Liebstattsonntag#
In Gmunden und anderen Orten Oberösterreichs (z.B. Bad Goisern, Ebensee) ist der 4. Fastensonntag, Laetare Termin eines speziellen Brauchs. Anno 1641 bestätigte der Passauer Bischof die Gmundener Fronleichnamsbruderschaft. Die bis in das18. Jh. bestehende religiöse Vereinigung wählte den Sonntag Laetare, der im Zeichen der Vorfreude auf Ostern steht, als Termin ihrer jährlichen Hauptversammlung. Die Mitglieder feierten eine Festmesse und ein gemeinsames Mahl. Sie gelobten einander brüderliche Liebe, was unter dem Ausdruck "Lieb b'statten" (bestätigen) geschah. 1860 war der religiöse Anlass in den Hintergrund getreten. Nun gaben sich verliebte junge Leute Rendezvous, wobei die Burschen ihre Mädchen zu Lebkuchen und Met einluden.
Nach dem Zweiten Weltkriege wurde das „Liebe abstatten“ auf breitester Basis revitalisiert. Die den Kirtagherzen ähnlichen Gebilde wurden selbst gebacken, bei den Konditoren in den Straßen aufgestellten Ständen gekauft. Seit 1977 verschenkt der Trachtenverein „Traunseer“ Liebstattherzen in sozialen Einrichtungen. Seit 2009 besucht er auch die Volksschulen. Jung und alt erhalten die mit Sprüchen verzierte Herzen. Dem Kirchgang in Tracht folgt der Umzug des Trachtenvereins unter Begleitung der Stadtkapelle zum Rathausplatz, wo die Herzen verschenkt werden. Viele Beschenkte hängten sie daheim als Dekoration auf. 2014 fand der Liebstattsonntag Eingang in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes.
Quellen:
Andrea Euler-Rolle: Zwischen Aperschnalzen und Zwetschkenkrampus. Linz 1993. S. 36
UNESCO
Fotos:
Liebstattsonntag Gmunden, 2022, Fotos: Martina Hummel (Linz/Wien)