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Salomon Sulzer (1804-1890) - Maßgebender Erneuerer des jüdischen Synagogengesanges#

Von Ernst Zentner

Salomon Sulzer
Salomon Sulzer - Lithographie, Eduard Kaiser - Foto: wikimedia Commons - Gemeinfrei

Salomon Sulzer
Salomon Sulzer - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Am 30. März 1804 kam Salomon Sulzer in Hohenems, Vorarlberg zur Welt. Schon als 13-Jähriger übte er die Funktion als Kantor in Hohenems aus. Kaiser Franz hatte ihn in diesem Amt offiziell bestätigt, verlangte aber eine dreijährige Ausbildungszeit für dieses Amt.
1825 kam er nach Wien und nahm Unterricht bei dem Mozart- und Albrechtsbergerschüler Ignaz Ritter von Seyfried. In den Jahren 1826 bis 1881 wirkte er in der Wiener Neuen Synagoge als Oberkantor.

Isaac Noa Mannheimer, Prediger und Religionslehrer
Isaac Noa Mannheimer aus Kopenhagen, erster Oberrabbiner im Stadttempel. Sulzer verdankte ihm auch dort das Amt des Oberkantors; Lithographie von Eduard Kaiser, 1858 - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Mit dem Prediger und Religionslehrer Isaac Noa Mannheimer (1793-1865) aus Kopenhagen ermöglichte Sulzer den "Wiener Ritus" - eine gemäßigte erneuerte Form des jüdischen Gottesdienst, der zum Vorbild auch in anderen Teilen der Donaumonarchie wurde.
Sulzer erreichte eine Reformierung des jüdischen Tempelgesanges durch völlig neue Kompositionen, die der damaligen Wiener Klassik - Franz Schubert - angenähert waren und durch Ausbildung eines hervorragenden Synagogenchores. Von 1844 bis 1847 war er Professor für Gesang am Wiener Konservatorium und 1845 sogar Professor im Musikverein. Er veröffentlichte 1845 bis 1868 ein zweibändiges jüdisches Gesangbuch "Schir Zion" (Das Lied von Zion), brachte dann noch hebräische Hymnen und weitere Gesänge heraus. (Darin wurde u. a. Fr. Schuberts 92. Psalm, D953 aufgenommen.)
Während der Vormärzrevolte 1848 wurde er verhaftet. Danach gab er am Wiener Hof Konzerte, wodurch er angesehen war. Er wurde zum Ritter des Franz-Josephs-Orden erhöht (1868) und erhielt das taxfreie Bürgerrecht der Stadt Wien. 1876 schrieb er noch eine "Denkschrift an die Wiener Israelitische Cultus-Gemeinde".
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Synagoge in der Wiener Seitenstettengasse, Inneres; vor 1906 - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Sulzer heiratete sehr früh Fanni Hirschfeld in Hohenems. Aus der Ehe entsprangen sechszehn Kinder.
Seine beiden Töchter Marie, Henriette und Sophie wurden Sängerinnen; seine Söhne Julius und Joseph wurden Komponisten und Dirigenten.
Salomon Sulzer verstarb im Alter von 86 Jahren am 17. Januar 1890 in Wien.
In einem vom Dr. Ad. Jellinek am Sarg gehaltenen Nachruf - im Wiener Stadttempel - hieß es unter anderem: " Was er sang, das sah er vor sich in lebendigen Gestalten, das umschwebte seinen Geist. Er vergaß seine Umgebung, Zeit und Raum und seine dichterische Phantasie versetzte ihn in eine andere, alte Welt ..." (Die Neuzeit. Wochenschrift für politische, religiöse und Cultur = Interessen. Nr. 4 Wien, Freitag den 24. Jänner 1890, Seite 1)
In der österreichisch-jüdischen Musikgeschichte nimmt Salomon Sulzer einen wichtigen Platz als Reformator des jüdischen Kultusgesanges ein.


Quellen und Weiterführendes

1990

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