Tramway#
Die "Tramwei" ausgesprochene Bezeichnung für Straßenbahn geht in Wien auf die Zeit der von Pferden gezogenen Schienenfahrzeuge zurück. 1865 begann die "Wiener Tramway-Gesellschaft" den Betrieb auf der ca. 4 km langen Strecke vom Schottentor über die Alser Straße nach Hernals. Die Fahrzeit soll nur 20 Minuten betragen haben (Der moderne 43-er braucht 17 Minuten). Der Imperialwagen verfügte über 36 Sitzplätze, die sich z.T. auf einem Oberdeck befanden. 1869 erteilte das Handelsministerium der Wiener Tramway-Gesellschaft AG die Konzession für zwei Linien, das Netz wurde bis 1897 ausgebaut. 1872 folgte die "Neue Wiener Tramway-Gesellschaft" mit der Konzession für die Pferdebahnstrecken außerhalb des Linienwalls. Bis 1903 besorgten die privaten Firmen mit Pferde- und Dampfkraft den öffentlichen Verkehr. Dann übernahmen die "Städtischen Straßenbahnen" (heute: Wiener Linien) die Verantwortung.
Die erste "Elektrische" fuhr 1880 im Testbetrieb bei der Rotunde im Prater. 1897 nahm die elektrische Straßenbahn mit Oberleitung auf einer 10 Kilometer langen Strecke den Betrieb auf. In der Folge wurde die Wiener Tramway-Gesellschaft liquidiert und die Straßenbahn kommunalisiert. Die letzte Pferdebahn fuhr 1903. Seit 1907 bezeichnete man die Linien mit Buchstaben und Ziffern, die teilweise bis heute erhalten blieben. Zu Beginn der 1930er Jahre hatte das Straßenbahnnetz mit mehr als 300 km die größte Ausdehnung.
Am 27. September 2015 feierten die Wiener Linien das Jubiläum "150 Jahre Wiener Tramway. 100.000 Besucher verfolgten die große Fahrzeugparade auf der Ringstraße, an der 53 Straßenbahnen, Autobusse, Wagen, Stadtbahn- und U-Bahngarnituren teilnahmen.
Aus der Straßenbahn-Chronik der Wiener Linien:
1865: Erste Pferdetramway zwischen Schottentor und Hernals
1872: Gründung der „Neuen Wiener Tramwaygesellschaft“
1874: Einführung der Farbscheibensignale zur Linienkennzeichnung
1883: Dampftramway von Hietzing nach Pechtoldsdorf
1899-1902: 150 Kilometer Straßenbahnnetz werden elektrifiziert und 33 Kilometer elektrische Strecken neu errichtet
1903: Übernahme der meisten Straßenbahnlinien durch die Gemeinde Wien
1903: Letzter Zug der Pferdetramway (Sechsschimmelgasse - Liechtenwerder Platz)
1907: Ende der privaten Straßenbahnlinien, einheitliche Kennzeichnungen
1922: Letzte Dampftramway (Kagran - Großenzersorf)
1949: Geburtsstunde der Wiener Stadtwerke
Ab 1964: Schaffnerlose Straßenbahnwagen
1970: Erste Straßenbahnfahrerin
1996: Letzter Schaffner
1998: Erste Niederflur-Straßenbahnen (ULF), Linien 65 und 67
1999: "Wiener Linien" als Tochterfirma der Wiener Stadtwerke
2014: Verkehrsmuseum der Wiener Linien in der ehemaligen Straßenbahnremise in Erdberg
2022 zählten die der Wiener Linien
747,4 Mio. Fahrgäste. Davon entfielen 246,5 Mio.auf Straßenbahn
152,4 Mio.Autobus, 348,5 Mio.UBahn.
2023 legten die Wiener Linien täglich 78 Millionen km zurück (das entspricht dem 5-fachen Erdumfang). Davon entfallen 40 Mio. km auf Autobusse, 23 Mio. km auf Straßenbahnen und 15 Mio. km auf U-Bahnen. Am 9.9. wurde das 120-Jahr-Jubiläum der Übernahme des Betriebs durch die Stadt Wien mit dem "Öffi-Tag" beim Karlsplatz gefeiert.
Quellen:
Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Wien 1992-1997. Bd. 5/S. 361 f.
Informationsblatt zum 150-Jahr-Jubiläum
2023
"Mein Wien", 131/2023
"Kurier" 2.9.2023
Bilder:
Fiaker, Pferdetramway, "Elektrische" und Stadtbahn am Währinger Gürtel, Wien um 1900. Bezirksmuseum Währing. Freundlicherweise für das Austria-Forum zur Verfügung gestellt
Fahrzeugparade auf der Ringstraße: Fotos Doris Wolf, 2015
Siehe auch: