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Wien 2 - Leopoldstadt #

Belebte Straße im Volksprater mit dem Flohzirkus und dem Calafati. Wien. Glasdiapositiv um 1910.
Belebte Straße im Volksprater mit dem Flohzirkus und dem Calafati. Wien. Glasdiapositiv um 1910.
© IMAGNO/Öst. Volkshochschularchiv

1850 entstand aus den Vorstädten Leopoldstadt und Jägerzeile der 2. Wiener Gemeindebezirk. Der zwischen Donau und Donaukanal gelegene 2. grenzt an den 3, 9, 11 und 20 Bezirk. 2015 hat die Leopoldstadt eine Fläche von 1.924,2 ha und 101.702 BewohnerInnen.

Die Leopoldstadt entwickelte sich nach 1300 auf Inseln ("Unterer Werd") der Donau nordöstlich der Inneren Stadt, mit der sie die Schlagbrücke (Schwedenbrücke) verband. Um 1600 waren einige Donauarme ausgetrocknet. 1614 stellte Kaiser Matthias den Barmherzigen Brüdern Grundstücke zur Verfügung, sie bauten darauf Kirche, Kloster und ein Spital. Im selben Jahr begann der Bau seines Lustschlösschens im Augarten. 1625-1670 befand sich das jüdische Getto in der Leopoldstadt (Taborstraße, Kleine Sperlgasse, Krummbaumgasse, Große Schiffgasse, Leopoldgasse, Malzgasse, Obere Augartenstraße). 1766 öffnete Kaiser Joseph II. den Prater und 1775 den Augarten für die Allgemeinheit.

Rasch etablierte sich der Wurstelprater als Belustigungsort. Im Prater befindet sich auch das Messegelände, 1873 Schauplatz der Wiener Weltausstellung. Die 4,5 m lange Prater Hauptallee verbindet das Lusthaus mit der Freudenau. Sie war ab dem 18. Jahrhundert die schönste Korsostraße Wiens für die Wagenausfahrten von Angehörigen des Hofes, Adels und Großbürgertums. Kurz nacheinander entstanden 1786 drei Kaffeehäuser, für deren Gäste u.a. Johann Strauß und Josef Lanner spielten. Besonders der 1. Mai als Saisonbeginn war für Veranstaltungen beliebt. An den noblen "Praterfahrten", die zugleich als Modeschau fungierten, nähmen bis zu 1200 Equipagen teil. Im Frühjahr gab es (1794) Stafettenläufe und bis 1847 die Wettrennen der herrschaftlichen Läufer. 1854 fand anlässlich der Vermählung Kaiser Franz Josephs auf der Hauptallee ein "Kaiserfest" statt. 1886 kreierte Fürstin Pauline Metternich den berühmt gewordenen Blumenkorso. Darüber hieß es 1908, dass ein Komitee 32 Preise und 60 Diplome vergab. Beim Blumenkorso, der Ende Mai in der Derbywoche stattfand, fuhren damals hunderte Wagen, "in deren Vorbeizug umso mehr Leben kommt, je mehr sich das lustige Bombardement mit den Wurfbuketten entwickelt. Solche bringen schon die Wageninsassen in Menge mit, trotzdem wurden 1906 noch 13.000 durch die Blumenzelte in der Hauptallee verkauft."

In einem ebenerdigen Restaurantgebäude im Augarten, das über einen Tanzsaal und ein Billardzimmer verfügte, führte 1782 der Hoftraiteur Ignaz Jahn „Morgenkonzerte" für ein adeliges Publikum ein. Anfangs dirigierte W.A. Mozart, der sich jedoch bald zurückzog. Die Konzerte wurden unter anderer Leitung fortgesetzt, im 19. Jahrhundert traten Attraktionen wie Marionettenspiele, Theater und Seiltänzer an ihre Stelle. Um dem Publikumsansturm gerecht zu werden, richtete der Restaurateur einen eigenen Omnibusverkehr ein. Nach Jahns Tod (1810) veranstaltete sein Sohn als dessen Nachfolger Sommerfeste.

Im Vormärz befanden sich bekannte Vergnügungslokale (Leopoldstädter Theater, Sperl, Odeon, Kolosseum) in der Vorstadt. Im 1810 eröffneten, 20 Jahre später umgebauten Dianabad, das im Winter als Balllokal und Konzertsaal Verwendung fand, wurde 1867 der Strauß-Walzer "An der schönen blauen Donau" uraufgeführt. Im 19. Jahrhundert veränderten die Anlagen des Nord- und Nordwestbahnhofs und die Donauregulierung das Stadtbild einschneidend.

Das älteste Privileg eines Vorstadtmarktes (von 1671) betrifft die Leopoldstadt. Im kaiserlichen Privileg, hieß es: „als nemlichen den Jahr-Marckt auf St. Margarethen-Tag, den Wochen-, Roß- und Vieh-Marckt aber, sambt was demselben mehrers anhängig, alle Mittwoch und den Häfen-Marckt jedesmahls am Fest S. Martini, wie auch den Tändl Marckt an denen gewöhnlichen Tägen in der Wochen hinfüro ewiglich zu halten.“ Das Privilegium sprach die Hoffnung aus, „daß die Märkte der Bürgerschaft zum Nutzen gereichen mögen“ und stattete sie mit denselben Rechten und Freiheiten aus wie die bisher in der Stadt abgehaltenen. Die Wiener und Bewohner der Umgebung wurden aufgefordert, die neuen Märkte zu besuchen, sie zu fördern und (unter Androhung von Geldstrafen) nicht zu behindern.

Quellen:
Wien in Zahlen, 2015
Helga Maria Wolf: Sehnsucht nach dem Alten Wien. Wien 2014
dies. Die Märkte Alt-Wiens, Wien 2006
Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Reinhard Petermann: Wien im Zeitalter Kaiser Franz Josephs I., Wien 1908


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