Stift Klosterneuburg - Seine Kunstschätze - Geschichte und Gegenwart#
Von Ernst Zentner
Rechts der Donau, nordwestlich von Wien steht das Augustiner Chorherrenstift Klosterneuburg. In der Antike befand sich dort ein römisches Kastell, wohl hieß es "Arrianis".
Am Anfang wurde ein Seidenschleier vom Wind getragen und in einem Holunderbusch geworfen. Markgraf Leopold III. von Österreich fand bei der Jagd diesen Schleier, der seiner Ehefrau Markgräfin Agnes gehörte. Leopold III. gelobte an dieser Stelle ein Kloster zu errichten. Soweit diese schöne Gründungslegende, auch als Schleierlegende bekannt.
1114 wurde das Kloster den Augustiner-Chorherren übergeben. 1136 starb Markgraf Leopold III. an den Folgen eines Jagdunfalles und wurde in seiner Stiftung begraben.
Verduner Altar: 1181 schuf Nikolaus von Verdun einen wertvollen dreiteiligen Emailaltar. Zehn Jahre hatte er daran gearbeitet. Ursprünglich befand dieser sich im Presbyterium der Kirche. Meister Nikolaus schuf auch den Dreikönigsschrein in Köln.
In den darauffolgenden Jahrhunderten wurde das Kloster in vielen Baustilen umgestaltet, vom Mittelalter an, Renaissance und Barock sowie Klassizismus und Historismus.
Im Hochbarock hätte es nach Geheiß des hispanophilen Kaisers Karl VI. nach Vorbild des Escorial in eine Schloss-Kloster-Residenz umgestaltet werden sollen.
Ich erinnere mich, dass eine Touristenführerin oft Klosterneuburg als "Schloss Klosterneuburg" bezeichnet hatte.
Noch von 1704 stammt das Riesenfass (56.000 Liter), das im Binderstadel, einer gotischen Halle (1500) steht und mit der Tradition des "Fasselrutschen" Mitte November eng verknüpft ist.
Das Stift Klosterneuburg war in den 1950er Jahren Zentrum einer wichtigen Erneuerungsbewegung des Christentums.
2014 feierte das Stift Klosterneuburg seine 900-Jahr-Feier.
Heute betreut das Stift Klosterneuburg 28 Pfarren in Niederösterreich und Wien sowie Norwegen und USA (!).
Bildteil#
Der Text ist eigentlich nur Beiwerk für die Abbildungen. Sie sind mit einigen Ausnahmen (Wikimedia Commons) das Resultat etlicher Ausflüge nach Stift und Stadt Klosterneuburg. Sie sind aber auch Zeitdokumente der diskreten Veränderung mittels Restaurierung und vorsichtiger Modernisierung (1988 Analog, 1990 Analog und 2008 Digital).
Eine ältere Aufnahme aus dem Sommer 1988 und am Nachmittag - Foto: Ernst Zentner (August 1988) - Diese Bilder wurden nach den Originalnegativen gescannt und erneuert
So sieht Stift Klosterneuburg im Winter aus, leichtes Abendrot der untergehenden Sonne, später Nachmittag im Januar 1994 - Foto: Ernst Zentner (Januar 1994) - Das Bild wurde nach einem Diapositiv gescannt. Eine leichte Nachbearbeitung verstärkte die bläuliche Stimmung ins künstlerische. Aber es hat etwas für sich.
Eine relativ neuere Aufnahme, ebenfalls vom Bahnhof Klosterneuburg/Kierling aus das Stift Klosterneuburg zu sehen. Markante "bleistiftspitze Turmaufsätze" (Floridus Röhrig) prägen das Aussehen dieser einstigen Babenberger-Stiftung - Foto: Ernst Zentner (22.06.2008 11:26) - Diese Aufnahmen erfolgten mittels digitaler Fotografie. Zu vergleichszwecken auch hier anfolgenden Analogfotografien
Stiftskirche, ihr Querhaus und daneben der Kaisertrakt - Foto: Ernst Zentner (August 1988)
Der Neubau des Kaisertraktes (Klassizistisch und Barock) des 18. und 19. Jh. schmiegt sich liebevoll an die Apsis der Stiftskirche (Romanik) aus dem 12. Jh. - Foto: Ernst Zentner (22.06.2008 11:47)
Seitlicher Eingang. Historismusstil. Neogotische Spitzbogen, farbig gefasst, Rosette, darunter ein Kirchenlehrer oder Evangelist - Foto: Ernst Zentner (August 1988)
Blick von der Stadt Klosterneuburg zu den Kirchtürmen der Stiftskirche - Foto: Ernst Zentner (August 1988)
Kaisertrakt des einen fertiggestellten Hofes. Rechts oben das Kuppeldach mit der Kaiserkrone Karls des Großen - Foto: Ernst Zentner (August 1988)
Der mit zwei Säulenpaare gezierte portalartige Eingang zur Kaiserstiege im Kaisertrakt. Über die Ecke das patinagrüne Kuppeldach mit der Kaiserkrone. Eingang in den "Kaiserhof" bzw. in das "Schloss Klosterneuburg" - Foto: Ernst Zentner (August 1988)
Leopoldihof und ehemalige Markgrafenburg im Stift Klosterneuburg - Foto: Ernst Zentner (22.06.2008 11:41)
Hl. Leopold III. von Österreich, Landespatron und Staatssymbol. Statue auf Leopoldibrunnen - Foto: Ernst Zentner (August 1988)
Gotischer Durchgang von der alten Markgrafenburg - Foto: Ernst Zentner (22.06.2008 11:43)
Gotischer Eingang zur alten Markgrafenburg, neben dem Vorplatz der Klosterkirche - Foto: Tyssil, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Zur Donau gerichteter barocker Kaisertrakt - Foto: Ernst Zentner (22.06.2008 11:51)
Fassade des Marmorsaales über dem Hauptportal bzw. Sala terrena - Foto: Ernst Zentner (22.06.2008 11:50)
Sala terrena mit Atlanten unterhalb des Marmorsaales. Sie wurden damals von Lorenzo Mattielli gemeißelt. Ihre Gesichtszüge wurden an denen des Kaisers Karl VI. nachempfunden. Allerdings sehen diese muskulösen Atlanten eher mehr wie bärtige Tiroler aus - Foto: Ernst Zentner (22.06.2008 11:55)
Sala terrena, Atlanten. Sie sollen an Herkules, den Held aus der Mythologie erinnern - Foto: Ernst Zentner (22.06.2019 11:54)
Idealansicht des Stiftes Klosterneuburg, aquarellierte Federzeichnung von Joseph Knapp, 1774. Der geplante Neubau wurde so nicht verwirklicht … - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Kaiserzimmer, zweite Antecamera, Roter Salon - Foto: Mayerski, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons - Gemeinfrei - Der nachfolgende Raum wäre das Arbeitszimmer Kaiser Karls VI. gewesen. Er verbrachte nur eine einzige Nacht in den Kaiserzimmern, nämlich vom 14. auf dem 15. November 1739. Ein Jahr später war er nicht mehr am Leben - Auf der Stuckdecke erinnert vergoldet sein Regierungsmotto "Constantia et fortitvdine" noch daran
Einer der Säle der Kaiserzimmer: Tafelzimmer (Gobelinzimmer, in der Ecke imposanter Kachelofen) - Foto: Ernst Zentner (22.06.2008 12:15)
Stiege mit Laterne in der Hundskehle - Foto: Ernst Zentner (22.06.2008 12:56)
Blick auf die beiden Türme der Klosterkirche von der Hundskehle aus. Die unterschiedliche Farbgebung beider Türme weist auf verschiedene Bauphasen vor etlichen Jahrhunderten hin. Vor allem wurden verschiedene Steinarten verwendet - Foto: Ernst Zentner (22.06.2008 12:55)
Blick von der Stiege der Hundskehle auf die Klosterkirche - Foto: Ernst Zentner
Glockentürme der Klosterkirche - Foto: Ernst Zentner (August 1988)
Vergoldeter musizierender Engel in der Kaiserstiege - Foto: Ernst Zentner (August 1988)
Siebenarmiger Leuchter bzw. Menorah, um 1135; Brunnenhaus - Foto: Ernst Zentner (August 1988)
Siebenarmiger Leuchter bzw. Menorah, um 1135; Brunnenhaus - Foto: Effi Schweizer, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Rueland Frueauf d. J., Schleierauffindung, 1505; Stiftsmuseum - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Detail vom Mittelteil des Babenberger-Stammbaumes, Hans Part, 1489-92, Donauschule; Stiftsmuseum - Foto: Ernst Zentner (August 1988)
Der Heilige Leopold, Einzelrundbild aus dem Babenberger-Stammbaum - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Kreuzgang - Foto: Dguendel, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Vom Kreuzgang erreichbar ist der Verduner Altar. Hier das Tor zum beeindruckendsten mittelalterlichen Sakralkunstwerk im Stift Klosterneuburg - Foto: Hans A. Rosbach, CC-BY-SA 3.0, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Einzelemailbild "Die Kundschafter mit der Traube", Verduner Altar - Foto: Mueffi, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Verduner Altar, Nicolaus von Verdun, 1170-81; darüber der Reliquienschrein des Hl. Leopold III. von Österreich von 1936 - Foto: © Bwag, Wikimedia Commons - Gemeinfrei - Der Verduner Altar bietet folgendes theologisches Programm: Vor dem Gesetz, unter dem Gesetz und unter der Gnade Christi
Reste der mittelalterlichen Verglasung des Kreuzganges. Das ursprüngliche Grün ist nur mehr spärlich vorhanden (unten und etwa oben links). Die anderen Grüntöne sind eher neu (Hellgrün bis fast Türkis). Dem Restaurator ist es nicht gelungen den ursprünglichen Farbton zu erzielen - Jesus bei den jüdischen Schriftgelehrten (weiße Spitzhüte). Dass Juden so gekennzeichnet wurden, war eine Einführung des Papstes Innozenz III. (geb. 1161, 1198 Papst, gest. 1216). Dadurch ist eruierbar wann diese Glasmalerei entstanden ist - Foto: Mayerski, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Der österreichische Erzherzogshut, Schatzkammer - Foto: Viennevi, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Erzherzogshut von Klosterneuburg - Foto: Nico Kaiser from Wien, Austria, CC BY 2.0, Wikimedia Commons - Gemeinfrei - Nur selten durfte dieser bemerkenswerte mit Hermelin ausgestattete Erzherzogshut das Kloster verlassen.
"Kaiserhof", von Donato Felice d Allio 1730-40 errichtet und von Joseph Kornhäusel von 1834 bis 1842 fertiggestellt. Aber dennoch blieb der geplante Neubau ein titanischer Torso. Übrigens Kornhäusel hatte Jahre zuvor die Errichtung des Wiener Stadttempel und den Umbau des Wiener Schottenstiftes durchgeführt. Er galt als herausragender Vertreter des Klassizismus, den er genial mit lokale Tradition verbunden hatte - Foto: Ernst Zentner (August 1988)
Ein Gang im Kaisertrakt. Die Stuckdecke mit ihren zarten Schmuck ist beachtenswert - Foto: Ernst Zentner (August 1988)
Barocker Kaisertrakt, auf den Kuppelbehelmungen rechts der österreichische Erzherzogshut und links die Kaiserkrone Karls des Großen, darunter der Marmorsaal. Übrigens vorne links die alte Stadtmauer - Foto: HeinzLW, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Gotische Tutzsäule, Klosterkirche mit den romanischen Rundbogenfenstern. Der Klosterneuburger Bürger Michael Tutz stiftete diese Lichtersäule 1381 als Pestsäule. Angefertigt wurde sie wohl von Michael Knab, der auch am Wiener Stephansdom mitarbeitete - Foto: Ernst Zentner (Januar 1994)
Freigelegte romanische Architektur. Reste der Pfalz des Markgrafen Leopold III. von Österreich (Januar 1989)
Die Klosterkirche ist ein romanischer Kirchenbau mit Lang- und Querhaus. An der Fassade sind die typischen romanischen Rundbogenfenster zu sehen. Im Inneren wurde das Gotteshaus barockisiert - Foto: Ernst Zentner (22.06.2008 11:46)
(Historische Aufnahmen Ende der 1980er Jahre)
Stiftskirche, Innen, Langhaus, imposante Stuckdecke - Foto: Ernst Zentner (August 1988)
Stiftskirche, Innen, Langhaus, imposante Stuckdecke, geteilt durch Gurtbögen und Freskengewölbe - Foto: Ernst Zentner (August 1988)
Stiftskirche, Innen, Langhaus, Blick zum Hochaltar von Matthias Steinl, ganz links Altar des Hl. Leopold von Österreich - Foto: Ernst Zentner (August 1988)
"Aktuell": Stiftskirche, Blick zum Hochaltar (Hochaltarbild "Marienverehrung" von Johann Georg Schmidt, 1728?) und neuer Volkaltar (Bildhauer Hans Fladerer, Graz, 2007) - Ausschnitt eines Fotos: Uoaei1, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Stift Klosterneuburg, Fassade der Klosterkirche vor der neogotischen Rekonstruktion durch Friedrich von Schmidt - Foto: Oktobersonne, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Eingerüstete Kirchtürme. Nur der linke von dieser Perspektive zu sehen - Foto: Ernst Zentner (13. August 1990 Nachmittag)
Epitaph "Auferstandener" an der Klosterkirche. Inzwischen restauriert - Foto: Ernst Zentner (August 1988)
Marmorsaal mit Deckenfresko von Daniel Gran - Foto: Mayerski, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Marmorsaal, Deckenfresko "Die Glorie des Hauses Österreich", Daniel Gran, 1749 (August 1988) - Foto: Ernst Zentner
Marmorsaal, Deckenfresko "Die Glorie des Hauses Österreich", Detail - Hier in der Mitte der rotweißrote Bindenschild, Daniel Gran, 1749 ((August 1988) - Foto: Ernst Zentner
Marmorsaal, Deckenfresko "Die Glorie des Hauses Österreich", Detail, Daniel Gran, 1749 (August 1988) - Foto: Ernst Zentner - Beeindruckende Scheinarchitekturmalerei!
Egon Schiele, Klosterneuburg, Öl auf Leinwand, 1907; Standort? - Foto: ?, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Die Türme der Stiftskirche von der Stadt gesehen - Foto: Ernst Zentner (August 1988)
Blick über die Stadt Klosterneuburg. Im Hintergrund mehr rechts die St. Martinskirche - eine Gründung aus der Epoche Karls des Großen - Foto: Ernst Zentner (August 1988)
Stift Klosterneuburg in Niederösterreich. Im Hintergrund jenseits der Donau Korneuburg - Foto: © Bwag, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Quellen
- Wolfgang Christian Huber (Hrsg.), Die Schatzkammer im Stift Klosterneuburg. Dößel 2011
- Monika Oberhammer, Pustets Klosterführer. Österreich, Salzburg - München 1998, 83-90
- Floridus Röhrig, Stift Klosterneuburg und seine Kunstschätze. St. Pölten - Wien 1984
- Stift Klosterneuburg
Interessant
Erinnerung an eine Niederösterreichische Landesausstellung
Weiterführendes
Ernst Zentner 2005-2013-2019-2021