Burg Riegersburg#
Gemeinde: Riegersburg
Riegersburg
Katastralgemeinde: Riegersburg
Das Hochschloss wird von elf Basteien und sechs wehrhaften Toranlagen gesichert: Steinkel
lertor (bezeichnet 1690),
Cillitor (bezeichnet 1678), Annentor, Lichteneckertor (bezeichnet 1679), Pyramidentor, Wenzelstor (bezeichnet 1653).
Das Hochschloss (= Kronegg) wird von einem zwei- bis dreigeschoßigen Baukomplex, der sich um zwei Höfe gruppiert, gebildet; es stammt in seiner heutigen Form aus der Spätrenaissance bzw. aus dem Frühbarock. Die Höfe mit Arkaden,
Spätrenaissancefenstern, Sgraffitomalereien und einem Brunnen von ca. 1640 mit schmiedeeiserner Laube. Vorburg, altes Zeughaus (unterhalb mündet der sogenannte Eselssteig, ein in den Felsen gehauener Weg, über den man schneller vom
Burgfelsen herunterkam), Burgkapelle und quadratischer Bergfried (beide Bauten aus dem Mittelalter).
Im Inneren Fürstenzimmer, Bilder- und Römerzimmer mit unterteilten Leinwandbildern, Türkenzimmer mit großem Sandsteinkamin (bezeichnet 1588), bemaltem Renaissanceportal und einer Sammlung von Asiatika sowie Herrscherporträts, ein Zimmer mit prächtigem Kachelofen und einer Waffensammlung, die großteils noch aus den alten Rüstkammerbeständen des 16. und 17. Jahrhunderts stammt; Rittersaal mit Spätrenaissancefenstern, Kassettendecke und drei mächtigen Portalen mit reichen Intarsien, die zu den schönsten dieses Landes gehören (bezeichnet 1600).
955 nachdem die Ungarn in der Schlacht am Lechfeld durch Otto I. geschlagen wurden, kamen die ersten Siedler. Zu deren Schutz errichtete 1122 Rüdiger von Hohenberg einen Stützpunkt an der Stelle der heutigen Hochburg, die 1138 erstmals als „Ruotkerspurch“ (Burg des Rüdiger) genannt wird.
Die Riegersburger nahmen ihren Wohnsitz auf der zentraler gelegenen Burg ein und nannten sich auch bald danach. Ihnen gehörte die Burg bis zum Tod von Liuthold von Wildon 1249. Auf sie folgten die verwandten Khuenring-Dürnstein.
Durch ihre Lage und die starken Wehranlagen bildete die Riegersburg mit Hartberg, Fürstenfeld und Radkersburg den wichtigsten Teil des steirischen Ostwalles gegen die Ungarn und später gegen die Türken.
Bereits im 13. Jahrhundert sind zwei Burgen vorhanden: Kronegg, die ältere von beiden, wurde nach 1122 von den Riegersburgern erbaut und war bis 1249 im Besitz der Herren von Riegersburg-Wildon. Bis 1301 war sie Lehen der Kuenring-Dürnstein. Die untere, jüngere Burg Lichteneck wurde 1140/50 von Markgraf Otakar III., dem Landesfürsten der Steiermark, erbaut. Aber bereits 1301 gehörten beide Anlagen Ulrich von Wallsee-Graz.
1412 wurde die untere Burg vom Herzog Ernst dem Eisernen nach einer kurzen Belagerung zur Kapitulation gezwungen, bald darauf musste auch die Obere kapitulieren.
Reinprecht von Wallsee erhielt die Riegersburg 1417. Mit dem Aussterben der Wallseer fiel die Herrschaft an den Landesfürsten zurück und Kaiser Friedrich III. belehnte 1478 Reinprecht von Reichenburg mit der riesigen Herrschaft.
Wohl kam es in Folge der Baumkirchnerfehde, aber auch von den Ungarn und Türken immer wieder zu Verwüstungen der Umgebung, aber seit 1412 kam es nie mehr zu einer Belagerung der Burg.
1571 kamen die Freiherren von Stadl in den Besitz der Burg und leiteten große Umbauten und Renovierungsarbeitem im Spätrenaissance-Stil ein. In den unsicheren Zeiten der Ungarneinfälle diente die Festung als sicherer Zufluchtsort.
Hohe Schulden zwangen 1618 zum Verkauf an den reichen Georg Christoph von Ursenbeck.
Durch Heirat gelangte der umfangreiche Besitz 1637 an Seyfried Freiherr von Wechsler aus Radkersburg. Er vererbte ihn schließlich an seine Schwester, Katharina Elisabeth von Wechsler, verehelichte Freifrau von Galler und an seinen Onkel Siegmund. Als dieser 1648 starb, war die „Gallerin“ Alleinbesitzerin. Wegen der ständigen Bedrohung durch die Türken, ließ sie unter großen Kosten die Befestigungen ausbauen. Im Verlauf der Bauarbeiten wurde die untere Burg abgetragen.
Die Ausgestaltung der Riegersburg wurde 1685 durch ihren Schwiegersohn, Johann Ernst Graf Purgstall, vollendet. 1672 erbaute er die Basteien und die fünf freistehenden Tore, die die Burg uneinnehmbar machten.
1664 war die Riegersburg Zufluchtsstätte für tausende Menschen, bis der kaiserliche Feldherr Montecuccoli die Türken bei Mogersdorf über die Raab zurückgeworfen hatte.
Graf Purgstall war oberster Hexenrichter der Steiermark und hatte den Vorsitz bei den Hexenprozessen in Feldbach. Noch heute erinnert ein Gemälde an die „Blumenhexe“ Katharina Paltauf im Hexenzimmer der Burg. Sie war die Frau des Burgpflegers und wurde 1675 auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Mit Wenzel Raphael Graf Purgstall starb die Familie 1817 aus.
Nach dem Tod des letzten Riegersburger Vertreters dieser Familie teilten sich 17 Personen das Erbe. 1822 kaufte Johann I. Fürst von und zu Liechtenstein Burg und Herrschaft.
In den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges wurde der Ort Riegersburg weitgehend zerstört und die Burg durch Granatenbeschuß schwer beschädigt. Die Verwüstungen wurden ab 1947 von der Familie Liechtenstein behoben. 1950-69 wurden umfangreiche Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten an der gesamten Anlage durchgeführt. An der Stelle der ehemaligen unteren Burg wurde 1959 das Grenzlandehrenmal errichtet.
Die Landesausstellung von 1987 zum Thema „Hexen“ bildete den willkommenen Anlass für eine neuerliche großzügige Renovierung. Derzeitige Eigentümer sind Prinz Friedrich und Prinzessin Annemarie von und zu Liechtenstein.
In den Räumen ist ein Museum der Familiengeschichte der Liechtensteiner eingerichtet. Zusätzlich zum Burgmuseum wurde im Keller ein Hexenmuseum eingerichtet, das die erschütternden Grausamkeiten der Hexenprozesse in der Steiermark dokumentiert.
Eigentümer: Friedrich Prinz und Prinzessin Annemarie von und zu Liechtenstein
Weiterführendes#
- Riegersburg (AEIOU)
Web-Link#
Der Text und die Literaturangaben sind aus dem Buch 'Österreichisches Burgenlexikon - Schlösser, Burgen und Ruinen' (1991) von Georg Clam Martinic übernommen. Der Beitrag wurde jedoch im Oktober 2010 mit folgenden Quellen aktualisiert:
Burgen und Schlösser in Österreich und Südtirol (2005) von Gerfried Sitar und Anna Hoffmann
und mit Webrecherchen.
Literatur#
- Baravalle, Robert Burgen und Schlösser der Steiermark, Graz 1961, Seite 118ff;
- Dehio Steiermark Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs. Steiermark (ohne Graz), bearb. von Kurt Woisetschläger und Peter Krenn, Wien 1982, Seite 402ff