350 Jahre "Maria Taferl" #
Sonderpostmarke
Die im niederösterreichischen Nibelungengau auf einer Anhöhe über der Donau gelegene Gemeinde Maria Taferl ist, neben Mariazell, zweifellos der bekannteste Wallfahrtsort Österreichs. Während der Markt Maria Taferl auf dem so genannten Taferlberg liegt, befinden sich die übrigen Ortsteile im umliegenden hügeligen Gebiet; weithin sichtbar freilich thront die große barocke Wallfahrtskirche. Das Motiv der schönen Sondermarke zeigt ein Bild der Basilika, geschaffen vom niederösterreichischen Maler Franz Knapp (1916 – 2007).
Über die frühe Besiedelung ist wenig bekannt, es wird jedoch vermutet, dass verschiedene Ortsteile von Maria Taferl bereits im Mittelalter gegründet wurden. Die Geschichte des heutigen Marktes beginnt im 17. Jahrhundert. Die erste Kirche wurde rund um einen Bildstock der Jungfrau Maria als Gnadenmutter gebaut – darauf geht auch der Name Maria Taferl zurück. Diese Statue wurde der Überlieferung nach von Alexander Schinagel, einem Förster, der nach einer schweren Krankheit geheilt wurde, gestiftet. Auch dem Holzknecht Thomas Pachmann soll an diesem Ort eine wundersame Heilung widerfahren sein: Nachdem er versucht hatte, eine Eiche, auf der ein Bildnis des Gekreuzigten befestigt war, zu fällen, verletzte er sich an beiden Beinen schwer. Nach einem Gebet an die Gottesmutter aber hörten die Wunden auf zu bluten.
1660, also vor genau 350 Jahren, wurde mit dem Bau der heutigen Wallfahrtskirche begonnen – und zwar vom kaiserlichen Architekten Georg Gerstenbrandt und dem Italiener Carlo Lurago. Besonders beeindruckend ist vor allem die Kuppel, die von Jakob Prandtauer in den Jahren 1708 bis 1710 geschaffen wurde – jenem Baumeister also, dem auch das heutige Aussehen des Stiftes Melk zugeschrieben wird. Im Zentrum des imposanten Hochaltars von Joseph Matthias Götz befindet sich das Gnadenbild, eine Pieta. Nach Inschriften im Inneren der Basilika sollte der Bau der örtlichen Bevölkerung – nach Pest, Türkenkriegen und Dreißigjährigem Krieg – neuen Mut schenken, andererseits wird aber auch angenommen, dass gegenreformatorische Absichten im Kernland des Hauses Habsburg hinter dem Bau standen – dafür spricht in besonderer Weise die großartige Lage von Maria Taferl als weithin sichtbare Manifestation katholischen Glaubens auf dem damaligen Hauptverkehrsweg, der Donau.
Von besonderem Interesse ist die in der Basilika befindliche Schatzkammer, die über das Ausmaß und die Herkunft der Wallfahrer reiche Auskunft gibt. Hier werden zahlreiche Präsente von Pilgern, die von Heilungen nach schweren Krankheiten sprechen, ausgestellt. Dem Volksglauben nach soll das Wasser aus den Quellen Maria Taferls vor allem bei Augenleiden helfen.