Himmelsbrief#
Schutzbriefe gegen Waffengewalt, Krankheiten, Feuer und Unfälle, denen man magische Kraft zusprach, sind nach der Legende vom Himmel gefallen. Gott selbst habe sie mit goldenen Lettern geschrieben. Die christliche Variante soll bis ins 6. Jahrhundert zurückreichen. Ähnliche Vorstellungen fanden sich in der Antike in Griechenland und im Orient. Obwohl von der Amtskirche bekämpft, enthalten die Texte oft Gebete und Forderungen der Sonntagsheiligung und der Moral. Neben der allgemeinen Segensverheißung dienten Himmelsbriefe - "Gredoria" oder "Holstein-Briefe" - als Amulett für Kugelsicherheit im Krieg und bei schwerer Geburt. Als Flugblatt oder Neu-Ruppiner Bilderbogen gedruckt, waren sie in Deutschland in den 1930er- Jahren erhältlich. Noch im Zweiten Weltkrieg wurden sie u.a. in Oberösterreich durch Abschreiben weiter verbreitet.
Quellen:
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 362
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin 1932 (1987). Bd. 4/Sp. 21 f.
Bild:
"Der Brief von Holstein", Abschrift aus Oberösterreich, 1942. Slg. Wolf
Siehe auch:
Alltagsreligiosität