Kettenbrief#
Im Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens heißt es dazu: "(Es) darf hier vielleicht einmal ein Werturteil gefällt werden. Der Kettenbrief kann mit vollem Recht als Unfug bezeichnet werden … Hier darf man den Begriff des 'Aberglaubens' im Sinne einer Verurteilung anwenden, den das Wort im Titel dieses Werkes nicht haben soll."
Kettenbriefe wurden früher per Post, heute über soziale Netzwerke und via e-mail verbreitet. Vom Empfänger wird verlangt, die Nachricht an eine bestimmte Anzahl anderer Personen weiter zu senden, wodurch ein Schneeballeffekt eintritt. Wenn jemand einen Kettenbrief an zehn Personen schreibt, die ihn wiederum an je zehn Personen weiterleiten, dann wäre schon nach dem fünften Empfänger von 100.000 Nachrichten erreicht.
Inhaltlich handelt es sich bei den älteren um Gebete ("Gebetskette rund um die Welt", "Gruß aus Lourdes"), Verheißung von Gesundheit, Glück und Reichtum. Zugleich wird die Drohung ausgesprochen, dass das Gegenteil eintritt, wenn man der Aufforderung nicht nachkommt. Die Studie "Copy and Paste" unterscheidet: Magisch-religiöse Kettenbriefe (Himmelsbriefe und religiöse Kettenbriefe), Profane Kettenbriefe (Glückskettenbriefe, Geldkettenbriefe, Politische Kettenbriefe, Mitleidkettenbriefe) sowie Kritik, Verbot, Persiflage – parodistische, humoristische Kettenbriefe (Witzkettenbriefe, Antikettenbriefe, Phishing- und Spammails usw.) 2017 warnte die Initiative "Safer Internet" vor Kettenbriefen, die via WhatsApp verschickt werden. Empfänger sind Kinder von acht bis zehn Jahren, denen mit Drohungen und Todesprognosen Angst gemacht wird.
Eine Sonderform stellt der sogenannte Hoax - eine aus Scherz entstandene Falschmeldung, die ernst genommen und per e-mail weiterverbreitet wird - dar. Das 1796 erstmals belegte Wort Hoax dürfte sich von Hokuspokus ableiten. Dazu zählen Moderne Sagen (Urban legends), und unechte Virenwarnungen.
Quellen:
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin 1932/1987. Bd. 4/Sp. 1286 f.
Rauchegger, Andreas: Copy and Paste. Himmels- und Kettenbriefe als Schreib- und Kopierrituale im Wandel. Saarbrücken 2010
Wiener Bezirkszeitung 30.August 2017
Wikipedia: Kettenbrief (Stand 3.3.2024 )
Wikipedia: Hoax (Stand 3.3.2024)
Bild:
Handgeschriebener Kettenbrief "Gruß aus Lourdes", Wien um 1980