Ulrich, hl.#
Ulrich (Uodalricus) wurde um das Jahr 890 als Angehöriger eines allemannischen Grafengeschlechtes in Augsburg geboren. 909 trat er als Kleriker in bischöfliche Dienste und erhielt 923 selbst die Bischofsweihe. Er unterstützte König Otto I. (912-973) mit bewaffneter Macht, zunächst beim Aufstand von dessen Sohn Liutolf, und besonders beim Angriff der Ungarn auf Augsburg (955 Kampf auf dem Lechfeld). 962 zog sich Bischof Ulrich von seinen politischen Verpflichtungen zurück und widmete sich pastoralen und sozialen Aufgaben. Er gründete, baute und renovierte Kirchen und Klöster, wie das zerstörte Benediktbeuern. Kurz vor seinem Tod verschenkte er seinen ganzen Besitz und wollte die Bischofswürde zurücklegen, was aber die Reichssynode nicht bewilligte. Ulrich von Augsburg starb am 4. Juli 973.
Am 31. Jänner 993 wurde Ulrich in der ersten förmlichen und feierlichen Kanonisation vom Papst heiliggesprochen. Seine Gruft in der Klosterkirche St. Afra in Augsburg, die er selbst anlegen ließ, führte zur Umbenennung der Kirche nach ihrem Neubau im 11. Jahrhundert. Sie heißt seither "St. Ulrich und Afra". Im Mittelalter zählte Ulrich zu den meist verehrten Heiligen. Man weihte ihm zahlreiche Gotteshäuser und benannte Quellen nach ihm. Das Heiligengedächtnis wird am 4. Juli (Todestag) begangen. "Ulrich, Bischof von Augsburg" ist ein nicht gebotener Gedenktag im Regionalkalender.
Darstellungen zeigen Ulrich als älteren, meist bärtigen Bischof, mit Evangelienbuch und Brustkreuz. Attribute sind Fisch (als Symbol des Fastens und der Mäßigkeit) und Ratte.
Der hl. Ulrich ist der Patron der Fischer, Sterbenden, Wanderer, Weber, Winzer; gegen Fieber, Krankheiten, Ratten und Mäuse.
Bräuche, die mit dem hl. Ulrich zu tun haben, waren kirchlicher und weltlicher Art. Es gab Ulrichsminne, Ulrichskreuze (während der Schlacht auf dem Lechfeld soll ihm ein Engel ein Kreuz gereicht haben), die als Abwehrzeichen gegen Unheil und bei Mensch und Tier als heilbringend galten. Vom Wasser aus Ulrichsbrunnen, die angeblich nie versiegten, erhoffte man Hilfe bei Augenleiden und Fieber. Erde von seinem Grab sollte Mäuse fernhalten.
Quellen:
Alle heiligen Zeiten. Lieder und Texte im Jahreskreis. Atzenbrugg 2010. S. 188f.
Bautz: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon.Nordhausen 2003. Bd. XVII/Sp. 1431-1435 (ISBN-3-88309-058-1)
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 843
Hiltgart L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Stuttgart 1970. S. 488f.
Otto Wimmer, Hartmann Melzer: Lexikon der Namen und Heiligen (Bearb. Josef Gelmi). Innsbruck 1988. S. 807
Helga Maria Wolf: Mythos Wasser. St. Pölten 2009
Heiligenlexikon
Bild:
Aus Georg Ott: Legende von den lieben Heiligen Gottes, Regensburg 1858. Bd 2 / Sp. 1111