Der Fußacher Bote#
Sondermarke#
Sie beförderten über Jahrhunderte Personen, kostbare Waren und Briefpost von Lindau nach Mailand und bildeten die erste postalische Verbindung auf dieser wichtigen Handelsstrecke. Österreich, Deutschland, die Schweiz und Liechtenstein würdigen daher in einer gemeinsamen Aktion die Fußacher Boten mit jeweils eigenen Postwertzeichen.
Um den Fernhandel der blühenden Handelsstädte Lindau und Mailand zu ermöglichen, wurde von den betreffenden Kaufmannschaften ein Botendienst ins Leben gerufen. Mit der Überstellung der Sendungen wurden vornehmlich die Familien Spehler und Vis (später Weiss) aus Fußach, einem wichtigen Warenumschlagplatz am südlichen Ufer des Bodensees, betraut; eine hiesige Faktorei sorgte für die Logistik sowie die Kontrolle der Sendungen und Boten. Die erste gesicherte Botenfahrt ist mit 1440 datiert, regelmäßig geführt wurden die Dienste jedoch erst später. Die Fußacher Boten, auch Lindauer oder Mailänder Boten genannt, waren Strackfuhrleute – im Gegensatz zu Kaufleuten reisten sie mit Frachtbriefen und mussten ihre Waren nicht an den Grenzen abladen, vielmehr durften sie auf ihrer Weiterfahrt nicht behindert werden.
Die beschwerliche Route der Boten führte per Schiff von Lindau nach Fußach, anschließend ging es mit Pferd oder Kutsche durch das Rheintal. An der Via Mala, der berüchtigten Schlucht im Schweizer Kanton Graubünden, begann das eigentliche Abenteuer der Fußacher Boten. Auf dem Pferd oder zu Fuß bestritten die schwindelfreien und trittsicheren Kuriere diesen Abschnitt, um anschließend den auf einer Höhe von 2.115 Metern liegenden Splügenpass zu überqueren. Die letzte Etappe der Strecke bildete der Comer See, bevor die Kuriere endlich ihr Ziel erreichten und in der Osteria „Dei Tre Re“ nahe des Mailänder Doms ihr Quartier bezogen. Nur zwei Tage später traten die Boten mit neuer Ladung den Rückweg an.
Einmal wöchentlich unternahm der Fußacher Bote seine über 325 Kilometer lange Reise, die je nach Wetterlage zwischen fünf und elf Tage oder mehr in Anspruch nahm. Bei aller Beschwerlichkeit war dennoch Pünktlichkeit von hoher Wichtigkeit, warteten doch in Lindau wie in Mailand oft Anschlussboten auf die Postsendungen. Ab dem späten 17. Jahrhundert nahmen vermehrt Reisende die Dienste der Fußacher Boten in Anspruch, da der Weg durch die Alpen einerseits schwierig zu bestreiten und andererseits auch schwierig auszumachen war. 1788 geleiteten sie etwa Johann Wolfgang von Goethe von seiner ersten Italienreise sicher zurück an den Bodensee.
1826 wurde der Botendienst von Lindau nach Mailand eingestellt. Die Fußacher Faktorei, die mittlerweile unter dem Namen „Gebrüder Weiss“ firmierte, zog nach Bregenz und führte von dort das Speditionsgeschäft äußerst erfolgreich weiter. Das Motiv der Sondermarke zeigt eine historische Karte von Aegidio Tschudo, in der die waghalsige Route über die Alpen rot eingezeichnet ist; bemerkenswert ist, dass der Süden auf der Karte oben liegt.