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Johannes von Nepomuk. Der Moldauheilige#

Von Ernst Zentner

Hl. Johannes Nepomuk, Statue beim Beethovengang in Wien-Döbling, um 1721
Hl. Johannes Nepomuk, um 1721; Beethovengang, Wien-Döbling - Foto: © Ernst Zentner
Um 1350 kam Johannes als Sohn des Stadtrichters Welflinn (Wolffin?) - deutscher Herkunft - in Nepomuk (etwa 32 km südöstlich von Pilsen [Plzeň] in Westböhmen) zur Welt. Im Alter von zwanzig Jahren wurde er im (einstigen) Zisterzienserkloster Nepomuk Klerikerund übte die Funktion eines öffentlichen Notars - eher ein Schreiber - der Gerichtskanzlei des Erzbistums Prag aus. Nach dem Theologiestudium in Prag wurde er 1380 zum Priester geweiht und diente im hiesigen St.-Veits-Dom als Messpriester ohne richtiger Seelsorgetätigkeit (Altarist). Gleichzeitig war er Pfarrer von St. Gallus in der Prager Altstadt, von wo aus er die in der benachbarten Neustadt angesiedelten deutschen Handelsleute und Handwerker betreute. An den Universitäten in Prag und Padua studierte Nepomuk Rechtswissenschaften - Kanonisches Recht! -und beschloss sein Studium 1387 mit dem Doktortitel. Danach begab er sich als Kanoniker zu St. Ägyd in Prag-Altstadt, sogleich 1389 am Prager Dom. Als Mitglied des Domkapitels nahm er im folgenden Jahr die Pflicht eines Archidiakons von Saaz (Žatec, Nordböhmen) ein. Seine spektakulären Predigten in der Teynkirche (Prag-Altstadt) beunruhigten wegen ihrer offenen Kritik an gesellschaftlichen Zuständen sogar den seit 1378 regierenden König Wenzel IV. von Böhmen (1361-1419).

Bereits 1389 stand Nepomuk als Generalvikar (und Privatsekretär) im Dienst des Prager Erzbischofs Johannes von Jenstein (seit 1380; gest. 1400). Zwischen Erzbischof und König bestand seit 1384 ein unbarmherziger Konflikt. Der Landesherr - ein unwerter Sohn Kaiser Karls IV.! - erwies sich als grausamer Wüterich, der verfallen der Trunksucht und der außerdem seine Pflichten als Römischer König (seit 1376/78 - somit Herrscher über Deutschland - so gründlich vernachlässigte, dass er 1400 von den Kurfürsten abgesetzt werden musste. Von Wenzels erster Ehefrau war bekannt, dass sie seinen großen Jagdhunden zum Opfer fiel ...

König Wenzel IV. von Böhmen, Schmuckinitiale in (deutschsprachiger) Wenzelsbibel, um 1390 bis 1400; Österreichische Nationalbibliothek Wien - Leicht aufgehelltes Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
König Wenzel IV. von Böhmen, Schmuckinitiale in (deutschsprachiger) Wenzelsbibel, um 1390 bis 1400; Österreichische Nationalbibliothek Wien - Leicht aufgehelltes Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Im Zisterzienserkloster Kladrau (Kladruby) war der Abt verstorben. Der König beabsichtigte dieses Kloster in ein Suffraganbistum - mit Diözesanbischof, der einem Erzbischof unterstellt ist - umzuwandeln, um es mit einem seiner Günstlinge zu besetzen. Doch die Ordensgeistlichen wählten rasch einen neuen Abt, und der wurde vor Mitte März 1393 von Nepomuk - als ordentlicher Vertreter (Generalvikar) des Erzbischofs - nach kirchlichem Recht korrekt bestätigt. Wenzel verfiel in rastlose Wut, die sich nicht nur allein auf den Generalvikar beschränkte, sondern auch die gesamte Führung des Erzbistums schockierte. Der Despot begann in undiplomatischer Weise eine Einschüchterungskampagne gegen die Geistlichen durchzuziehen. Während erfolgloser politischer Verhandlungen ließ der König auf der Karlsbrücke (Karlův most) Nepomuk in Anwesenheit des flüchtenden Erzbischofs unter wüstesten Morddrohungen gemeinsam mit Generaloffizial Nikolaus Puchník und den Probst von Meißen am 20. März inhaftieren und ins Gerichthaus verschleppen. Der Herrscher verhörte Nepomuk höchstpersönlich. Dessen Verschwiegenheit und Loyalität gegenüber dem Erzbischof besiegelte sein Schicksal Vermutlich wollte Wenzel vom Geistlichen erfahren, ob 1. eine Verschwörung gegen ihn geplant sei und 2. seine (zweite) Gemahlin, Königin Johanna fremdginge. Doch der Vikar blieb verschlossen, unbeugsam und beharrte kompromisslos auf kirchliche Grundrechte - Beichtgeheimnis -, worauf der Tyrann nach vergeblichen Bestechungsversuchen ihn eigenhändig mit Fackeln bestialisch folterte und mit Unterstützung seiner Häscher in der Nacht zum 21. März von der Karlsbrücke gefesselt in die Moldau (Vltava) warf. Die beiden Mitverhafteten verpflichtete der Gewalthaber zu ewigem Schweigen und ließ sie frei.
Welche wirkliche Ursache zu dieser schändlichen Tat führte, ist nicht ausreichend feststellbar. Lediglich eine Anfang des 15. Jahrhunderts aufgekommene Legende behauptet, dass Nepomuk sich weigerte das Beichtgeheimnis preiszugeben, zumal ihm die Königin gewisse Dinge anvertraut habe und sie selbst ihrem strengen Gemahl untreu gewesen sein soll. Obendrein war diese Ehe kinderlos!

Johannes von Nepomuk nimmt der jungen Königin die Beichte ab, Holzschnitt, 1602. Älteste Darstellung. Links das alte Grabmal im Veits-Dom, darüber Blick auf die Karlsbrücke. Standort? - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Johannes von Nepomuk nimmt der jungen Königin die Beichte ab, Holzschnitt, 1602. Älteste Darstellung. Links das alte Grabmal im Veits-Dom, darüber Blick auf die Karlsbrücke. Standort? - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Viel später informierte Erzbischof Jenstein Papst Bonifatius IX. von diesem abscheulichen Verbrechen:

"... Schließlich befahl der Herr König seinen gottlosen Gefolgsleuten und seinen gotteslästerlichen Ratgebern, den zu Tode gequälten ehrwürdigen Doktor und Vikar Johannes, gebunden an Händen und Füßen, ein Stück Holz in den Mund gesteckt, durch einige seiner königlichen Leibwächter ... nächtlicherweise zum Stadtfluss, Moldau genannt, zu schleppen, von der Brücke des Flusses zu stürzen und in den Fluten zu ertränken.
Und diese Leibwächter fesselten den ehrwürdigen Priester Johannes an Händen und Füßen und trugen ihn, wie ... einen Klumpen ... zum besagten Fluss. Also wurde er in den Fluten ertränkt und seine Tage auf erbarmungswürdige Weise beendet."

Danach war der Leichnam in die Nähe der Brücke an das Ufer gespült und von Einheimischen in der Umgebung an einem verborgenen Platz begraben worden. Heiligenbiographien berichten, dass im Wasser fünf Lichter den Standort der Leiche anzeigten. Die Lichter entsprechen den fünf Sternen im Heiligenschein des Märtyrers in Bildwerken und der Anzahl der Buchstaben des lateinischen Wortes "tacui" = "ich habe geschwiegen"! Nach einem halben Jahr erhielten die sterblichen Überreste des braven Gottesmannes im Veitsdom eine Grabstätte, die die Wirren der Hussitenkriege und Reformation ohne größere Schäden überstanden hatten.

Hl. Johannes von Nepomuk auf der Karlsbrücke in Prag, Johann Brokoff nach einem Tonmodell von Matthias Rauchmiller (1681), 1683 aufgestellt - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Hl. Johannes von Nepomuk auf der Karlsbrücke in Prag, Johann Brokoff nach einem Tonmodell von Matthias Rauchmiller (1681), 1683 aufgestellt - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Bald wurde Nepomuk im Volk als Heiliger verehrt und bereits 1608 - zehn Jahre vor Anbeginn des Dreißigjährigen Krieges - galt er als einer der Nationalheiligen Böhmens (neben Schutzpatron hl. Wenzel I.). Im Sommer 1683 - während die Osmanen Wien belagerten - wurde als Votivgabe eines vor dem Hinrichtungstod erretteten Mannes ein Nepomuk-Standbild auf der Karlsbrücke über der Moldau aufgestellt. Für den in Nürnberg realisierten Bronzeguss verwendete der in der Slowakei geborene Bildhauer Johann Brokoff als Ideal ein schon 1681 angefertigtes Tonmodell Matthias Rauchmillers. Abgebildet als Kanoniker (Chorhemd, Talar und Birett) mit Kruzifix, einem Palmblatt als allgemeines Heiligenattribut in einer Hand und einer Glorie aus fünf Sternen um sein Haupt. Die Vorbildwirkung war enorm: Viele Brücken, aber auch Wege, Plätze, Orte erhielten gleichartige Standfiguren (oft anonymer Meister). Manchmal erinnert eine solche Statue an die einstige Existenz eines - inzwischen veränderten oder stillgelegten - Wasserlaufs.
Es gibt natürlich auch Wappen, die auf dem böhmischen Heiligen Bezugnehmen. Generell fünf Sterne um eine Zunge. In Wien haben die Bezirkswappen der Leopoldstadt und Brigittenau eindeutige Hinweise. Johannes von Nepomuk ist bislang der einzige Heilige neben Hl. Maria mit Sternenkranz als Heiligenschein.
Im April 1719 erfolgte eine Öffnung seines Grabes, worin inmitten der Gebeine bzw. des Schädels seine Zunge unversehrt (!) vorgefunden wurde. Seither befindet sie sich in einer in Wien 1726 geschaffenen barocken Monstranz ("Zungenreliquiar"; Schatzkammer der Veits-Kathedrale), die an den Festtagen des Märtyrers öffentlich zur Schau gestellt wird. Die vielen zerbrochenen Knochen des Skeletts erlaubte den damaligen Ärzten Rückschlüsse auf die Schwere der Folterung zu ziehen. Im Übrigen sei noch erwähnt, dass laut den Ergebnissen einer in den 1970er Jahren - damals ČSSR - durchgeführten wissenschaftlichen Untersuchung sich die vermutete "Zunge" als ein organischer Rest der Hirnsubstanz des Blutzeugens herausstellte.
Hl.-Johannes-Nepomuk-Statue am Kahlenberg, Wien-Döbling, 18. Jh.(?) - Foto: Mario13, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Hl.-Johannes-Nepomuk-Statue am Kahlenberg, Wien-Döbling, 18. Jh.(?) - Foto: Mario13, Wikimedia Commons - Gemeinfrei

1721 wurde Nepomuk von Papst Innozenz XIII. vorerst seliggesprochen, dieser bestimmte den 16.Mai als Festtag und gestattete die Kultausübung für Böhmen, Polen und Litauen. Acht Jahre später – nach einem langsamen Kanonisationsprozess –, am 19. März 1729 auch offiziell durch Papst Benedikt XIII. zum Heiligen erklärt. Selbstverständlich mit ausdrücklicher Billigung Kaiser Karls VI., der sich als König von Böhmen (und das seit 1723) die Zuneigung seiner Untertanen aus politischen Motiven erhalten wissen wollte. In der "Monarchia Austriaca" feierten die Menschen die Heiligsprechung Nepomuks großartig. Der Prager St.-Veits-Dom erhielt für die Feierlichkeiten im Oktober 1729 eine prachtvolle Festdekoration. Außer dem hl. Joseph war Johannes von Nepomuk der weitere "Lieblingsheilige" Karls VI. Nicht ohne Grund: Als Patron gegen Verleumdung wurde er vom Habsburger bereits Jahrzehnte zuvor, zwischendurch des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-13/14), wider die außenpolitischen Lügenkampagnen seines Rivalen König Philipp V. von Spanien angebetet bzw. beschworen. 1712 erteilte Karl VI. die Weisung, dass dem hl. Nepomuk in Barcelona zwei Altäre geweiht werden.
Im 18. Jahrhundert war Johannes von Nepomuk der bekannteste Heilige in Böhmen, Österreich, in den katholischen Gebieten Deutschlands und Belgien. (Die Verehrung des einzigen internationalen Heiligen Böhmen ging nach Italien, dann Spanien, Lateinamerika und endlich auch Ferner Osten!) Inzwischen gilt er auch als zweiter Diözesanpatron in Görlitz, Meißen, Regensburg und Salzburg. Zahlreiche Bildwerke, ihm gewidmete Altäre, Kapellen und Kirchen sowie Statuen wurden gestiftet und aufgestellt. Es gab – und gibt – keinen Ort, wo nicht eine Figur an den böhmischen Schutzheiligen gemahnt: 1727 meißelte Georg Raphael Donner in Salzburg eine lebensgroße Marmorstatue, die in der Linzer (ehemaligen) Deutschordenskirche platziert wurde (nunmehr an der Stadtpfarrkirche).

Peterskirche, Wien-Innere Stadt. Johannes-von-Nepomuk-Altar mit 'Brückensturz' des Heiligen, Lorenzi Mattielli, 1729 - Ausschnitt eines Fotos: Dguendel, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Peterskirche, Wien-Innere Stadt. Johannes-von-Nepomuk-Altar mit "Brückensturz" des Heiligen, Lorenzi Mattielli, 1729 - Ausschnitt eines Fotos: Dguendel, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Noch im Heiligsprechungsjahr schuf Bildhauer Lorenzo Mattielli für die Kirche St. Peter in Wien-Innere Stadt einen voluminösen Nepomuk-Altar, auf dem der "Brückensturz" des Heiligen in dramatischer Effektheit wiedergegeben ist. Übrigens, eine eher seltene Darstellung der Hinrichtung Nepomuks! Mit Einverständnis Karls VI. entstand in Innsbruck durch den Tiroler Baumeister Georg Anton Gumpp 1729-32 die Kirche "St.-Johannes-von-Nepomuk-am-Innrain" als relativ kleiner aber entzückender Bau.
Innsbrucker Johanneskirche = St.-Johannes-von-Nepomuk-am-Innrain - Foto: Hafelekar, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Innsbrucker Johanneskirche = St.-Johannes-von-Nepomuk-am-Innrain - Foto: Hafelekar, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Nahe Schloss Schönborn bei Göllersdorf in Niederösterreich errichtete 1729-33 Johann Lucas von Hildebrandt entlang zweier Wasserläufe eine originelle, bekrönte Baldachinkapelle. In ihr, umgeben von vier Säulen, die auf einem Sockel postierte Statue des Heiligen.
Baldachinkapelle Hl. Johannes von Nepomuk, Viendorf, Göllersdorf, Niederösterreich - Foto: Robert Heilinger (2020), Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Baldachinkapelle Hl. Johannes von Nepomuk, Viendorf, Göllersdorf, Niederösterreich - Foto: Robert Heilinger (2020), Wikimedia Commons - Gemeinfrei
St.-Johannes-Nepomuk-Kirche am Felsen (Kostel sv. Jana Nepomuckého na Skalce) in der Prager Neustadt - Foto: VitVit, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
St.-Johannes-Nepomuk-Kirche am Felsen (Kostel sv. Jana Nepomuckého na Skalce) in der Prager Neustadt - Foto: VitVit, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Kilian Ignaz Dientzenhofer verwirklichte um 1730-39 in Prag-Neustadt auf einer Anhöhe – unweit der Moldau – die eindrucksvolle Kirche "St.-Johannes-von-Nepomuk-am-Felsen". Der gleiche Architekt erbaute 1733-38 im Auftrag eines böhmischen Adeligen anstelle des angeblichen Geburtshauses des Märtyrers eine schöne Barockkirche – die allerdings dem hl. Johannes der Täufer geweiht wurde …
St. Veitsdom, Prag. Imposantes Silbergrabmal mit dem verinnerlichten Heiligen, Antonio Corradini nach Entwurf von Joseph Emanuel Fischer von Erlach, 1733-36 - Foto: Ray Swi-hymn (Sijhih-Taipei, Taiwan) (2019)
St. Veitsdom, Prag. Imposantes Silbergrabmal mit dem verinnerlichten Heiligen, Antonio Corradini nach Entwurf von Joseph Emanuel Fischer von Erlach, 1733-36 - Foto: Ray Swi-hymn (Sijhih-Taipei, Taiwan) (2019)
Auf Geheiß des Kaisers kam 1733-36 für den Sarkophag im Veits-Dom ein monumentales Silbergrabmal mit der Gestalt des verinnerlichten Heiligen zustande (bewältigt von Antonio Corradini nach Entwurf Joseph Emanuel Fischer von Erlachs). In München errichteten die Brüder Cosmas Damian und Egid Quirin Asam 1733-46 ein St.-Nepomuk-Gotteshaus als rokokohafte "Privatkirche".
Nicht weniger bedeutend waren Gebete und Litaneien an den hl. Nepomuk; wissenschaftliche Thesenblätter und Andachtsbildchen bezeugen die tiefe Verehrung des böhmischen Märtyrers durch Klerus und Volk. Darstellungen des Heiligen in der Malerei befinden sich ab 1700 im böhmischen und seit 1720 auch im österreichischen Raum. Gelungene Einzelbeispiele brachten Bartolomeo Altomonte, Paul Troger, Kremser Schmidt
Wallfahrtskirche Straßengel, Steiermark. Hl. Johannes von Nepomuk im Gebet vor der Gottesmutter von Altbunzlau, Ölgemälde, Martin Johann Schmidt = Kremser Schmidt, 1781 - Ausschnitt eines Fotos: Liuthalas, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Wallfahrtskirche Straßengel, Steiermark. Hl. Johannes von Nepomuk im Gebet vor der Gottesmutter von Altbunzlau, Ölgemälde, Martin Johann Schmidt = Kremser Schmidt, 1781 - Ausschnitt eines Fotos: Liuthalas, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
und andere zustande. Ihre Werke boten charakteristische Szenen und Ereignisse aus der Nepomuk-Biograpie (Beichte der Königin, Almosenspende, Gefangennahme, Sturz in die Moldau). Aber ansonsten blieben generell die visuellen Gestaltungsvarianten im üblichen sakralkünstlerischen Maßstab bestehen ohne absolut die plastischen Bildobjekte zu übertreffen.
Stift Altenburg, Niederösterreich. Klosterkirche. Johannes-von-Nepomuk-Altar mit Gemälde 'Beichte der Königin' von Paul Troger - Foto: GuentherZ (2011), Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Stift Altenburg, Niederösterreich. Klosterkirche. Johannes-von-Nepomuk-Altar mit Gemälde "Beichte der Königin" von Paul Troger - Foto: GuentherZ (2011), Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Hier sei noch ein prägnantes Beispiel des Nepomuk-Kultes angeführt: Im Südtiroler Ort Walten (etwa 25 km nördlich von Meran) hat sich der Brauch erhalten, alljährlich am 24. Juni - Tag der "Sommerweihnacht": Fest "Hl. Johannes der Täufer"! - in einem nahegelegenen Bach eine Nepomuk-Figur auf Steine zu betten und sie innerhalb einer andachtsvollen Zeremonie und Prozession zu bergen.[1]

Hl. Johannes von Nepomuk gilt als Schutzpatron Böhmens, der Beichtväter, Priester; Kranken; Flößer, Schiffer; Müller; Brücken; Ehre und Verschwiegenheit; Bewahrer des Eigentums; er wird angerufen gegen Diffamierung, böswilliger Verdächtigungen, Verunglimpfung, übler Nachrede ... und Hochwassergefahr!

Falls nicht anders, wurde er bis vor kurzer Zeit im östlichen Europa als Symbolfigur gegen religiöse Unterdrückung und Willkür des Staates in innerkirchliche Angelegenheiten angesehen.

Wir brauchen nicht unbedingt nach Prag zu fahren, um ihm gewidmete Bildwerke kennenzulernen. Es genügt sogar eine kleine Reise um die Ecke: Zum Beispiel in Wien, nach Döbling, wo einige barocke Nepomuk-Statuen den Weg von Heiligenstadt, Nußdorf und Grinzing auf dem Kahlenberg säumen ...

Allein die Gegenwart einer solchen Statue vermittelt uns den Hauch der goldenen Moldaumetropole. Aber genauso ermahnt uns der "politische Heilige" Machtmissbrauch und Gewaltherrschaft niemals zuzulassen!

Ernst Zentner 1993 / aktualisiert 2021

Anmerkung [1] http://www.sagen.at/doku/calendar/0516.htm

Quellen (Auswahl)

Weiterführendes

WIRD ERGÄNZT