Kuckuck#
Die Kuckucksvögel (Cuculiformes) sind eine Familie von 140 Arten, von denen mehr als 50 Brutparasiten sind, d.h. dass sie ihre Gelege von "Wirten" ausbrüten und füttern lassen. Dies führt meist zu einem Reproduktionsnachteil der Ersatzeltern.
Mit dem Kuckuck verbindet sich eine "fast unübersehbare Anzahl abergläubischer und irrtümlicher Vorstellungen" (HDA). Sie finden seit dem Altertum Ausdruck in Bräuchen, Liedern und Sagen. Als typischer Frühlingsbote wird der Vogel mit der Liebe in Verbindung gebracht. Der Ruf des lautmalerisch benannten Tieres soll Glück bringen. Wenn man dabei die Geldbörse schüttelt, wird sie sich nie leeren. Wenn man einen Stein aufhebt, wird er zum Glücksstein. Aus der Zahl der Rufe schließt man auf die verbleibenden Ledigen- bzw. Lebensjahre. Aus dem Zeitpunkt des Erscheinens wird das Wetter prophezeit, kommt der Kuckuck (zu) früh, steht ein harter Winter bevor. Andererseits gilt er als Teufelsvogel. Sommersprossen nennt man in der Steiermark "Gugaschecken", weil sie an das gesprenkelte Gefieder des Vogels erinnern. Will man sie loswerden, muss man sich beim ersten Kuckucksruf mit einem Zauberspruch in einem Teich waschen.
Die allgemeine Meinung und Redensarten schätzen den Kuckuck nicht. Mit "Kuckucksei" ist sowohl das Kind eines fremden Vaters, als auch ein Geschenk gemeint, das Unannehmlichkeiten macht. "Kuckucksdank" ist Undank. "Ich will nicht der Kuckuck sein", bedeutet, man wolle sich nicht selbst loben. "Den Kuckuck singen lehren" ist vergebliche Mühe. Der Gerichtsvollzieher klebt den "Kuckuck" auf, was die Abwertung des Adlers als Wappentier bedeutet. Seit dem 16. Jahrhundert wird "Kuckuck" als Euphemismus für Teufel gebraucht. ("Hol dich der Kuckuck"!) Im Zweiten Weltkrieg war der "Kuckuck" das Signal des Luftschutzfunks. Ihm folgte bald der Voralarm durch auf den Häusern montierte Sirenen, deren auf- und abschwellende Töne die Bevölkerung vor Bombenangriffen warnten. Das Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie der Universität Graz nennt sein Publikationsorgan für Bereiche der Alltagskultur "kuckuck. notizen zur alltagskultur".
Ein beliebtes Souvenir aus Deutschland war die Kuckucksuhr. Mitte des 17. Jahrhunderts gab es mechanische Orgeln mit verschiedenen Figurenautomaten, darunter einem Kuckuck, der Schnabel, Flügel und Schwanz bewegte. Den passenden Ton erzeugten zwei Orgelpfeifen. Kuckucksuhren, bei denen der Vogel zu bestimmten Zeiten aus seinem Häuschen kommt und ruft, sind ein Jahrhundert jünger. Sie wurden im Schwarzwald hergestellt und von Wanderhändlern vertrieben. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts lösten große, reich geschnitzten Uhren mit tannenzapfenförmigen Gewichten die einfacheren Modelle ab.
Quellen:
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 483 f.
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens (HDA). Berlin 1933/1987. Bd. 5/Sp. 690 f.
Lutz Röhrich: Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Freiburg/Br. 1992. Bd. 2/S.898 f.
Bild:
Traditionelle Kuckucksuhr. Foto: Helga Maria Wolf, 2009