Johann Lucas von Hildebrandt - Ein österreichischer Barockbaumeister und das Benediktinerstift Göttweig an der Donau#
Von Ernst Zentner
Stift Göttweig in der Wachau bestand seit dem Mittelalter. Die Pfarr- bzw. Klosterkirche war eine Gründung des hl. Bischof Altmann von Passau (gest. 1091).
Erst waren hier Augustiner-Chorherren hier ansässig, dann seit 1094 Benediktiner.
Im Verlauf der Jahrhunderte wurde das Kloster ausgebaut und 1718 wurde es bei einem Brand verwüstet. Der damalige Abt Gottfried Bessel entschied einen völligen Neubau zu tätigen. Baukünstler reichten ihre Pläne ein, darunter ein Jacob Prandtauer, und Architekten, die in der Residenzstadt Wien gewesen waren.
Doch Abt Gottfried Bessel entschied sich für den Hofkünstler des Prinzen Eugen, Johann Lucas von Hildebrandt (geb. 1668 in Genua). Damals war Hildebrandt mit dem Belvedere bei Wien und dem Treppenhaus im Schloss Weißenstein in Pommersfelden bekannt gewesen.
Nun für das Kloster war ein exklusiveres Projekt vorgesehen. Die erhaltenen Pläne zeigen geradezu ein Märchenschloss mit markanten Ecktürmen, und alles als Festung des Glaubens – ein österreichisches Montecassino.
Um die Wasserversorgung für das Bauvorhaben zu gewährleisten, ließ Hildebrandt sogar eine Pumpenanlage konstruieren.
Hildebrandt stand in Konkurrenz mit dem kaiserlichen Hofarchitekten Johann Bernhard Fischer von Erlach. Es war die Zeit Kaiser Karls VI. und der Kriege gegen die Osmanen.
In Hildebrandts Stil finden die Kunstliebhaber italienische und französisches Architekturempfinden – eigentlich zeitlosen europäischen Barockstil, der bislang unerreicht geblieben ist.
Ein Zeitgenosse meinte, dass die einheitlichen Fassaden ein "gräuliches Gebäue" sein würden.
Nun Stift Göttweig wurde nur zu einem Dreiviertel vollendet und die Kirche erhielt ihr Aussehen erst im 19. Jahrhundert.
Auffallend der Festungscharakter – ein tiefgehender Hinweis zu Hildebrandt früherer Tätigkeit als Festungsbaumeister – unter Prinz Eugen.
Copyright Ernst Zentner 1983
Siehe Biographie
Weiterführendes
- Schloss Belvedere zu Wien (Essay von Zentner E.)