Wissenschaft und Forschung#
Interesse an Forschung - Coronelli und Marinoni
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Für Wissenschaft und Forschung brachte der Monarch enormes Verständnis gegenüber. Er interessierte sich für neuartige Ideen und Erfindungen im Bereich der Geistes- und Naturwissenschaften. Er war zweifelsohne der Mäzen und Förderer durchaus. Auf habsburgisch-österreichischem Boden existierte ein aus Venedig gebürtiger Minoritenpater namens Vincenzo Maria Coronelli, der sich vor 1700 als Globenbauer einen europaweiten Namen machte. Sogar für den Sonnenkönig durfte er in Paris ein Riesenglobuspaar von 4,80 Meter Durchmesser konstruieren. Coronelli war ein anerkannter Kosmosgrafie- und Geografiegelehrter reinsten Wassers. Außerdem gründete er in Venedig die "Academia cosmografica degli argonauti". Sein Ruf reichte bis nach Wien.
Ein anderes Beispiel barockgelehrter Belesenheit im Reich Karls VI. wäre der vom Kaiser 1726 geadelte Giovanni Giacomo von Marinoni. Der im italienischen Udine geborene Wissenschaftler war damals der bekannteste Kartograf. Schon 1704 bereitete er die Vermessungsarbeiten für den Wiener Linienwall vor.
Vermittlung der Kriegskunst
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Angesichts der kriegerischen Eroberungen des Prinzen Eugen gegen die Osmanen ermöglichte der Kaiser am 24. Dezember 1717 die Gründung einer Militär-Ingenieur-Akademie für Geometrie und Kriegswissenschaften. Der Kaiser wollte die Kriegskunst erlernen sowie, dass sie unterrichtet werde. Diese Akademie wurde eine der frühesten Polytechnischen Schulen Österreich-Ungarns. Der Militäringenieur Leander Conte Anguissola (gestorben 1720) amtierte als erster Direktor und Kartograf Marinoni wirkte als Mitbegründer und nächste Direktor dieser Institution.Die Erforschung des Sternenhimmels und erste Observatorien
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Damals herrschte das Weltbild geprägt von Kopernikus, Brahe, Galilei, Kepler, Cassini, Römer, Newton und Halley. Karl VI. war an der Erforschung des Sternenhimmels interessiert und unterstützte die Astronomiewissenschaften. Damals bauten die Jesuiten in ihrer Niederlassung in Prag, bekannt als Clementinum, eine Sternwarte. Möglicherweise unterstützte sie der Kaiser bei ihrem Vorhaben und gab gewiss pekuniäre Unterstützung. Sie wurde von František Maximilián Kanka (1721-1723) erbaut und später von Anselmo Lurago (1748) umgebaut. Schon 1730 wurde an der Turmspitze wurde ein bleierner Atlas – ein Hinweis auf Herkules? – aufgesetzt. Noch um diese Zeit wurde dazu der Mathematische Saal erbaut. Vielleicht kannte der Kaiser diesen Saal? In den 1720er Jahren wurde der Habsburger auf dem Hradschin zum König von Böhmen gekrönt. 1730/40 errichtete Marinoni mit finanzieller Unterstützung des Habsburgers das erste institutionalisierte Observatorium in seinem Haus in Wien-Innere Stadt. Jesuitenpater Joseph Franz – dieser wird unter Maria Theresia neue Maßrichtlinien einführen – erbaute nach der Mitte der
1730er Jahre auf dem Wiener Jesuitenkollegiumsgebäude einen "mathematischen Turm" mit einer Höhe von 45 Meter. Karl VI. besuchte im Dezember 1735 diese Sternwarte und unternahm mit den Patres Beobachtungen am nächtlichen Sternenhimmel.
Jedenfalls prägte Kaiser Karl VI. seine Lebenswelt.
Naturwissenschaften waren ebenso wenig nicht ungewöhnlich. Sogar skurrile Dinge gab es am kaiserlichen Hof zu bestaunen. Etwa einen durch Import aus den amerikanischen Kolonien herbeigeschafften sechseinhalb Meter hohen stammartigen Kaktus, der im Garten der Favorita aufgestellt wurde und kurzzeitig als vielbestauntes Unikum galt (1729). Die Stacheln dürften manchen Höfling abgeschreckt haben.
Andere Wissenschaftler - Montfaucon, Keyßler, Baluze, Argellati und Calles
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Natürlich gab es im Regierungsleben Kaiser Karls VI. auch weitere Gelehrte und hochverdiente Menschen, deren Wissen aus dem Elfenbeinturm hie und dort auf die Bildungselite der Intellektuellen und Wissbegierigen verströmte. Jedoch schienen sie nicht oft oder gar nicht am Hof des Kaisers auf und waren dessen ungeachtet nicht weniger berühmt und anerkannt. Ein Verschweigen ihrer Existenz wäre historischer Leichtsinn.
So etwa ein Bernard de Montfaucon, ein französischer Benediktinerpater, der als klassischer Philologe und Kunstschriftsteller wichtige literarische Ergüsse publizierte. Er gab die Schriften der griechischen Kirchenväter heraus. Jedenfalls war er der Begründer der griechischen Paläographie. Natürlich hatten sich seine Forschungen zur bildenden Kunst des Altertums des mittelalterlichen Frankreichs zur Basis künftiger Forschungsarbeit entwickelt.