Besser hören#
Die Usound-Elemente#
Miniaturisierung gehört zu den atemberaubenden Optionen unserer Technik. Das letzte halbe Jahrhundert war diesbezüglich voller Überraschungen. Hören ist etwas sehr Physisches, um in eine knifflige psychische Situation zu führen. (Den Blick kann man abwenden, das Hören nicht.)
Wenn wir etwas hören, könnte man auf geradezu buddhistische Art fragen: was ist der Ton und was ist das Medium? Damit es einen Ton gibt, muß etwas schwingen. Das weiß doch jeder; hoffe ich. Die buddhistische Meditation vom goldenen Löwen hängt an der Frage, was denn nun das Gold und was der Löwe sei. Aber zurück zum Aspekt der Miniaturisierung.
Wer in den 1970er Jahren ein Teenager war, durfte sich damals bezüglich Klangqualität von älteren Feinspitzen beeindrucken lassen. Da reichte es nicht mehr, Schallplatten naß abzuspielen, um raffinierte Rauschunterdrückung zu erreichen. Plötzlich hießen die Plattenspieler Laufwerke und waren mit Granitblöcken verschraubt, um maximal saubere Umdrehungen hinzubekommen.
Lautsprecher wurden in Beton eingegossen und mit goldenen Kabeln verdrahtet. Hi Fi-Anlagen konnten weit mehr als viele unserer Schallplatten. In all dem war aber unverändert: Der Ton kommt als Schallwelle über die Luft daher. Wir wundern uns trotzdem nicht, daß in Science Fiction-Filmen Raumkreuzer herumkreuzen, die im luftleeren Weltall imposante Fahrgeräusche machen und bei Kriegen im All enormen Krach schlagen.
Was tut sich dabei noch an populären Motiven auf? Ganz schlaue Mitmenschen wissen den an- und abschwellenden Klang vorbeirasender Autos als Doppler-Effekt zu benennen. Wer gerne Rockkonzerte besuchte, wirft sich vergnügt turmhohen Lautsprecherwänden entgegen. Falls der Saal hoch genug ist, muß die Technik in der Anlagengröße keine Grenzen hinnehmen. Aber was, wenn nur ganz wenig Platz bleibt? Wie klein kann denn ein leistungsfähiger Lautsprecher werden?
Im menschlichen Ohr ist der Platz sehr begrenzt. Gemessen an den Telefonhöhern meiner Jugendzeit haben Smartphones winzige Ausstattungen mit verblüffendem Klang. So viel als kleine Hintergrundskizze der Verhältnisse, in denen man sich schwer vorstellen mag, daß eine Schallquelle winzig sein kann und dennoch einen beeindruckende Effekt hervorbringt. Winzig meint zum Beispiel 4,7 x 6,7 x 1,6 Millimeter. So was dürfte einem nicht aufs Butterbrot fallen, man würde es unbemerkt verschlucken.
Hier ist nun von Hochleistungs-Silizium-Lautsprechern die Rede. Deren Basis ist die sogenannte MEMS-Technologie. Das meint Micro-Electro-Mechanical Systems. Bei Usound wird daran gearbeitet, daß sich Lautsprecher und Mikrofone zu intelligenten Audiosystemen verbinden lassen. Dazu sind derzeit programmierbare Mikrolautsprecher verfügbar, die sich nahtlos in Ohrhörer, Kopfhörer, Hörgeräte, Wearables und alle Arten von Smartphones einpassen lassen.
Dabei geht es um Halbleiterprozesse. Es geht um winzige, elektromechanisch erzeugte Strukturen aus einem Siliziumsubstrat, die mit Sensoren wie Beschleunigungsmessern, Gyroskopen, Mikrofonen etc. ausgestattet werden können. Die Firmen-Website bietet dazu detaillierte Informationen und anschauliche Graphiken.
Die Usound GmbH wurde von Ferruccio Bottoni (CEO), Andrea Rusconi Clerici (CTO) und Jörg Schönbacher (CFO) gegründet. Diese Firma beschäftigt rund 60 Mitarbeiter an den Standorten Graz, Wien, Shenzhen und San Francisco. Im Winter 2018 macht Usound hierzulande Schlagzeilen wie „20 Millionen Dollar für Grazer Lautsprecher-Start-up Usound“.
Da haben wir also einerseits Anmutungen von Science Fiction, andererseits Produktnamen wie Amalthea, Ganymede oder Iocaste, also Bezugspunkte zur antiken Mythologie und Literatur Europas. Und das vor dem Hintergrund der oben genannten Firmenstandorte rund um die Welt.
- Usound (Das Unternehmen)