Schloss Pöllau#
Geschlossener dreigeschoßiger Viereckbau um zwei Innenhöfe mit je einem Achteckturm, Pfeilerarkaden im ersten Hof, Festsaal im Mitteltrakt mit Deckenfresko (signiert und datiert „Ant. Maderni Pinx 1699"), schönen Holzportalen von 1720, Ecksaal (heute Musikschule) mit einem Deckenfresko von Matthias von Görz (1731).
Reste der spätmittelalterlichen Burganlage mit Außenmauern, dem Graben u. a. Kirche, eingeschoßige Klausur (1513 durch Propst Mistelberger angelegt), neue Sakristei (anstelle der alten Veitskirche 1720 errichtet): Saalraum mit Spiegelgewölbe und einem Freskenschmuck von Matthias von Görz (bezeichnet 1723). Bemerkenswerte Schränke aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts; ebenerdige Vorgebäude mit Torpavillons von 1747.
Die alte Wasserburg wurde 1163 erwähnt, war im Besitz Heinrichs von Pöllau, der ein ritterlicher Dienstmann der Stubenberger gewesen sein dürfte und das Gut für sie verwaltete. Die Burg diente als verwaltungsmäßiger und wirtschaftlicher Mittelpunkt des neu besiedelten Gebietes. Bis 1419 kam es zu mehreren Erbteilungen, wobei Pöllau schließlich an Otto von Stubenberg gelangte. 1459 verkaufte Hans von Stubenberg Burg und Herrschaft an seinen Verwandten Heinrich von Neuberg. Sein Sohn bestimmte, dass beides an das neu zu gründende Augustiner-Chorherrnstift Pöllau fallen sollte. Das konnte vorerst nicht durchgesetzt werden, da das Schloss 1488 in die Auseinandersetzung zwischen Matthias Corvinus (Ungarn) und Kaiser Friedrich III. geriet. Wilhelm Baumkircher, der von Matthias Corvinus zum Hauptmann von Fürstenfeld und Hartberg ernannt wurde, hatte Pöllau eingenommen, dabei wurden Schloss und Kirche teilweise zerstört.
Kaiser Maximilian I. gab die konfiszierte Herrschaft 1502 den Neubergern zurück. Gräfin Elisabeth von Pösing-St. Georgen führte die Gründung des ersten Klosters durch. Die alte Burg Pöllau diente nun bis zum Ende des 17. Jahrhunderts als Stiftsgebäude.
Als einige reiche Adelige in das Stift eintraten, ließ Propst Michael Maister die alte Wasserburg abreißen und um 1670 Pläne für einen Neubau von Stift und Kirche erstellen. Sie dürften auf den Leibnitzer Baumeister Jakob Schmerlaib zurückgehen. Später übernahmen Carlo Antonio Carlone und Joachim Carlone die Ausführung. Unter dem Nachfolger von Propst Michael Maister, Propst Johann Ernst von Ortenhofen, wurde der Bau vollendet. Die Innenausstattung der Stiftsgebäude konnte erst 1780 abgeschlossen werden. 1785 wurde das Chorherrenstift aufgehoben und Pöllau fiel an den staatlichen Religionsfonds.
Anfang des 19. Jahrhunderts diente das verlassene Stiftsgebäude als Kaserne.
1834 gelangten die Gebäude an den k. k. Kämmerer Anton Raimund Graf Lamberg, der sie gründlich renovieren ließ und wieder als Schloss benützte. Vollrat Graf Lamberg begann 1935 mit Abverkäufen und überließ 1938 das Schloss der Marktgemeinde Pöllau.
Heute sind in den einzelnen Trakten neben Mietswohnungen eine Musikschule sowie verschiedene Ämter untergebracht. In den Jahren 1984 bis 1990 wurden Kirche und Schloss einer gründlichen Totalrestaurierung unterzogen. Der Festsaal wird für kulturelle Veranstaltungen genutzt.
Eigentümer: Marktgemeinde Pöllau
Weiterführendes#
- Innenraum der ehemaligen Stiftskirche in Pöllau (Video Album)
- Pöllau (AEIOU)
Der Text und die Literaturangaben sind aus dem Buch 'Österreichisches Burgenlexikon - Schlösser, Burgen und Ruinen' (1991) von Georg Clam Martinic übernommen. Der Beitrag wurde jedoch im Oktober 2010 mit folgenden Quellen aktualisiert:
Burgen und Schlösser in Österreich und Südtirol (2005) von Gerfried Sitar und Anna Hoffmann
und mit Webrecherchen.
Literatur#
- Baravalle, Robert Burgen und Schlösser der Steiermark, Graz 1961, Seite 224f;
- Dehio Steiermark Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs. Steiermark (ohne Graz), bearb. von Kurt Woisetschläger und Peter Krenn, Wien 1982, Seite 367f