Der Dreißigjährige Krieg in Europa im Spiegel des Landes Niederösterreich#
Einen Krieg beginnen, das kann schnell geschehen. Aber einen Krieg beenden, das dauert ...Von Ernst Lanz
(I) Bei einem Besuch der Burg Kreuzenstein bei Korneuburg unweit von Wien, entdeckte ich in einem der Schauräume eine alte Fotografie. Sie zeigte die Ruinen der richtigen Burg Kreuzenstein. Der Museumsführer erklärte, dass die Kreuzenstein im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde.
Vergleichbar wäre die Burgruine Dürnstein in der Wachau. Auch sie ist das Resultat einstiger kriegerischer Ereignisse. Auch das verantwortete Torstensson (1645).
Krems an der Donau wurde von Torstensson und seinem schwedischen Truppen und dann von den Kaiserlichen heimgesucht. Dann noch die Burgruine Staatz[2] im nördlichen Weinviertel. Zeitgenossen hielten diese Burg als uneinnehmbar, bis ihnen Torstensson anderes bewiesen hatte (April 1645). Kriegsgräuel erlebte Gaunersdorf bei Mistelbach. Völlige Verwüstung.
Wie konnte es dazu kommen? Was geschah damals vor nahezu 400 Jahren?
Der Dreißigjährige Krieg ereignete sich von 1618 bis 1648 und war eine Aufeinanderfolge von fünf Konflikten. Die Ursache lag im religiös-politischen Gegensatz zwischen Katholiken und Protestanten und das unstillbare Verlangen der Landesfürsten nach Erweiterung ihrer Gebiete. Der eigentliche Anlass lag im Erstarken des gemäßigten Hussitismus in Böhmen und der Widerstand der Stände gegen den Absolutismus Ferdinands von Österreich. Begonnen hatte das mit dem berühmten Prager Fenstersturz und endete mit dem Westfälischen Frieden.
Allgemein betrachtet ist diese Epoche eine der faszinierendsten Abschnitte in der Weltgeschichte. Aber:
Der Dreißigjährige Krieg war ein einziges "großes Geschäft mit dem Tod".[3]
Ein Drittel der Bevölkerung in Europa büßte ihr Leben ein. Die Menschen starben im Verlauf von Kampfhandlungen, an unvorstellbaren Gräueltaten, Hungersnöten und an der Pest.
In Niederösterreich war das auch nicht anders.
Zuerst ein Überblick über die Gesamtsituation von Europa. Die Reformation und Gegenreformation lagen wie zwei geistige Welten ineinander, mit fatalen Auswirkungen auf die Menschen. Damals gab es "mehrere Machtschwerpunkte" und skurrile Umstände. Das Imperium der Habsburger verteilte sich auf zwei Familienzweige: den spanisch-niederländischen und den deutsch-österreichischen. Die katholische Angelegenheit wurde in Europa von dem spanischen Zweig beschützt.
Die militärischen Aktionen richteten sich in der Hauptsache gegen den Kaiser - und seiner Residenzstadt Wien.
(II) Heinrich Matthias von Thurn versuchte mit den böhmischen Ständen ihr Verhalten im Zusammenhang des Prager Fenstersturzes mit einer Verteidigungsschrift zu rechtfertigten. Das Direktorium der böhmischen Konföderation ernannte Thurn zum militärischen Führer des ständischen Heeres. Am 5. Juni und am 26. Oktober 1619 stand er mit seinen Truppen vor Wien. Thurn schlug sein Lager bei Kaiserebersdorf auf. Er rechnete mit der Unterstützung der Wiener Glaubensgenossen - aber nichts geschah. Zuletzt scheiterte er aus Mangel an schweren Belagerungsgerät und Soldaten.
Der Führer der anti-habsburgischen Aufständischen im Königreich Ungarn, Gabriel Bethlen (ungar. Bethlen Gábor) eroberte Pressburg, das Hauptgebiet des Königreiches Ungarn) und marschierte auf Wien zu.
(III) Kaiser Ferdinand II. erkannte nicht, dass der Krieg nicht mehr zu weitreichenden politischen Entscheidungen führen würde. Die Schlacht bei Jankau (nahe Prag) gegen schwedisch-protestantische Truppen führte zu einer Niederlage der kaiserlich-habsburgischen Truppen. Sie wurden regelrecht aufgerieben. Die Residenzstadt Wien war folglich ungeschützt. Torstensson entschied nach Wien zu gehen, und das mit Brutalität. Von Böhmen über Mähren ins Niederösterreichische. Burgen und Festungen wurden gesprengt, die Dürnstein, und bei Korneuburg die Kreuzenstein. Ortschaften belagert oder zerstört. Krems an der Donau, das ebenfalls bewehrt war, bis 1646 belagert und erobert. Die Kaiserlichen zurückeroberten die Stadt. Bei den Kriegshandlungen wurden mindestens die Hälfte der Häuser beschädigt oder zerstört. Wegen des Schwedeneinfalls verlor Tulln an der Donau seine Vorrangstellung als Donauhandelsplatz. Die Schweden rückten bis Korneuburg vor. Am 4. April 1645 erhielt Oberst Lukas Spicker die Aufforderung, beide Festungen Korneuburg und Kreuzenstein zu übergeben. Weil er kaum Truppen besaß, gab er am nächsten Tag der Aufforderung nach. Bevor Torstensson nach Mähren Ende September zurückzog, ließ er die Festung Korneuburg baulich verstärken, um sie als Ausgangspunkt für einen Sturm auf Wien einsetzen zu können. Im Mai 1646 wurde Korneuburg von den Kaiserlichen erfolgreich belagert. Auf Befehl des Feldmarschalls Torstenssons wurde die Burg Kreuzenstein mittels drei oder vier Sprengungen zerstört.
Kriege hatten generell die Bevölkerung zu ertragen. An diesen Krieg erinnern nach Jahrhunderten in viele niederösterreichische Orte Bezeichnungen wie "Schwedengasse".
Anmerkungen
[1] Burg Kreuzenstein/Burgen und Schlösser
[2] Burgruine Staatz/Burgen und Schlösser/Niederösterreich (Abbildungen)
[3] Vadja 1980, 282
Siehe auch_
- Historische Bilder zu Dreißigjähriger Krieg/Bilder und Videos/Historische Bilder IMAGNO (Anschlag auf einen Vorratswagen während des Dreissigjährigen Krieges, um 1640 - Der zweite Prager Fenstersturz. 1618, Holzstich / Xylographie, 1662)
Benützte Quellen (in Auswahl)
Allgemein
- Georg Schmidt: Der Dreißigjährige Krieg. München 9., aktualisierte Auflage, 2018 (2005)
- Dreißigjähriger Krieg/AEIOU
- Dreißigjähriger Krieg/AustriaWiki
- Thirty-Years-War/Britannica
- Isabella Ackerl: Geschichte Österreichs in Daten. Von der Urzeit bis 1804. Wiesbaden 2. Auflage 2014 (2009), 140-156
- Karl Gutkas: Geschichte Niederösterreichs. Wien 1984, 132-138
- Karl Gutkas: Niederösterreich im Dreißigjährigen Krieg - Wissenschaftliche Schriftenreihe Niederösterreich, 80. St. Pölten - Wien 1987
- Karl Gutkas (Hrsg.): LandesChronik Niederösterreich. 3000 Jahre in Daten, Dokumenten und Bildern. Wien - München 1990, 192-199
- Walter Kleindel: Die Chronik Österreichs. 1984
- Andreas Macho: Eine kurze Geschichte Niederösterreichs. Ereignisse. Persönlichkeiten. Jahreszahlen. Wien 2005, 34-36
- Stephan Vadja: Felix Austria. Eine Geschichte Österreichs. Wien - Heidelberg 1980, 282-296
- Thomas Winkelbauer (Hrsg.): Geschichte Österreichs. Von Christian Lackner, Brigitte Mazohl, Walter Pohl, Oliver Rathkolb und Thomas Winkelbauer. Stuttgart 2015, 180-185 (Winkelbauer)
- Erich Zöllner: Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. 7. Auflage. Wien 1984, 211-220