Hülle darin beigesetzt werden. Der vom Boden aus nicht einsehbare Tumba-Deckel bietet als Liegefigur den Kaiser (im Alter von etwa 55 Jahren) inmitten aller seiner Herrschaftssymbole.

Friedrich, der gewohnt war Türen mit dem Fuß aufzustoßen, verunglückte dabei und erlitt eine Verletzung am rechten Bein (Fuß). Andererseits könnte es auch das Resultat eines Altersdiabetes sein. Nach einem fürchterlichen Wundbrand musste es von den Ärzten am 8. Juni 1493 amputiert werden. Der 78jährige Patient erholte sich nach dieser Strapaze und Zeitgenossen jammerten, dass das Reich von nun an auf einem Bein stehe! Zwei Monate später: Nach dem Genuss exotischer Früchte verfiel der Gesundheitszustand des Kaisers, hinzu kamen weitere körperliche, altersbedingte Probleme, die seinem Leben am 19. August ein Ende setzten. Friedrichs III. Herz und Eingeweide fanden Platz in der Linzer Stadtpfarrkirche. Der Leichnam erhielt im erwähnten Grabmal seine letzte Ruhestätte; das abgetrennte Bein wurde dem Sarkophag beigelegt.

Immerhin hinterließ Friedrich III. seinem Sohn und Nachfolger Maximilian I. ("der letzte Ritter") ein imposantes Erbe, das dieser zur Basis der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie ausbaute.

Ernst Zentner 1993 / aktualisiert 2021

Weiterführendes (Auswahl)

  • Bernd Rill: Friedrich III. Habsburg europäischer Durchbruch. Graz - Wien - Köln 1987
  • Die Habsburger. Eine europäische Familiengeschichte. Herausgegeben von Brigitte Wacha. Verfasst von Walter Pohl und Karl Vocelka. Graz - Wien - Köln 1992, besonders Seite 68-95
  • Karl-Friedrich Krieger: Die Habsburger im Mittelalter. Von Rudolf I. bis Friedrich III. Stuttgart - Berlin - Köln 1994
  • Friedrich III./AEIOU (mit Quellen und Weiterführendes)
  • Friedrich III. (HRR)/AustriaWiki (mit ausführlichem Quellenteil)

Siehe auch