Gegenwartsvolkskunde#
Nach dem Zweiten Weltkrieg wandte sich die Volkskunde der Gegenwart zu. In Anlehnung an die Soziologie entstanden aktuelle Kategorien und Forschungsfelder, wodurch Themen wie Stadt- oder Arbeiterkultur interessant wurden. Die grundlegende Arbeit zur Gegenwartsvolkskunde stellt Hermann Bausingers (1926-2021) "Volkskultur in der technischen Welt" (1961) dar. Der Tübinger Professor für Empirische Kulturwissenschaft sah den Wandel der Lebensgewohnheiten in der Erweiterung des räumlichen Horizonts, der zeitlichen und sozialen Expansion. 1983 lud das Österreichischen Museums für Volkskunde Hermann Bausinger zu einem Vortrag "Konzepte der Gegenwartsvolkskunde" ein. Darin führte er u.a. aus, dass der "Kampfbegriff" der 1970er- Jahre korrigiert wurde und Gegenwartsvolkskunde ohne historische Perspektive nicht mehr denkbar sei. Ebenso sei historische Volkskunde ohne Reflexion auf die Gegenwart nicht sinnvoll. Bausinger sprach sich für die Überwindung zu enger Fachgrenzen aus, ohne die Erfahrungen der Volkskunde preiszugeben: "Ernst Bloch hat gesagt das Leben sei interdisziplinär - damit hat er sicher recht. Die interessanten Fragen tauchen gerade dort auf, wo man sich aus den Fesseln der engen Fachtradition befreit."
Leopold Schmidt (1912-1981) veröffentlichte 1976 eine "Bibliographische Einführung der Gegenwartsvolkskunde in Österreich". Er gründete In Mattersburg (Burgenland) das Institut für Gegenwartsvolkskunde der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, das 1973 bis 1992 bestand. Univ. Prof. Dr. Helmut Paul Fielhauer (1938-1988)beschäftigte sich vor allem mit der Arbeiter- und Alltagskultur.
Quellen:
Hermann Bausinger: Konzepte der Gegenwartsvolkskunde. In. Österreichische Zeitschrift für Volkskunde. Wien 1984. S. 89-106
Günter Wiegelmann, Matthias Zender, Gerhard Heilfurth: Volkskunde. Berlin 1977. S. 36
Bild:
Objekte der Gegenwartsvolkskunde: Fahrzeuge für Erwachsene und Kinder. Baden bei Wien, 1953