Lavendelfrau#
Bis weit ins 20. Jahrhundert hörte man in Wien den Ruf der Lavendelfrauen, die Ende Juni, Anfang Juli in den Straßen auftauchten. Das älteste Lavendellied hatte den Text „Kaafts an Lafendl, zwaa Kreiza a Bischl Lafendl! An Lafendl kaafts!“ Währungen und Preise wechselten, schließlich auch der Ruf: „An Lafendl hab i da, wer nimmt ma an a?“ Echter Lavendel (Lavendula angustifolia) stammt aus dem westlichen Mittelmeergebiet (Dalmatien bis Griechenland). Er wird in der Heilkunde und Parfümerie geschätzt und die Blüten zu Duftöl verarbeitet. Säckchen mit Lavendelblüten sollen im Kleiderschrank vor Motten schützen.
Auch andere Blumen wurden ambulant angeboten. 1896/97 gab es in Wien 440 sesshafte Händler mit Naturblumen und 122 Blumenhausiererinnen. Junge Frauen und Kinder verkauften ihre Ware auf der Straße und in Vergnügungslokalen, wie im Prater. Die sesshaften bekämpften die ambulanten Blumenhändlerinnen und sagten ihnen unredliche Praktiken nach. Allerdings bemerkte der Verein für Socialpolitik, dass nicht wenige Händler selbst Hausiererinnen ausschicken, die für ihre Tätigkeit eine kleine Provision erhielten.
Quellen:
Verein für Socialpolitik: Hausiergewerbe in Österreich. Leipzig 1899. S. 24.
Helga Maria Wolf: Die Märkte Alt-Wiens. Wien 2006. S. 54, 103 f.
Bild:
"Das Lavendel-Weib". Aus: Wienerstadt. Wien 1895. S. 51
Siehe auch:
Heimatlexikon