Schloss Hellbrunn (Lustschloss)#
Eine Allee mit altem Baumbestand führt von der Stadt Salzburg zum Eingangstor. Ein kleines Schloss mit Ehrenhof, zweigeschoßig mit zwei turmartigen Risaliten an den Schmalseiten, einer vorgelagerten Freitreppe mit unterhalb liegender Brunnengrotte. Im linken Nebenflügel neueingerichtete Kapelle mit Holzaltar, aus der Zeit Wolf Dietrichs. Im Festsaal und im anschließenden Oktogon mit Kuppel (Musiksaal) die Temperawandmalereien mit mehreren zeitgenössischen Gesellschaftsszenen und allegorischen Figuren in architektonischer Rahmung von Arsenio Mascagni. In einem Zimmer gemalte chinesische Papiertapeten (um 1720) und im Speisesaal ein bunter Salzburger Fayenceofen von Friedrich Strobl (1608-14).
Im Park verschiedene Grotten, zwei „Theater", Brunnen, das „Mechanische Theater" (durch Wasser angetriebene Marionetten, 1750), das „Fasanenhaus" (jetzige Schlossrestauration, diente ehem. zur Überwinterung seltener Vogelarten), „Monatsschloss" (1015, es beherbergt das Salzburger Volkskundemuseum) und am östlichen Fuße des Berges das „Felsentheater" (das erste Freilichttheater nördlich der Alpen) sowie der berühmte Tiergarten Hellbrunn.
Erzbischof Markus Sittikus, Graf von Hohenems, regierte nur sieben Jahre von 1612 bis 1619, aber in dieser kurzen Zeit prägte er die Stadt Salzburg wesentlich. Er hielt sich längere Zeit in Italien auf, wo er die Schlösser und Paläste des italienischen Adels kennen lernte. Er wurde zum Salzburger Fürsterzbischof gewählt. Kurz nach seinem Regierungsantritt beauftragte er den italienischen Dombaumeister, Architekten und Bildhauer Santino Solari mit der Errichtung eines Lustschlosses. Die Buazeit der gesamten Anlage erstreckte sich über die Jahre 1613-1619.
Die nachfolgenden Erzbischöfe beschränkten sich auf Reparaturen und Auswechslungen von schadhaften Teilen, so dass Hellbrunn als eines der wenigen vor dem 30-jährigen Krieg erbauten deutschen Lustschlösser sein Aussehen im wesentlichen beibehalten hat.
Erzbischof Guidobald Graf Thun (1654–1668) baute Teile der Hofgebäude, die durch einen Brand zerstört worden waren, größer und architektonisch wirkungsvoller wieder auf.
Im Verlauf der Säkularisierung unter der französischen Besatzung verlor das Schloss seine Funktion als fürsterzbischöfliche Residenz. Nach dem Anschluss Salzburgs an Österreich ging es 1816 in den Besitz des österreichischen Kaiserhauses über.
Hellbrunn diente ursprünglich als 'Wochendendwohnung' und Ort für höfische Festlichkeiten. Im Laufe der Jahre avancierte es zu einem Treffpunkt der noblen Salzburger Gesellschaft. Als Vorläufer des des heute berühmten Zoos entstand ein Wildgehege. Auch Jagdgesellschaften versammelten sich hier.
Ähnlich wie bei den italienischen Villen ist Hellbrunn mit dem Schloss, den Ziergärten, Parkbauten, Teichen, Statuen, Bosketten und Alleen als Gesamtkunstwerk konzeptiert. Mehr als das eher bescheidene Schloss hat der große manieristisch-barocker Garten zur Berühmtheit Hellbrunns beigetragen. Er ist das älteste erhaltene Beispiel italienischer Gartenarchitektur im deutschsprachigen Raum. Um 1735 wurde er durch den Hofgarteninspektor Franz Anton Danreiter nach französischer Mode verändert. Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Anlage um einen englischen Garten erweitert.
Für mechanische Spielereien und Wasserspiele hatte Markus Sittikus eine besondere Vorliebe. Seine Besucher wurden schon damals, durch aus Tischen und Hockern hervorschießende Wasserstrahlen, überrascht und erfrischt. Diese Wasserspiele sind noch heute eine Hauptattraktion des Parks.
Das Römische Theater ist ein intimer halbrunder Bau mit antiken Gestalten über vier halbkreisförmigen, steinernen Sitzreihen. Die besterhaltene Skulptur des Parks ist die schlafende Eurydike in der Grotte des Orpheus. Am Ostabhang des Hellbrunnerberges liegt das Steintheater, wo eine natürliche Aushöhlung mit einiger Nachhilfe zur Bühne gestaltet wurde. Hier fanden 1617 die ersten Opernaufführungen außerhalb Italiens statt. Seit 1968 wird es wieder bespielt.
1921 wurde Park und Schloss von der Stadt Salzburg erworben.
Heute ist das erstklassig gepflegte Hellbrunn das besterhaltenste Schloss nördlich der Alpen und eine Hauptsehenswürdigkeit von Salzburg. Daneben wird es vorwiegend für kulturelle Veranstaltungen, wie das „Fest in Hellbrunn“ genutzt.
- Eigentümer
- Stadt Salzburg
Web-Link#
Weiterführendes#
- Schloss Hellbrunn (Heimatlexikon)
Links zu Historischen Bildern von Schloss Hellbrunn:#
Der Text und die Literaturangaben sind aus dem Buch 'Österreichisches Burgenlexikon - Schlösser, Burgen und Ruinen' (1991) von Georg Clam Martinic übernommen. Der Beitrag wurde jedoch im Oktober 2010 mit folgenden Quellen aktualisiert:
Burgen und Schlösser in Österreich und Südtirol (2005) von Gerfried Sitar und Anna Hoffmann
und mit Webrecherchen.
Literatur#
- Dehio Salzburg, Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs. Salzburg: Stadt und Land, bearb. von Bernd Euler, Ronald Gobiet, Horst R. Huber, Roswitha Juffinger, Wien 1986, Seite 676ff.