Linzer Landhaus#
Ein weit ausladender Baukörper mit drei Höfen und etwa 400 Räumen. Barockes Südtor mit Putten, steinernem Landeswappen und Adler mit ausgebreiteten Schwingen; im dritten Obergeschoß erinnert eine lateinische Inschrift an den Wiederaufbau der durch den Stadtbrand zerstörten Gebäudeteile (1800). Einfahrt mit imposantem Tonnengewölbe und breiten Granitpfeilern; Nordtor aus rotem und teilweise bunt bemaltem Marmor von 1570 mit zwei Putten und drei Wappen mit Herzogshüten (Österreich unter der Enns, Österreich ob der Enns und der traditionelle österreichische Bindeschild).
Das Kernstück des Landhauses ist der prachtvolle Arkadenhof mit dem Steinbrunnen in der Mitte, der von 1568-74 erbaut wurde und als eine der größten architektonischen Leistungen des Landes in der Renaissance gilt. In diesem Trakt befand sich auch die sogenannte „Ständische Landschaftsschule", an der Johannes Kepler 14 Jahre lang lehrte. Heute noch zu sehen sind „Kritzeleien" der Studenten aus 1579 (im ersten Stock unter den Arkaden).
Im östlichen Teil des Arkadenhofes entspringt der mächtige Landhausturm, der an der Spitze des Helmes einen vergoldeten Doppeladler trägt. An der Nordfront des Hauses befindet sich die urspr. gotische, später im Rokokostil neu aufgebaute, ehemalige Minoritenkirche, die ab 1785 als „Ständische Hofkirche" in Verwendung war. Im Inneren einige Prunksäle; brauner Saal mit der prachtvollen Rokokouhr, steinerner Saal mit Wandpfeilern aus rotem Marmor und Stuckplafond, blaues Zimmer, Regierungssitzungszimmer usw. 1563 wurde das Klostergebäude der Minoriten den oberösterreichischen Landständen als Landhaus auf Dauer überlassen.
Bereits ein Jahr später wurde das alte Kloster abgerissen und mit dem Neubau begonnen (Fertigstellung 1571). Architekten waren Christoph Canevale, Caspar Toretto und Peter Guet. Der für den Bau benötigte Granit stammt aus den Steinbrüchen von Mauthausen, der Marmor aus dem Salzburger Land und das Eisen aus der alten Eisenstadt Steyr. In dem Erdgeschoß des Ständehauses war das Zeughaus untergebracht, im ersten Stock befanden sich der prunkvolle Ständesaal, die Ratsstube, das Einnehmeramt, das Archiv, die Bibliothek und die Kanzleien.
1800 fiel ein Teil des Landhauses einer Brandkatastrophe zum Opfer. Nach dem Abzug der Franzosen wurde mit dem Wiederaufbau des Landhauses begonnen. Das Landhaus selbst zeigt sich seit dieser Zeit in den klassizistischen Formen des Empire. 1861 erhielt Oberösterreich sowie jedes andere Kronland eine Landesverfassung, aufgrund der das Volk in freier Wahl seine Vertreter in den Landtag entsenden konnte. Die Gewählten bildeten im Landtag sogenannte „Kurien", die den Großgrundbesitz, die Handelskammer sowie die Industrieorte und die Landgemeinden vertraten.
1918 wurde das allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht für die Landtagswahlen eingeführt. Bis 1934 war das Amt des Landeshauptmannes mit dem des Landtagspräsidenten verbunden. Seither ist das Landhaus Sitz des Oberösterreichischen Landtages mit dem Landtagspräsidenten und der Landesregierung mit dem Landeshauptmann (Dr. Josef Ratzenböck).
- Eigentümer
- Land Oberösterreich
Weiterführendes#
- Linzer Landhaus (Austria-Wiki)
Der Text ist aus dem Buch 'Österreichisches Burgenlexikon - Schlösser, Burgen und Ruinen' (1991) von Georg Clam Martinic übernommen.