Brauchtum - warum ? 06#
Alle Fotos: Wolf, historische Bilder: gemeinfrei
Der Wendepunkt des Jahres, der Sommerbeginn am 21. Juni, vereinigt eine Reihe alter Glaubensvorstellungen auf sich. Zur Sonnenwende sind Feuerbräuche nahe liegend. Sie wurden mit Heiligen verbunden, deren Gedenktage in diese Zeit fallen.
Zweiter Sonntag im Juni - Vatertag#
Wie der Muttertag kommt auch der Vatertag aus Amerika. Er entstand fast gleichzeitig und ebenfalls aus persönlichen Motiven. Louisa Dodd gründete 1910 eine Bewegung zur Ehrung der Väter. Sie wollte damit ihren Vater, den Bürgerkriegsveteranen William Smart, ehren, der nach dem Tod seiner Frau Alleinerzieher von sechs Kindern war. 1926 konstituierte sich in den USA ein "National Father's Day Committee". Der Brauchtermin, ein Juni-Sonntag, erreichte über England und die Niederlande Österreich. Hier sollte der Vatertag 1936 eingeführt werden, kam aber nicht an. 1956 waren die Initiatoren aus Werbung und Wirtschaft erfolgreicher. Jetzt nimmt rund ein Drittel der Wiener/innen den Tag war, zwei Drittel ignorieren ihn.
Ende Juni - Donauinselfest#
Anfang der 1970er- Jahre begann die Stadt Wien mit der Projektierung der Donauinsel als Hochwasserschutzanlage. Zwischen der Donau und der Neuen Donau entstand eine 21 Kilometer lange, bis zu 250 Meter breite Insel. 1974 bis 1988 wurden 1,8 Millionen Bäume und Sträucher gesetzt. Dadurch entwickelte sich die Donauinsel zum Freizeitareal mit hohem Erholungswert und Veranstaltungsort. 1984 erfand der spätere Landtagsabgeordnete Harry Kopietz das Donauinselfest. An drei Tagen Ende Juni ist es inzwischen mit einem breit gefächerten Veranstaltungsprogramm Europas größtes Open-Air-Spektakel geworden, dessen Besucherzahl die Einwohnerzahl der Bundeshauptstadt bei weitem übersteigt. Zum 25-Jahr-Jubiläum 2008 waren es drei Millionen.
Bekannte Heiligenfeste im Juni#
13. Juni: Antonius. Antonius von Padua (1195-1231) war Mönch, 1946 ernannte ihn der Papst zum Kirchenlehrer. Populär ist Antonius als Patron der hilft, verlorene Dinge wieder zu finden, im weiteren Sinn als Heiratspatron, damit Frauen einen Ehepartner finden. Man erhoffte Beistand durch den Antonisegen, ein Amulett, und Schutz vor Diebstahl durch Antoniuspfennige. Bei seinen Statuen, die im Eingangsbereich vieler Kirchen platziert sind, befinden sich - seit 1890 - Opferstöcke für das sogenannte Antoniusbrot. Spenden zur Erlangung seiner Fürsprache kommen den Armen zu Gute.
15. Juni: Vitus. Vitus (Veit) war ein jugendlicher Märtyrer (+ 304) aus Sizilien. Nach der legendären Überlieferung wurde er in einem Kessel siedenden Öls verbrannt. Er ist ein Patron in rund 40 Angelegenheiten, darunter bei körperlichen und geistigen Behinderungen und Kinderkrankeiten (wie Epilepsie „Veitstanz“, Blindheit, Taubheit), Feuer, Unwetter. Man opferte ihm Veitspfennige oder Hühner. Mit seinem Tag, der als Mittsommertag galt, ("St. Veit wendet sich die Zeit"), waren Feuerbräuche verknüpft. Kinder heischten um Holz: "Der hl. Veitl tat bitten um ein Scheitl."
24. Juni: Geburt Johannes des Täufers. Johannes (1 v. Chr.- 29 . Chr.) ist (außer Jesus und Maria) der einzige, dessen Geburtstag (24. Juni) und Todestag (Enthauptung Johannes des Täufers, 29. August) gefeiert wird.. Jesus empfängt von dem ein halbes Jahr Älteren die Bußtaufe (Mt 3,13-17). Die Termine beider Feste stehen im Zusammenhang mit der Sommer- bzw. Wintersonnenwende, welche die Kirche heilsgeschichtlich interpretierte. Als "Sommer-Weihnachten" gab es am 24. Juni Mitternachtsmette, Johanneswein und (in Wien vom 15. bis ins 18. Jahrhundert) Johannesfeuer.
27. Juni: Hemma von Gurk. Die Gräfin Hemma (990-1045) war mit Heinrich II., Kaiser des Heiligen Römischen Reichs verwandt. Sie stiftete die Klöster Gurk und Admont und ist die Landespatronin Kärntens. Das Sitzen auf einem Felsen an ihrem Grab (Hemmastein) soll bei Kinderwunsch oder für gute Geburt hilfreich sein. In Gurk und in Wien (Mariahilfer Kirche) ist es Brauch, dass mit ihrem Ring der "Augensegen " gespendet wird.
29. Juni: Peter und Paul. Die Apostelfürsten Petrus (1-64 ?) und Paulus (7-60) erlitten nach der Überliefrung unter Kaiser Nero (54-68) das Martyrium, Petrus durch Kreuzigung, Paulus durch Enthauptung. Das Hochfest ist jahreszeitgemäß Anlass zu Feuerbräuchen. Auch die Priesterweihen finden zu diesem Termin statt.
Siehe auch: Monatsbild