Brauchtum - warum ? 03#
Alle Fotos: Wolf, historische Bilder: gemeinfrei
"Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt, er setzt seine Felder und Wiesen instand, er pflüget den Boden, er egget und sät und rührt seine Hände frühmorgens bis spät..." Das um 1900 aufgezeichnete Lied aus Nordmähren beschreibt den Arbeitsanfang nach dem Winter. Traditionelle Bräuche im März (und schon im Februar) haben damit zu tun. Gemeinsam mit dem Naturjahr und seinem Wechsel von Kälte und Wärme, Dunkelheit und Licht prägt das Kirchenjahr den Festzyklus. Ostern, die 40 Tage der Fastenzeit mit der Karwoche davor und die 50-tägige Freudenzeit danach, charakterisieren das Frühjahr.
Die Karwoche (Heilige Woche)#
Die Woche vor Ostern erinnert an die Passion Jesu (Mt 26-28, Mk 14-15, Lk 22-24, Joh 18-20), deren Anfang sein messianischen Einzug in Jerusalem bildet (Mk 11,1-10), und sie führt zu den "drei österlichen Tagen vom Leiden und Sterben, von der Grabesruhe und der Auferstehung des Herrn" (Triduum sacrum). Das Triduum beginnt mit der Abendmahlsmesse am Gründonnerstag, weil der Vorabend schon zum nächsten Tag gezählt wird. Nun endet die Fastenzeit. In der Liturgie erinnert man sich an das Leiden Jesu mit seiner Todesangst, der Gefangennahme und dem Verhör vor dem Hohenpriester. Deshalb schweigen mit dem Gloria die Glocken, wie die Orgel erklingen sie erst wieder beim Halleluja in der Osternacht. Bräuche in der Kirche sind die Fußwaschung, die Übertragung des Allerheiligsten und die stille Anbetung (Ölbergstunde).
Der Karfreitag erinnert an die Kreuzigung und den Tod Jesu. Die Evangelien berichten von der Gefangennahme (Mt 26,47-56, Mk 14,43-52, Lk 22,47-53, Joh 18,1-11), dem Verhör vor dem Hohen Rat (Mt 26,57-68, Mk 14,53-65, Lk 22,63-71, Joh 18,12-27), der Vorführung bei Pilatus, Verspottung und Verurteilung (Mt 27,1-2.11-30, Mk 15,1-19, Lk 23,1-5.13-25, Joh.18,28-19,16). Jesus wird nach Golgotha geführt, gekreuzigt und stirbt (Mt 27,31-56, Mk 15,20-41, Lk 23,26-49, Joh. 19,17-37). Im Gegensatz zur Trauer des Tages stehen die prächtigen Heiligen Gräber mit Blumenschmuck und den charakteristischen bunten Kugeln. Der bekannteste Karfreitags-Brauch ist das Ratschen. Nachdem die Glocken, wie man sagt, am Gründonnerstag nach Rom geflogen sind und erst in der Osternacht zurückkehren, geben Kinder mit geschmückten, hölzernen Lärminstrumenten und Sprüchen die Gebetszeiten an.
Nachdem die Ratscher auf mehreren Rundgängen ihren Dienst getan haben, werden am Karsamstag alle Häuser abgeklappert und Ostereier, Süßigkeiten oder Geld als Lohn in Empfang genommen. Der Karsamstag ist ein a-liturgischer Tag, es herrscht Grabesruhe. Nur das Stundengebet wird gebetet, die Kommunion nur als Wegzehrung gereicht. Erst in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag verwandelt sich die Trauer in Freude.
Ostern#
Die Passion, die in die Auferstehung mündet, war schon für die frühchristlichen Gemeinden das entscheidende Ereignis. Daher sollte es an seinem Jahrestag und an seinem Wochentag - Sonntag als Tag des Herrn - immer von neuem festlich begangen werden. Als historisches Datum wurde Sonntag, der 9. April 30 errechnet. Aus den biblischen Texten erschließt sich die Auferstehung indirekt in Berichten über Erscheinungen des auferstandenen Christus, die Auffindung des leeren Grabes und die Botschaft des Engels (Mt 28, Mk 16, Lk 24, Joh 20).
Die Osternachtfeier ist der ritenreichste Gottesdienst der katholischen Kirche. Er besteht aus vier Teilen - Lichtfeier, Wortgottesdienst, Tauffeier und Eucharistiefeier - mit komplizierter Entstehungsgeschichte. Vor der Kirche wird das Osterfeuer bereitet, gesegnet und daran die Osterkerze entzündet, von der die Gläubigen das Licht für ihre Kerzen nehmen. Der Wortgottesdienst umfaßt bis zu neun Lesungen mit Antwortgesängen. Beim Gloria läuten wieder die Glocken und die Orgel erschallt. Die Tauffeier erinnert daran, dass die Osternacht der Termin für die Initiation der (erwachsenen) frühen Christen war. Die Eucharistiefeier beginnt mit der Gabenbereitung und endet mit dem feierlichen dreifachen Schlusssegen. Oft schließen sich an den Gottesdienst eine Speisenweihe und eine Agape an.
Der Freude über die Auferstehung wurde im Mittelalter - und auch noch später - sinnfällig Ausdruck verliehen. In der Ostermette gab es liturgische Spiele: Die Darstellung des Besuches der Frauen am Grab (Visitatio), kam um die erste Jahrtausendwende in England auf. Seit dem 13. Jh. erweiterte sich der Text, die Zahl der Rollen und Szenen stieg. Am Ostertag pflegte der Bischof mit seinen Klerikern Ballspiele und Tänze. Sie wurden, besonders in den französischen Kathedralen, auf jenen Mosaik-Labyrinthen durchgeführt, die das Jahr über den Büßern zum Abbitten ihrer Schuld zugedacht waren. Sünder, die eine vorgeschriebene Pilgerfahrt ins Heilige Land nicht absolvieren konnten, mussten auf den Knien rutschend eine bestimmte Wegstrecke auf dem Labyrinth zurücklegen. Mit dem Tanz am Fest der Auferstehung konnte man sich symbolisch über alle irdischen Bindungen erheben. Vom 9. bis ins 20. Jahrhundert waren während der Predigt Schwänke und Ostermärlein (risus paschalis) üblich, "nur die Redner vornehmeren Stiles verschmähten es, davon Gebrauch zu machen".
Zu den weltlichen Bräuchen zählen der Osterhase, der, wie man den Kindern sagt, die Eier bringt, und Eierspiele. Am arbeitsfreien Ostermontag pflegte man "Emmausgang" (vgl. (Lk 24,13-35) genannte Ausflüge, u.a. in Kellergassen, und Verwandtenbesuche.
Die Osterzeit #
Die christliche Pentecoste ist seit dem 2. Jh. bezeugt. Die fünfzigtägige Freudenzeit zwischen Ostern und Pfingsten ist in mehrere Feste aufgesplittert, so dass ihr Sinn kaum noch bewusst ist. Am 40. Tag nach Ostern wird seit dem Ende des 4. Jahrhunderts das Fest Christi Himmelfahrt begangen. Am 50. Tag symbolisiert Pfingsten (nach 7 mal 7 Tagen) die Vollendung, die sich zu Ostern angebahnt hat.
Die zu Ostern Getauften behielten ihre Taufkleider eine Woche lang an. Darum wurde die Osterwoche "Woche in weißen Kleidern" (hebdomada in albis) oder “Weiße Woche” und der zweite Sonntag der Osterzeit Weißer Sonntag genannt. Oft ist er der Termin der Erstkommunion.
25. März - Verkündigung des Herrn#
Im 5. Jahrhundert begingen die Christen in Ravenna am Sonntag vor Weihnachten das Gedächtnis der Verkündigung (Annuntiatio) bzw. Menschwerdung (Incarnatio) des Herrn. Das Fest am 25. März ist in der Ostkirche Mitte des 6., im Westen für das 7. Jahrhundert bezeugt. Das am 25. März angenommene Frühlingsäquinoktium galt als erster Tag der Schöpfung und Tag der Empfängnis Jesu. Danach errechnete man vermutlich den Termin des Weihnachtsfestes, neun Monate später. Fällt der 25. März in die Kar- oder in die Osterwoche, wird das Fest am Montag in der Osteroktav nachgeholt. Populärer ist es unter der Bezeichnung "Mariae Verkündigung". Daran knüpft sich wie zu Mariä Geburt (8. September) der Spruch: "Zu Maria Geburt fliegen die Schwalben fort, zu Maria Verkündigung kommen sie wiederum".
Bekannte Heiligenfeste im März#
15. März: Clemens Maria Hofbauer. Johannes Hofbauer (1751-1820) ist seit 1914 Wiener Stadtpatron. Bei den Redemptoristen erhielt er den Ordensnamen Clemens Maria. Sein Berufungsweg verlief kompliziert, aber zielstrebig. Da sein erlernter Beruf Bäcker war, werden in manchen Redemptoristenkirchen am 15. März „Clemensweckerl“ gesegnet und verteilt.
17. März:Gertrud. Gertrud von Nivelles (626-655) war eine populäre Heilige, nach der man viele Mädchen benannte. „Zu Gertrud beißt die Maus den Spinnfaden ab“, sagte man, um zu betonen, dass die Zeit der Winterarbeit im Haus vorbei war und die Feldarbeit begann. Oder auch: „Gertraud führt die Kuh zum Kraut, das Ross zum Zug, die Bienen zum Flug“. An ihrem Tag gesegneten Wein, die Gertrudenminne, trank man beim Abschiednehmen oder zur Versöhnung. Gertrudenbüchlein erreichten im 17. und 18. Jahrhundert hohe Auflagen, Gertrudiswasser und Gertrudiszettel sollten Schädlinge von den Feldern fernhalten.
19. März: Josef Der Zimmermann Josef aus dem Geschlecht Davids war mit der Gottesmutter Maria verlobt und wurde zum Nährvater des Jesuskindes (Mt 1,18 - 24). Josef dürfte zwischen der Wallfahrt mit dem zwölfjährigen Jesus nach Jerusalem und dessen öffentlichem Auftreten gestorben sein, denn er wird später in den Evangelien nicht mehr erwähnt. In der Barockzeit förderten die habsburgischen und bayrischen Herrscherhäuser seinen Kult. Josef wurde ein häufiger Vorname. Aus Josefslilien gewonnenes Öl wurde in der Volksmedizin bei Hautproblemen verwendet, Josefsgürtel - 1859 päpstlich bestätigt - gegen verschiedene Krankheiten.