Kelchvelum – Diözesanmuseum St. Pölten#
Sondermarke#
Das Kelchvelum des sogenannten „Pfingstornates“ aus der Paramentensammlung des Instituts der Englischen Fräulein in St. Pölten schmückt diese Sondermarke der Österreichischen Post aus der Serie „Sakrale Kunst“.
Unter einem Kelchvelum versteht man ein oft kunstvoll gefertigtes Tuch, das in der römisch-katholischen Messe und im lutherischen Abendmahlsgottesdienst den Kelch für die geweihten Hostien oder den Messwein bedeckt. Das hier präsentierte Kelchvelum ist Teil einer ganzen Reihe von liturgischen Textilien, die gemeinsam das „Pfingstornat“ oder auch „Maria-Theresien-Ornat“ genannte Konvolut formen. Dazu gehören unter anderem auch Antependien, also Vorhänge für den Altarunterbau, Stolen und Pluviale (liturgische Gewänder). Diese prachtvollen Textilien aus Samt sind mit Gold-, Silber- und Petit-Point-Stickerei verziert und haben ein Taftfutter. Das „Pfingstornat“, das in den 1740er-Jahren entstand, heißt auch „Maria-Theresien- Ornat“, weil man annimmt, dass Kaiserin Maria Theresia es dem Institut der Englischen Fräulein in St. Pölten (heute Congregatio Jesu) geschenkt hat. Maria Theresia war in ihrer Jugend sehr eng mit Maria Katharina von Saint Julien befreundet, weil diese ihre Hofdame war, als sie selbst noch Erzherzogin war. Die Gräfin wurde später in das Institut der Englischen Fräulein in St. Pölten aufgenommen und avancierte zu dessen Oberstvorsteherin. Es wird angenommen und ist auch in einer Jubiläums-Festschrift des Instituts der Englischen Fräulein so dargestellt, dass Maria Theresia dem Institut das wertvolle Geschenk machte, entweder zum Eintritt oder zur Beförderung der Freundin Maria Katharina von Saint Julien. Eine Signatur, die dies nachweisen würde, gibt es allerdings nicht.
Das Kelchvelum des „Pfingstornates“ ist aus Silberbrokat gefertigt, symmetrisch gestaltet und reich mit Gold verziert. Acht Blumen aus bunter Seide werden mit einem breiten Goldband verbunden: Rote Rosen schmücken die Seitenmitten, lila Nelken die Ecken. Mittig findet sich der goldene Schriftzug IHS. Die wertvollen Stickereien sind in Flachstich gearbeitet, und es wird angenommen, dass sie von Kaiserin Elisabeth Christine, der Mutter Maria Theresias, kunstfertig gestaltet wurden. Das war jedenfalls der Wissensstand, als das Kelchvelum in einer 1904 veranstalteten Maria-Theresia-Paramentenausstellung in Wien gezeigt wurde. Sicher ist, dass das Kelchvelum mit höchster Präzision und Feinarbeit bestickt wurde und dass die Komposition der Motive sehr bedacht ist.
Heute kann man das „Pfingstornat“, dessen Name sich seiner roten Farbe wegen auf dieses hohe Fest im Kirchenjahr bezieht, im Diözesanmuseum St. Pölten besichtigen, wo es als Leihgabe der Congregatio Jesu ausgestellt ist.