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Friedrich III. - Des Kaisers AEIOU#

Von Ernst Zentner

Kaiser Friedrich III.
Kaiser Friedrich III., auf Hans Burgkmair d. Ä. zugeschrieben, nach einem verlorenen Original von 1468; Schloss Ambras Innsbruck (KHM Wien) - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Friedrich III. war der Vater Maximilians I. und Urgroßvater Karls V., zweier bedeutender Kaiser der Neuzeit.

Der in Innsbruck am 21. September 1415 geborene Sohn Herzog Ernsts des Eisernen von Innerösterreich trat 1424 als "Herzog Friedrich V." die konkurrenzlose Führerrolle im Hause Habsburg an. Der Vater schien mit politischen Aktivitäten kaum auf. Die Mutter Cimburgis von Masowien wurde von Zeitgenossen wegen ihrer Schönheit und Muskelkraft bewundert. Die allzu attraktive Illusion, dass sie die bekannte "Unterlippe" der Habsburger an die Nachkommenschaft vererbt hätte, ist inkorrekt. Jene betonte Lippe besaßen bereits die älteren Habsburger - zum Beispiel König Albrecht II., der Vetter Friedrichs III.

Nach der Erhebung zum Ritter des Heiligen Grabes, ersann Friedrich, in Anerkennung der historischen Dimension seines Hauses, 1437 die Vokal-Devise "AEIOU". Sie blieb in Wahrheit bis in die Gegenwart ungeklärt und rätselhaft; wir finden sie auf Bauwerke, Waffen, Wappentafeln und Essutensilien. Forscher haben von jeher die fünf Buchstaben zählende Devise aufzulösen versucht. "Austria erit in orbe ultimo" ("Österreich wird bis ans Ende der Welt bestehen"), "Austria est imperare orbi universo" ("Es ist Österreichs Bestimmung, die gesamte Welt zu beherrschen") und "Alles Erdreich ist Oesterreich untertan" sind denkbare Lösungen von über 300 Auslegungen! Im Volk beliebteste Interpretation ist folgende: "Allen Ernstes ist Österreich unterhaltsam" ...
Neuerdings gelang einem deutschen Historiker namens Konstantin Moritz Langmaier eine völlig neue Interpretation: Amor Electis Iniusti Ordinor Ultor, frei übersetzt soviel wie "Geliebt von den Erwählten, gefürchtet von den Ungerechten".[1] Entnommen aus zeitgenössischen Schriftstücken von und über Friedrich III. Damit unterstrich der Habsburger sein legitimes Recht auf seine politische Funktion als Herrscher.

Wappenstein, Friedrichstor, Schloss Linz: AEIOV - Foto: Gerhard Anzinger, Wels (2006), Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Wappenstein, Friedrichstor, Schloss Linz: AEIOV - Foto: Gerhard Anzinger, Wels (2006), Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Nach dem Tod Albrechts II. wählten die Kurfürsten 1440 Friedrich zum Römischen König und am 19. März 1452 setzte ihm Papst Nikolaus V. die Kaiserkrone auf das Haupt.
Papst Nikolaus V., Holzschnitt aus der Schedelschen Weltchronik (Nürnberger Chronik), 1493 - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Papst Nikolaus V., Holzschnitt aus der Schedelschen Weltchronik (Nürnberger Chronik), 1493 - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Damals war es die letzte Kaiserkrönung in Rom! Drei Tage zuvor vermählte sich der Habsburger mit der sehr hübschen und reichen Eleonore von Portugal, die ihm fünf Kinder gebar, von denen nur Maximilian und Kunigunde überlebten.

Sofort nutzte Friedrich seine kaiserliche Gewalt, um die eigene schwache habsburgische Hausmachtposition (Steiermark, Kärnten und Krain) zu stärken. Zuvor musste er militärische Niederlagen gegen die Schweizer hinnehmen. Resultat: Ehemalige habsburgische Besitzungen (Aargau und Thurgau) verblieben in den starken Händen der Eidgenossen.

Friedrich erhob Österreich in ein Erzherzogtum, ererbte Niederösterreich und bald darauf Oberösterreich; Tirol nötigte er dem dortigen Herzog Siegmund der Münzreiche als Erbe an Maximilian ab.

Friedrich führte die Heirats- und Dynastiepolitik der Habsburger ein. Sie manifestierte sich in der 1477 erfolgten Heirat zwischen Maximilian und Herzogin Maria von Burgund - wodurch der Reichtum Österreichs verbessert wurde.

Unter unsagbarem Groll verlor der Kaiser - nach dem Ableben seines jungen Mündels Ladislaus Posthumus - Böhmen an Georg von Podiebrad und Kunštát. Dazu überrannten die Osmanen Innerösterreich; König Matthias I. Corvinus von Ungarn erstürmte Niederösterreich und die Kaiserresidenz Wien. Doch der nach Tirol geflüchtete Kaiser konnte warten. Nach dem Tod des ungarischen Widersachers erkämpfte Maximilian die östlichen österreichischen Ländereien zurück und stieß nach Ungarn vor.

Friedrichs Weltbild entsprach dem Denkschema eines mittelalterlichen Herrschers. Angesichts seiner Epoche an der Zeitenwende, leidenschaftlicher Spätgotik und früher Renaissance, verblüffen wir über seinem Langmut - oder war es doch nur armselige Gleichgültigkeit? Jedenfalls existierte in ihm der Charakter des Österreichers der Gegenwart: Bloß keine Eile oder Hetze ... Für Friedrich persönlich galt lediglich zukunftsorientiertes Denken! Ein gerechtes Urteil über ihn, sein Einschätzungsvermögen und politisches Handeln wird noch lange ausstehen.

Er war keine "Erzschlafmütze des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation" (18. Jh.!) - sondern er wusste wie nutzlos, der Papst Pius II. projektierte Kreuzzug gegen die - nach dem Fall von Konstantinopel - erstarkten Osmanen sein würde. Ganz besonders in einer Situation im Reich, wo sich die Kurfürsten untereinander politisch nicht vertrugen.

Friedrich entwickelte sich zum Finanzexperten, Verwaltungsgenie und hochintelligenten Politiker, dem Reichsbelange kaum begeisterten. Seine Philosophie des "Nichtstun" ließ ihm mehr Erfolge erreichen als durch impulsive Regierungstätigkeit. Seine Stellung verstand er zu halten und seinem Sohn Maximilian schanzte er (1486) die römische Königswürde zu. Freilich behielt sich der Vater jegliche Entscheidungsgewalt vor.

Rom unterstützte er mit dem "Wiener Konkordat" (1448). nach welchem er keine Kirchenreform im Reich vollziehen werde. Zumindest eine Atempause für den Papst. Friedrich entfaltete eine rege Stiftertätigkeit: Er gründete in Wiener Neustadt das Neukloster, in Laibach, Wien und Wiener Neustadt je ein Bistum. Die Wiener Burgkapelle ließ er vergrößern und die Heiligsprechung des Markgrafen Leopold III. von Österreich führte er nach zwanzig Jahren zum Abschluss (1485).

Friedrichstor, Schloss Linz - Foto: Gerhard Anzinger, Wels (2006), Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Friedrichstor, Schloss Linz - Foto: Gerhard Anzinger, Wels (2006), Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Aus Altersgründen und reichspolitischen Erwägungen zog sich der Habsburger nach mehrmaligen Residenzwechsel nach Linz zurück, das dadurch für kurze Zeit Zentrum und Hauptstadt des römisch-deutschen Reiches wurde. Das dortige Schloss baute er aus. Heute gemahnt nur mehr das "Friedrichstor" (mitsamt "AEIOV") an sein Wirken. Er selbst lebte bescheiden - fast frühbiedermeierlich - in einem Bürgerhaus (Linzer "Bischofshof"). Seine Vorlieben galten der Astronomie, Astrologie, Magie und sonstigen obskuren Geheimwissenschaften - vor allem der Gelderzeugung!

Als Fatalist erlaubte er sich, die Errichtung eines Hochgrabes durch den Niederländer Niclas Gerhaert van Leyden beginnen zu lassen. (Ursprünglich für die Georgskirche in der ehemaligen Burg zu Wiener Neustadt bestimmt - heute im Wiener Stephansdom.) Die nicht erkennbare Deckplatte zeigt den Kaiser als reliefartige Liegefigur inmitten seiner Herrschaftszeichen und seinem "AEIOU"!

Friedrichs ständig vorgehaltener Geiz erwuchs aus der allgemeinen Geldnot der Habsburger. Gegen seine eifrige Sparsamkeit stand die teure Repräsentation: Gerne zeigte er sich in einem aufwendig verfertigten Kaiserkrönungsmantel. dessen Wert auf über 200.000 Gulden geschätzt wurde!

Ein Wundbrand - verursacht durch Altersdiabetes? - machte die Amputation seines rechten Beines erforderlich. Friedrich ertrug die Operation "ohne Probleme". Zwei Monate später raffte ihn - 78jährig - eine weitere schwere Erkrankung hinweg.

Wenigsten verdankte ihm das alte Österreich einen durchtriebenen Nachfolger: Maximilian I. "der letzte Ritter", der das gewaltige väterliche Erbe für das Fundament der österreichisch-ungarischen Monarchie - Teil der Weltmacht Karls V. - benützt hatte.

Anmerkung
[1] Wissenschaftliche Sensation. Das Rätsel um AEIOU scheint gelöst. Oberösterreichische Nachrichten 30.03.2023
Jahrhundertealtes A.E.I.O.U.-Rätsel gelöst/Steiermark.ORF.at 30.03.2023
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