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Greißler#

Greisslerei

Die Wiener Bezeichnung Greißler für „Viktualienhändler mit Gewölbe“ soll sich von der Ware Grieß ableiten. Nach einer anderen Erklärung handelten die Greißler ursprünglich mit Salz, das mit Schiffen auf dem Salzgries ankam. Gries bedeutete in diesem Fall den Sand am Donauufer. 

Im aus dem Mittelalter stammenden Zunftsystem waren die Handelsgewerbe stark zersplittert. 1792 wurde in den Wiener Vorstädten die Gliederung in „Klassenhandlungen“ aufgegeben und Gemischtwarenhandlungen eingerichtet. Die bürgerlichen Gemischtwarenhändler sollten dann überall möglichst die gleichen Waren anbieten, und die Spezialisierung nur in der Stadt, wo es viele Geschäfte gab, erhalten bleiben.

Noch im 20. Jh. verkauften Greißler Waren aller Art, wie Lebensmittel, Spirituosen, Textilien, Galanteriewaren und Toiletteartikel, Material- und Farbwaren, Eisenwaren, Haus- und Küchengeräte, Sprengmittel, Benzin, Papier- und Schreibwaren, Bücher, Trafikwaren. Sie betrieben die sprichwörtliche Gemischtwarenhandlung, wo "die Leute haben aufschreiben lassen, und der Powidl neben der Schmierseife steht", wie der populäre Schauspieler Heinz Conrads (1913-1986) in einem Wienerlied sang. Die minder bemittelten Kunden erhielten vom Kaufmann Kredit und bezahlten erst nach dem nächsten Ersten, wenn sie ihren Lohn erhalten hatten. Man konnte sich dort nicht nur mit Waren eindecken, sondern auch mit Neuigkeiten. Die kommunikative Tratsch-Funktion in der Greißlerei war für die Kunden wichtig.

Seit einem Jahrzehnt steigt in Wien 2024 die Zahl der Greißler wieder. 2023 gab es 650 Spezialitätengeschäfte, von denen sich viele als "Grätzltreffpunkt" verstehen.


Quellen: 
Felix Czeike, Historisches Lexikon Wien. Wien 1992-1997. Bd. 2/S. 596
Silvia Müller: Die Märkte … (Diplomarbeit) Wien 1987. S. 129"
"Kurier", 10.5.2023
"Wien heute", 27.2.2024

Bild:
Greißlerei im Dorfmuseum Mönchhof (Burgenland). Foto: Helga Maria Wolf, 2009


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