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Wien 9 - Alsergrund #

Wien: Josephinum, 1785 vollendet, Institut für die Geschichte der Medizin auf der Währinger Straße (Josephinische Medico Chirurgische Militair Academie und Gewehr Fabrik in der Waringer Gaße.).
Wien: Josephinum, 1785 vollendet, Institut für die Geschichte der Medizin auf der Währinger Straße (Josephinische Medico Chirurgische Militair Academie und Gewehr Fabrik in der Waringer Gaße.).
© IMAGNO/Austrian Archives

1850 wurden die Vorstädte Alservorstadt, Michelbeuern, Himmelpfortgrund, Lichtental, Thurygrund, Althangrund und Rossau zum Bezirk Alsergrund. Der 9. grenzt an den 1., 8., 17., 18. und 19. Bezirk, der Donaukanal trennt ihn vom 2. und 20. Bezirk. 2015 hat der Alsergrund eine Fläche von 296,7 ha und 40.882 BewohnerInnen.

Die Gegend verdankt ihren Namen dem Alsbach. Die Als entspringt im Wienerwald westlich von Dornbach und misst 10.552 m, davon 2.213 m im 9. Bezirk. 1044 erstmals urkundlich erwähnt, wird der Name aus der indogermanischen Wurzel *el-/*ol- "fließen, strömen" abgeleitet. Der Bach floss entlang der heutigen Neuwaldegger Straße, Alszeile, Richthausenstraße, Rötzergasse, Jörgerstraße, Alser Straße, Lazarettgasse, Arne-Karlsson-Park, Nussdorfer Straße und ab der Markthalle gemeinsam mit dem Währinger Bach zum Donaukanal. Eine mittelalterliche Siedlung beim Schottentor, die als einzige vor der Stadt durch zwei Mauern geschützt war, hieß "vorstat zwischen die zweyen mauren". Die Bachufer-Siedlung Siechenals war nach Zerstörung bei der Ersten Türkenbelagerung verödet, bis zur Zweiten entwickelte sich nur eine Streusiedlung. Um 1700 setzte auf den Schottenäckern bei der Alser Straße die Verbauung ein. Unter Kaiser Joseph II. entstanden humanitäre Einrichtungen, wie das Allgemeine Krankenhaus mit dem Narrenturm und das Josephinum. Dem Mittelpunkt des Medizinischen Wien und der Nähe zur Universität verdankt der 9. Bezirk eine hohe Dichte an Bewohnern aus Wissenschaft und Forschung. Als erster Bau der Ringstraßenzone entstand die Votivkirche.

Der 9. Bezirk, dessen Vorstädte eine heterogene Bevölkerungsstruktur aufweist - erhielt bis ins 19. Jahrhundert teilweise alte Bräuche, dazu zählten vor allem die Wäschermädelbälle auf dem Himmelpfortgrund. In der Rossau gab es seit der Barockzeit das Privileg der "Landfahrt der Schiffsknechte". Wenn die Donau zugefroren war, durften sie im Fasching mit einem auf Kufen gestellten Schiff durch Wien zu fahren. Der Brauch erinnert an das "Windfeiern" der Seeleute, wenn sie wegen Windstille nicht fahren konnten. Das dazu verwendete Kelheimer-Schiff war bis zu 30 m lang. Zwei Züge geschmückter Hohenauer-Rosse zogen es von der Rossau (Wien 9) über das Glacis durch die Innere Stadt in die Leopoldstadt (Wien 2). Wie eine Darstellung aus dem Jahr 1767 zeigt, waren Spielleute an Bord und es wurde auf einem großen Herd auf dem Schiffsdeck gekocht. Auf der Freyung, Am Hof und auf dem Hohen Markt warf die Besatzung die frischen Knödel in die Zuschauermenge. Ebenfalls untrennbar mit der Rossau verbunden, war der Peregrinikirtag und Essay und -Markt, zu Ehren des in der Servitenkirche verehrten hl. Peregrinus Laziosi. Aus diesem Anlass kamen zahlreiche Wallfahrer, opferten Votivgaben und stärkten sich mit Peregrinikipfeln In Lichtental war der Kirtag rund um die Schubertkirche eine Attraktion des alten Stadtteils.

Quellen:
Wien in Zahlen, 2015
Helga Maria Wolf: Sehnsucht nach dem Alten Wien. Wien 2014
Alfred Wolf: Alsergrund-Chronik, Wien 1981, 89


--> Siehe auch 9 Wege im 9.


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