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Figurini #

Figurini, 1777
Die in Wien als Figurini bekannten Straßenhändler mit Gipsfiguren gehörten einer italienischen „Hausier-Kompagnie“ an. Sie trugen ihre Ware mit einem Brett auf dem Kopf. Die Mitglieder wechselten alle 1 ½ bis 2 Jahre und waren „kaum dem Kindesalter entwachsene Individuen, welche mit dem Unternehmer in einem auf 20 bis 30 Monate festgestellten Vertragsverhältnisse stehen, 5-6 Lire Monatslohn beziehen, schlechte Verköstigung und den sanitären Bedingungen nicht entsprechende Unterkunft finden. Es schlafen oft 10-12 Personen in einem Raume, der auch als Wohnstätte benützt wird. Sie verrichten eine 14-16-stündige Arbeit, genießen in der Regel keine Sonntagsruhe, sind weder gegen Unfall noch gegen Krankheit versichert,“ wie es 1899 in einem Bericht des Vereins für Socialpolitik über das Hausiergewerbe heißt. 

Während das Hausierpatent von 1852 den Handel mit Kunstwerken ausschloss, galten Gipsfiguren nicht als solche. Die billige, zerbrechliche Ware diente zur Dekoration der Wohnungen. Besonderer Beliebtheit erfreuten sich die klassische Venus von Milo, Heiligenfiguren, kleine Dichter- und Komponistenbüsten, Tiere, Engel und volkstümliche Darstellungen. Figurini waren zwischen 1770 und 1910 in Wien unterwegs.


Quellen:
Otto Krammer: Wiener Volkstypen. Wien 1983. S. 14 f.
Helga Maria Wolf: Die Märkte Alt-Wiens. Wien 2006. S. 116
Schriften des Vereins für Socialpolitik, Untersuchungen über die Lage des Hausiergewerbes in Österreich. Leipzig 1899. 12, 15, 12, 14, 25

Bild:
Figurini, 1777. G. Opitz: Szenen aus dem Volks- und Straßenleben (Ausschnitt)


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