Schloss Eckartsau#
Gemeinde: Eckartsau
Niederoesterreich, Eckartsau
Katastralgemeinde: Eckartsau
Schloss Eckartsau ist ein elegantes barockes Jagdschloss. Es ist ein vierflügeliger Bau, der einen rechteckigen Brunnenhof umschließt. Die Flügel sind nur mehr zweigeschossig, lediglich der Nordtrakt weist drei Etagen auf. 15-achsige Hauptfront mit schräg vorspringendem Mittelrisalit und Pilasterordnung.
Attika mit Giebelplastiken von Lorenzo Mattielli. Im Hof gibt es eine Brunnennische und Maske von 1725 zu sehen. Die Schlosskapelle wurde im 18. Jh. von Antonio Beduzzi neu gestaltet. In ihrer Flachkuppel befindet sich ein ovales Deckenfresko von Franz von Roettiers. Im großen Saal präsentieren sich ein barockes Deckenfresko von Daniel Gran und Plastiken von L. Mattielli. Das prunkvolle Stiegenhaus wirkt durch die Stuckarbeiten besonders vornehm.
Um 1180 gab es erste Nachrichten über die Burg Ekkeharteshove, nach der sich ein Heinrich nannte. Zehn Jahre später werden die Eckartsauer bereits als landesfürstliche Ministeriale bezeichnet und Eckartsau urkundlich genannt. Auch die um 1212 eingeheirateten Perchtoldsdorfer nannten sich nach der Burg. Ihr bedeutendster Vertreter war der 1443 verstorbene Leupolt, der bei Herzog Albrecht V. und Kaiser Friedrich III. hohes Ansehen genoss. Mit Wilhelm von Eckartsau erlosch 1507 die Familie. Nun folgten die Wolkerstorffer und 1572 die Freiherren von Teufel. Otto Freiherr von Teufel veräußerte Eckartsau 1639 an Matthias Graf Khuen von Belasy. Danach erwarb die Familie Herberstein das Anwesen. 1663 diente die Burg den Landbewohnern als Zufluchtsort vor den Türken.
Der böhmische Hofkanzler Franz Ferdinand Graf Kinsky erwarb 1720 die Herrschaft aus der Verlassenschaft der Gräfin Katharina von Herberstein. Zu dieser Zeit war Eckartsau noch ein vierflügeliges, auf Piloten errichtete Wasserschloss.
1722 beauftragte er den kaiserlichen Maurermeister Christian Alexander Oedtl, und es wurde zu einem barocken Jagdschloss umgebaut. Auf ihn geht vor allem die neue Schlosskapelle zurück. Sie wurde 1724 geweiht. Ansonsten wurden vor allem die Innenräume dem damaligen Zeitgeschmack angepasst.
Der Bruder und Erbe des Bauherrn, Josef Maximilian Graf Kinsky, verkaufte Eckartsau 1760 an Franz Stephan von Lothringen, der das kinskysche Jagdrevier schätzen gelernt hatte. Er ließ das Gebäude 1770/74 durch den Hofarchitekten Franz Anton Hillebrand gründlich renovieren. Nach dem Tod Maria Theresias blieb das Schloss beim kaiserlichen Familienfonds, stand aber jahrzehntelang leer und verfiel. In den 20er-Jahren des 19. Jh. mussten die Obergeschosse bzw. der ganze Ostflügel abgetragen werden.
Erst unter Erzherzog Franz Ferdinand blühte das Schloss wieder auf. Er ließ es 1897/98 zu seinem Jagd- und Landsitz ausbauen und den großen Park neu anlegen. Süd- und Ostteil wurden teilweise neu erbaut .
Nachdem Kaiser Karl im November 1918 auf die Ausübung der Regierungsgeschäfte verzichtet hatte und in Österreich die Republik ausgerufen worden war, zog er sich nach Eckartsau zurück, wo er seine letzten Monate in Österreich verbrachte. Am 23. März 1919 verließ er das Schloss und Österreich für immer, wobei er seine Verzichtserklärung widerrief. Damit war die 640 Jahre dauernde Regierungszeit der Habsburger zu Ende gegangen.
Eckartsau gehörte zwar zu den privaten Besitzungen der kaiserlichen Familie, wurde aber enteignet und ging in staatliches Eigentum über. Es kam an den Kriegsgeschädigtenfonds.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verwüsteten die sowjetischen Besatzungstruppen das Schloss und zerstörten wertvolles Inventar. Nach dem Abzug 1947 übernahmen die Österreichischen Bundesforste das Schloss und führten Renovierungsarbeiten durch. Ebenso öffneten sie es für Besucher.
Das Schloss ist Sitz der Forstverwaltung der österreichischen Bundesforste und Veranstaltungszentrum. Im Festsaal finden gelegentlich Kammerkonzerte statt. Die Repräsentationsräume können für Hochzeiten und andere Veranstaltungen gemietet werden.
Eigentümer: Republik Österreich
Weiterführendes#
Quellen#
- Der Text und die Literaturangaben sind aus dem Buch 'Österreichisches Burgenlexikon - Schlösser, Burgen und Ruinen' (1991) von Georg Clam Martinic übernommen. Der Beitrag wurde jedoch im Oktober 2010 mit folgenden Quellen aktualisiert:
- Burgen und Schlösser in Österreich und Südtirol (2005) von Gerfried Sitar und Anna Hoffmann
- Webrecherchen.
Literatur#
- Dehio Niederösterreich, Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs. Niederösterreich nördlich der Donau, bearb. von Evelyn Benesch, Bernd Euler-Rolle, Claudia Haas, Renate Holzschuh-Hofer, Wolfgang Huber, Katharina Packpfeifer, Wien 1990. Seite 142ff