Schloss Porcia (Palast)#
Gemeinde: Spittal an der Drau
Katastralgemeinde: Spittal an der Drau
Vierflügeliger dreigeschoßiger Palast aus der Frührenaissance; Portal mit barockem Skulpturenschmuck, zwei diagonal situierte Rundtürme, gleichfalls diagonal angeordnete Treppenaufgänge im Inneren. Innenhof mit dreigeschoßigen Arkadenund überaus reicher skulpturaler Ausstattung (Rundmedaillons mit Kaiserköpfen usw.).
Im Saal des ersten Stockwerkes Gebälk mit verschiedenen Besitzerwappen sowie Rankenornamentik am Portal (bezeichnet 1551); Turmzimmer mit reichem Stuck (mythologische Szenen, um 1590); verschiedene Römersteine und ein römisches Relief. Im zweiten Stockwerk befindet sich das Heimatmuseum: zwei spätgotische Altarflügel von 1500, Prunkbett, Spiegeltisch, eine Sitzgarnitur, Ecketagere und Wappen aus dem zweiten Rokoko. Schwerpunkt der Sammlung sind die Geschichte und die Volkskunde Oberkärntens. Schloss Porcia ist nicht nach seinem Erbauer, sondern nach seinem späteren Besitzer Johann-Ferdinand Fürst von Porcia benannt.
Aufgrund der Verträge von Worms 1521 und Brüssel 1522 übergab Kaiser Karl V. seinem Bruder Erzherzog Ferdinand Kärnten gemeinsam mit fünf anderen österreichischen Ländern. Dieser übertrug 1524 seinem Günstling Gabriel von Salamanca die Grafschaft Ortenburg und ernannte ihn zum Grafen. Zur Führung seiner Amtsgeschäfte benötigte er einen Regierungssitz und beauftragte 1527 den Neubau eines prächtigen Schlosses, das den bisherigen Sitz, die alte Ortenburg, ablösen sollte.
Am Palast wurde 70 Jahre lang in mehreren Etappen gebaut. Mit der Anlage des Parks und der Nebengebäude wurde er erst unter Gabriels Sohn Johann (+1612) vollendet.
Neu-Ortenburg, wie Schloss Porcia damals genannt wurde, war das Zentrum der gräflichen Güterverwaltung, zu dem 26 Burgen in Kärnten zählten.
1639 starb das Geschlecht der Salamanca aus und die Herrschaft Ortenburg fiel an Kaiser Ferdinand III. zurück. Er verkaufte die Herrschaft an Martin Widmann, Kaufmann aus Venedig, der gleichzeitig in den Grafenstand erhoben wurde. 1662 erwarb der aus Pordenone in Friaul stammende und von Kaiser Leopold I. gefürstete Johann-Ferdinand von Porcia die Grafschaft. 1670 wurden von ihm erste Reparaturen, Erneuerungen und verschiedene Ausstattungsarbeiten durchgeführt, z.B. die Fresken an der Außenwand des Nordwesttraktes, von denen heute nur noch Spuren zu sehen sind.
Vor 1797 diente das Schloss als Lazarett. Die abziehenden französischen Truppen brannten Spittal nieder, auch das Schloss wurde weitgehend zerstört. In den nächsten 30 Jahren wurde es wiederhergestellt.
Robert Freiherr Klinger von Klingerstorff kaufte 1918 die Herrschaft. Als 1919 Klagenfurt von den Jugoslawen besetzt wurde, war in Schloss Porcia kurzfristig die Kärntner Landesregierung eingemietet.
Bevor Baron Klinger 1930 das Gebäude der Stadt Spittal verkaufte, ließ er in einer dreitägigen Auktion das gesamte Inventar versteigern. Das Schloss wurde praktisch leer an die Stadtgemeinde übergeben.
Von 1945 bis 1955 befand sich hier das Hauptquartier der britischen Militärverwaltung.
Zwischen 1974 und 1978 wurde das Gebäude umfassend restauriert. 1986/87 wurde der Innenhof auf Glanz gebracht.
Heute sind im Schloss verschiedene Amtsräume untergebracht. Neben dem Heimatmuseum befinden sich in dem sehr gut erhaltenen Schloss das Fremdenverkehrsamt, die Stadtbücherei, ein Gastronomiebetrieb sowie Repräsentationsräumlichkeiten der Stadtgemeinde. Während der Sommermonate finden im Arkadenhof Sommerfestspiele statt.
Eigentümer: Stadtgemeinde Spittal an der Drau
Schloss Porcia (AEIOU)
Arkadenhof von Schloss Porcia (AEIOU Videoalbum)
Schloss Porcia (Bildlexikon)
Der Text und die Literaturangaben sind aus dem Buch 'Österreichisches Burgenlexikon - Schlösser, Burgen und Ruinen' (1991) von Georg Clam Martinic übernommen. Der Beitrag wurde jedoch im Oktober 2010 mit folgenden Quellen aktualisiert:
Burgen und Schlösser in Österreich und Südtirol (2005) von Gerfried Sitar und Anna Hoffmann
und mit Webrecherchen.
Literatur#
- Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs. Kärnten, Vorarbeiten von Karl Ginhart, neubearb. von Ernst Bacher, Ilse Friesen, Geza Hajos, Wolfram Heike, Elisabeth Herzig, Horst R. Huber, Margarete Migaes, Jörg Oberhaidacher, Elisabeth Reichmann-Endres, Margareta Vyoral-Tschapka, 2. verb. Auflage, Wien 1981, Seite 657ff;
- Henckel, Hugo, Burgen und Schlösser in Kärnten I, Klagenfurt-Wien 1964, Seite I/78ff
- Valvasor Topographia Archiducatus Carinthiae Nachdruck der Ausgabe von 1688, Klagenfurt 1975, Seite 204f
- Wiessner, Hermann — Seebach, Gerhard — Vyoral-Tschapka, Margareta, Burgen und Schlösser in Kärnten (Kärnten III), Burgen und Schlösser um Hermagor, Spittal/Drau, Villach, 2. erw. Aufl., Wien 1986, Seite III/112ff