Wurst#
Die Herstellung von Wurst ist seit der Antike bekannt. Vorläufer der heutigen Sorten finden sich im Mittelalter. Hartwurst diente zur Konservierung von Fleisch. In der Wurstküche beim winterlichen Schlachtfest trocknete die Hitze des Herdfeuers die auf einer Stange darüber aufgehängten Würste. 1805 erfand der aus Oberfranken stammende Johann Georg Lahner (1772-1845), der sich in Wien als Fleischhauer selbstständig gemacht hatte, die Frankfurter Würstel. Er benannte sie nach der Stadt, in der er seine Gesellenzeit verbracht hatte - anderenorts sind sie als "Wiener Würstel" bekannt. Die ersten Würstelmänner waren mit einem kleinen Wagen unterwegs, auf dem sich ein Spiritusbrenner zum Heißmachen der Ware befand.
Ende des 18. Jahrhunderts konnte man italienische und ungarische Salami bei Wanderhändlern kaufen. Die meisten kamen aus der Gegend von Trient (Italien). Sie hatten unterschiedliche Kaufrufe: „Wälsche Würste kauft!“ (um 1770), „Salamini, Keso!“ (1833), "Savalami, Italiani-Wurst! Gute Wurst, wällische Wurst", "Durri-durri!" (für die härtere, ungarische Salami). Kundschaft fanden sie vor allem in den Gaststätten im Prater. Dabei schnitt der "Salamutschi-Mann" vor deren Augen die Salami in hauchdünne Scheiben und wusste sich angeblich "der Waage nicht ohne Raffinement zu bedienen".
1710 erfand der Zahnarzt und Schauspieler Josef Anton Stranitzky (1676-1726) die derb-komische Figur des "Wiennerischen Hanswurst", der im Kostüm eines Salzburger Bauern auftrat. In der Folge übernahm man für Kasperlfiguren die Bezeichnung "Wurstel", der zum Symbol der angeblichen Wiener Lebensart wurde ("Den Wurstel kann keiner erschlagen").
Im Mai 2014 gewann "Conchita Wurst" mit " Rise Like a Phoenix" den 59. Eurovision Song Contest für Österreich. Der Sänger und Travestiekünstler Thomas „Tom“ Neuwirth (* 1988 ) trat als Diva mit Vollbart auf. Die Schaffung der Kunstfigur Conchita Wurst erklärt Neuwirth als Reaktion und Statement gegen Diskriminierungen. Den Nachnamen wählte er, „weil es eben ‚wurst‘ ist, woher man kommt und wie man aussieht“.
Quellen:
Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Wien 1992-1997. Bd 5 / S. 28
Hubert Kaut: Kaufrufe aus Wien. Wien 1970. S. 65
Reinhard Pohanka (Hg.): Um die Wurst. Vom Essen und Trinken im Mittelalter. Wien 2005
Mauriz Schuster - Hans Schikola: Das alte Wienerisch. Wien 1996. S. 149
Bild:
"Wälsche Würste kauft!" aus dem Brand'schen Kaufruf. Wien 1775