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Welt des Barock - Bericht über eine Ausstellung (1986)
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Von Ernst Lanz

Unweit von Linz und von Enns liegt das liebreizende Augustiner Chorherrenstift St. Florian. Eine weitläufige Klosteranlage, gewissermaßen ein übergroßer Vierkanthof. Gegründet wurde es wohl an der Grabstelle des Heiligen Florian noch im vierten Jahrhundert und 1071 mit Chorherren wiederbelebt. Vor 300 Jahren wurde die frühbarocke Klosterkirche von Carlo Carlone erbaut und die Klosteranlage bis 1708 erneuert. Jakob Prandtauer schuf die eindrucksvolle Westfront mit dem Torturm (Bläserturm) in den 1710er Jahren.

Das Land Oberösterreich richtete anlässlich des Kirchenjubiläums eine eigene Landesausstellung in den Repräsentationsräumen des Stiftes eine "Welt des Barock". Dazu wurde noch die stiftseigene Museumssammlung ebenfalls neu geordnet und in eigens adaptierten Räumlichkeiten aufgestellt. Eröffnet wurde sie am 30. April 1986 und schloss am Nationalfeiertag.

Nun worum ging es in der Darstellung der "Welt des Barock"? Grundlegend wurde die Zeit von 1683 bis 1780 umrissen, so Univ.-Prof. Rupert Feuchtmüller.[1] Er meinte, das war die Epoche von Kaiser Leopold I. bis zu Kaiserin Maria Theresia.

Realistischerweise beschränkten sie die Ausstellungskuratoren mit der Ära des Prinzen Eugen von Savoyen - Prinz-Eugen-Jahr! -, seiner Kaiser Leopold I., Joseph I. und Karl VI. Der Besucher bekam einen Überblick der Geschichte der gesellschaftlichen Seite vor 300 Jahren. Ein eher kritischer Blick auf die Schattenseiten des Menschseins in dieser Zeit zwischen Pestepidemien und Türkenkriegen. Natürlich fehlten Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Kunst nicht. Hinweise auf dem damaligen Geldeswertes wurde geboten. So die interessante Erkenntnis, dass gesamter Neubau des Klosters würde nach gegenwärtigem Wert ein bis zwei oder mehr Milliarden Schilling kosten, hatten Forscher herausgefunden. Einige Hinweise auf die relevantesten Entdeckungen dieser Epoche von bedeutenden Forschern wurden durch entsprechende Exponate dargestellt. Selbstverständlich fehlte auch die Himmelserscheinung eines Halleyschen Kometen nicht, der kürzlich wieder die Erde streifte und im Frühbarock um 1682 zu sehen war. Die Kirchengeschichte wurde durch das Kloster daselbst und unterstützt durch wichtige theologische Werke versinnbildlicht. Dazu kamen die prachtvollen Flügelaltarbilder mit der Passion und Auferstehung Jesu Christ des Donauschule-Meisters Albrecht Altdorfer aus dem 17. Jahrhundert. Eine hölzerne Statue des Heiligen Florian eines unbekannten Meisters aus dem 14. Jahrhunderts.

Türkenbett, Prinz-Eugen-Zimmer, Kaiserzimmer, Stift St. Florian
Das berühmte Türkenbett im Prinz-Eugen-Zimmer, Kaiserzimmer, Stift St. Florian - Foto: Fb78, Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Das großartige Türkenbett mit seiner boshaften Anspielung auf dem damaligen Feind Österreich stand ebenfalls zur Besichtigung im Prinz-Eugen-Zimmer der Kaiserzimmerflucht. Allerdings hatte sich der edle Ritter kaum in St. Florian aufgehalten. Lediglich sein Herr, Kaiser Karl VI. besichtigte die Baustelle des Marmorsaales 1739.

Für das Stift St. Florian war "Welt des Barock" die zweite Ausstellung nach der erfolgreichen Kunstschau "Die Kunst der Donauschule" (1965).

Die prachtvollen Räume des Chorherrenklosters dienten als Kulisse der Landesausstellung, die von über 300.000 Besuchern besichtigt wurde. Von den gewaltigen Architekturen seien zumindest der großartige Marmorsaal mit den Deckenfresko beider Altomonte erwähnt und vor allem die unnachahmliche Ausstattung der Klosterkirche angeführt.

Eine Gedenkmünze (Bronze, Silber oder Gold), die von den Besuchern selber geschlagen werden konnte, kam zum Verkauf. Im prachtvollen rotweißroten Marmorsaal fanden ein Teil der Oberösterreichischen Stiftskonzerte statt.[2] Allgemein kamen Werke von Musiker aus dem 17. und 18. Jahrhundert zur Aufführung. Im unweit gelegenen von Prandtauer geschaffenen Schlösschen Hohenbrunn, das den Pröpsten des Stiftes St. Florian als Sommerresidenz diente, wurde im bestehenden Jagdmuseum eine Sonderausstellung "Jagd im Barock" eingerichtet. Sie fungierte als Beiwerk zur Oberösterreichischen Landesausstellung.

"Welt des Barock" galt als weiterer Glanzpunkt im österreichischen Prinz-Eugen-Jahr 1986.


[1] Univ.-Prof. Rupert Feuchtmüller war der damalige wissenschaftliche Ausstellungsleiter. Er galt damals als Koryphäe und leitete früher noch andere Kunstausstellungen. Z. B. "Groteskes Barock" (1975) oder "Jakob Prandtauer und sein Kunstkreis" (Stift Melk 1960).
[2] Der Ausstellungsbesuch fiel auf einem Sonntag im Juni 1986. Noch am frühen Nachmittag wurde im Marmorsaal ein spätbarockes Musikstück für die Oberösterreichischen Stiftskonzerte geprobt. Ich erinnere mich, obwohl es bloß eine Probe war, herrschte eine wohltuende Stimmung in diesem großen Festsaal.

Copyright Ernst Lanz 1986 (Durchgesehen 2019)


Nachtrag:
Das vorhin erwähnte "Türkenbett" war zuerst im Stift Altenburg in der Schau "Groteskes Barock" 1975 zu sehen. Dann im Wiener Künstlerhaus als wichtiges Exponat in der Ausstellung "Die Türken vor Wien. Europa und die Entscheidung an der Donau" im Sommer 1983 und zuletzt noch in einer kleineren Barockausstellung im Wiener Winterpalais des Prinzen Eugen vor einigen Jahren. - Ernst Zentner 2019 - Abbildungen:
Auch eine eigene Sondermarke hatte damals die österreichische Post herausgegeben. Eine Abbildung im AF vorhanden:
--> Wissenssammlungen/Briefmarken/1986/Landesausstellung_im_Stift_St_Florian Sie zeigt das südländisch wirkende Stiegenhaus mitsamt dem Bläserturm. Die seitliche Inschrift auf der Marke lautet "Die Welt des Barock" statt nur "Welt des Barock".

Quellen

  • Erinnerungen des Autors
  • Zeitungs- und TV-Berichte
  • Ausstellungskatalog "Welt des Barock"
  • Werbebroschüren u. ä.

Siehe auch

Landesausstellungen (allgemeiner Überblick)