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Johannes Nepomuk, hl.#

Kleines Andachtsbild, 19. Jh. Gemeinfrei

Johannes Welflin (um 1350 - 1393) in Pomuk bei Pilsen (CR) geboren, war der Sohn des Stadtrichters. Er schlug die juristische Laufbahn ein, studierte in Prag und Padua und war 1370 Notar des erzbischöflichen Gerichts in Prag. Zehn Jahre später zum Priester geweiht, wurde er 1389 Kanonikus am Prager Dom und Generalvikar des Erzbischofs. Am 20. März 1393 ließ ihn König Wenzel IV. (1361-1419) von Böhmen töten und soll ihn eigenhändig gefoltert haben. Der Herrscher fürchtete eine Verschwörung zwischen seinen Verwandten und dem Erzbischof und rächte sich an dessen ranghöchstem Mitarbeiter. Ein anderer Grund war wohl, dass sich der Generalvikar der Einmischung des Königs in kirchliche Angelegenheiten widersetzte.

Die Legende will hingegen wissen, dass Johannes als Vertrauter der Königin das Beichtgeheimnis wahrte. Nachdem man ihn in die Moldau stürzte, sei dort ein Kranz mit leuchtenden Sternen erschienen. Deren Fünfzahl wird mit den Buchstaben des Wortes „tacui“ in Zusammenhang gebracht, weil er schwieg. 

Zur Zeit der Gegenreformation förderten Adel, Jesuiten und Franziskaner seine Verehrung. Um 1600 zählte man Johannes Nepomuk zu den böhmischen Landespatronen. 1680 schrieb ein Angehöriger des Jesuitenordens, Bohuslav Balbin, eine umfangreiche Biographie. Seit 1693 steht die Johannesstatue auf der Prager Karlsbrücke. Leopold Schmidt (1912-1981) hat darauf hingewiesen, dass nach der völligen Wiedergewinnung Böhmens für die Habsburger die Erhebung eines böhmischen Landespatrons zu einer religiös-politischen Notwendigkeit wurde (ein Gegenstück zum hl. Stephan als Landespatron Ungarns nach den Türkenkriegen). Nachdem man 1719 das Grab öffnete und die vermeintliche Zunge (vermutlich ein Stück der Großhirnrinde)unverwest fand, wurde Johannes Nepomuk zwei Jahre später selig und 1729 heilig gesprochen. „Johannes Nepomuk, Priester, Märtyrer“ am 16. Mai ist ein nicht gebotener Gedenktag im Regionalkalender, in Salzburg (2. Diözesanpatron) gebotener Gedenktag.

Statuen des Priesters mit Kruzifix und Sternenkranz stehen "an jedem Steg, auf jeder Bruck" und prägen Österreichs sakrale Kulturlandschaft. Ende November 2014 wurde eine moderne, 35 Jahre alte, Nepomukfigur zum Lebensretter. In Buchkirchen (Bezirk Wels-Land, OÖ) verlor ein Autolenker die Kontrolle über sein Fahrzeug. Er prallte gegen die Statue, was den Absturz beim Brückengeländer verhinderte. Der Autofahrer kam mit leichten Verletzungen davon.

Kunsthistoriker unterscheiden verschiedene Typen von Darstellungen des Märtyrerpriesters, wie z.B. "Brückentypus" (Das Kruzifix betrachtend), "missionarisch-jesuitisch" (Kruzifix in hoch erhobener Hand zeigend), "Assunta-Darstellung" (auf Wolken, mit Engeln), Legendenszenen (Geburt, Krankenheilung, als Ministrant, Maler, Lehrer, Prediger, Almosenspender, Armenanwalt, Mahner des Königs, Beichte der Königin, in der Versuchung, Gebet vor dem Kruzifix. Zu seinen Attributen zählen der Glorienschein mit den Sternen, ein Kruzifix, ein Medaillon mit Madonnenbild.

Sobieskiplatz, Wien 9
Servitenkirche, Wien 9
Servitenkirche, Wien 9
Rossauerbrücke, Wien 9
Nussdorf, Wien 19
Aufgebahrter Johannes
Johanneskapelle, Wien 9


Der hl. Johannes Nepomuk ist der Patron des Beichtgeheimnisses (besonders von Bedeutung in der Gegenreformation, als die evangelischen Christen die Ohrenbeichte ablehnten), der Flößer, Jesuiten (2. Ordenspatron), Schiffer, Sterbenden; gegen üble Nachrede und Wassergefahren.

In der Barockzeit waren Andachten und Prozessionen bei seinen Figuren und Kapellen Brauch. Es gab eigene Lieder und Schauspiele. Die josephinischen Reformen schränkten die repräsentativen Andachtsformen stark ein. Im Biedermeier lebten sie in einfacherer Weise wieder auf. 1843 malte Ferdinand Georg Waldmüller (1793-1865) seine berühmte "Johannesandacht in Sievering" (Wien 19). Das bekannte Lichterschwemmen fand nun auch am Tag Johannes Nepomuks statt.

2021 wurde der vor 300 Jahren, 31. Mai 1721, erfolgten Seligsprechung des böhmischen Märtyrerpriesters gedacht. Um 19.30 Uhr läuteten weltweit 300 Glocken. Nach einem von Kardinal Dominik Duka gefeierten Gottesdienst im Veitsdom führte am Abend des 15. Mai eine Prozession, mit dem Prager Erzbischof in einer Pferdekutsche, auf dem historischen Königsweg über die Karlsbrücke. Von der Brücke soll Johannes Nepomuk am 20. März 1393 in die Moldau gestürzt worden sein. Einen besonderen Nepomuk-Festtag gab es auch in Rom. In der Kapelle des nach dem Heiligen Nepomuk benannten päpstlichen Kollegs „Nepomucenum“ wurde der bisherige Altartisch des Brünner Peter-und-Pauls-Doms installiert. Die Brünner Kathedrale hatte im Zuge einer Renovierung einen neuen Altar erhalten.


Quellen: 
Alle heiligen Zeiten. Lieder und Texte im Jahreskreis. Atzenbrugg 2010. S 91 f.
Ausstellungskatalog Johannes von Nepomuk. Passau 1971
Helga Maria Wolf. Das neue BrauchBuch. Wien 2000. S. 193
Helga Maria Wolf: Der Fünfsterne-Heilige. In: Eisenbahn und Kirche (Hg. Christoph Schönborn und Gerhard H. Gürtlich) Wien 2013
2021, publiziert 18.5.2021

Bilder:
Johannes Nepomuk. Kleines Andachtsbild 19. Jh. Gemeinfrei
Nepomukstatue Sobieskiplatz, Wien 9
Reliefs in der Servitenkirche, Wien 9
Statuen bei der Rossauerbrücke, Wien 9, und in Nussdorf, Wien 19
Devotionalkopie Aufgebahrter Johannes
Johann Nepomuk-Kapelle von Otto Wagner, Wien 9 - alle Fotos: Doris Wolf


Siehe auch:

--> Der Fünfsterne-Heilige