Schloss Trautenfels#
Gemeinde: Stainach-Pürgg (seit 1.1.2015; durch Zusammenlegung Pürgg-Trautenfels und Stainach entstanden)
Steiermark, Stainach
Katastralgemeinde: Neuhaus Steiermark, Neuhaus
Massiger dreigeschoßiger Rechteckbau, fünf mächtige Basteien, in der Mitte gotischer quadratischer Turm, Rundturm aus dem 16. Jahrhundert an der Nordwestecke.
Freistehende Schlosskapelle um 1670. Im Inneren schöne Stuckdecken aus der Werkstatt des Alessandro Serenio, Galeriesaal, über zwei Geschoße reichend, Holzkassettendecken, reich eingelegte Holztürstöcke; die Innendekoration (1670-73) wurde zum Teil von Künstlern ausgeführt, die auch an der Ausstattung des Schlosses Eggenberg in Graz mitwirkten.
1261 wird an der Stelle des heutigen Schlosses eine Burg unter dem Namen castrum novum erwähnt.
Der Name wandelte sich später in Niwehus und schließlich in Neuhaus der bis ins 17. Jahrhundert beibehalten wurde.
Der Weg durch das Ennstal und die Handelsroute der Salzstraße kreuzten sich hier und erforderte den Schutz einer Festung.
Aus einem Urbar, das König Ottokar II. zwischen 1265 und 1267 anlegen ließ, geht hervor, dass Neuhaus damals bereits landesfürstlich war und unter der Obhut eines Pflegers stand. 1267 erhob sich der steirische Adel gegen die böhmische Fremdherrschaft. Er stellte sich auf die Seite König Rudolf von Habsburg, der als neuer Landesherr auch die Burg Neuhaus übernahm.
1281 wurde Otto von Liechtenstein, der Sohn des Minnesängers Ulrich von Liechtenstein mit der Herrschaft belehnt. Noch im 13. Jahrhundert gelangte die landesfürstliche Burg in Besitz des Erzbistums Salzburg. Es kam zu einer Fehde zwischen Erzbischof Rudolf von Salzburg und Herzog Albrecht I. von Neuhaus. Der erbitterte Kampf endete schließlich mit der Eroberung und Zerstörung der Burg durch den Landeshauptmann Abt Heinrich von Admont Ende des 13. Jahrhunderts. Die Burg blieb landesfürstlich und wurde wieder aufgebaut.
Um die Mitte des 15. Jahrhunderts ist der neue Besitzer Wolfgang Praun. Er schlug sich in der Auseinandersetzung zwischen Kaiser Friedrich III. und Matthias Corvinus auf die ungarische Seite, was ihn die Herrschaft Neuhaus kostete.
Als landesfürstliches Lehen wurde sie Friedrich Hoffmann von Grünbühel übergeben, dessen Nachkommen sie bis 1594 besaßen. Sein Sohn Andreas ließ die alte Burg wesentlich ausbauen. 1525 während des obersteirischen Bauernkrieges wurde die Burg von den Bauern eingenommen und geplündert. Durch Graf Niklas Salm konnten die Aufrührer aber bald wieder vertrieben werden und Andreas Hoffmann erwarb die Burg als freies Eigen. 1556 wurde der Ausseer Salzverweser Hans Adam Praunfalk zum Pfleger von Neuhaus bestellt. Schließlich übertrug Hoffmann 1594 Christoph Praunfalk die Burg für nicht bezahlte Schulden.
1579 wurde eine protestantische Kirche errichtet und die Burg wurde eine Hochburg der neuen Lehre. Im Zuge der Gegenreformation musste Hans Adam II. Praunfalk 1652 nach Nürnberg ins Exil gehen und Neuhaus an Alexander Schifer Freiherr von Feyling verkaufen.
Nach seinem Tod verkaufte sein Bruder Georg Ehrenreich Burg und Herrschaft 1664 an den steirischen Landeshauptmann Siegmund Friedrich II. Graf Trauttmansdorff, der die Burg zu einem Barockschloss umgestaltete. Siegmund Friedrich ließ den repräsentativen Festsaal einbauen und von italienischen Künstlern stukkieren. Die Fresken gelangten um 1670 zur Vollendung. Der Bauherr gab dem Schloss seinen heutigen Namen.
Siegmund Friedrichs Sohn fiel 1684 kinderlos im Kampf gegen die Türken und die Herrschaft gelangte an Siegmund Joachim aus der niederösterreichischen Linie der Familie. Seine Nachkommen kümmerten sich wegen militärischer Einsätze wenig um das Schloss.
1776 schlug ein Blitz in den Schlossturm ein und richtete vor allem an den Archivbeständen großen Schaden an. 1815 wurde das schwer verschuldete Trautenfels an Vinzenz Degen von Elsenau versteigert.
Nach ihm wechselten die Besitzer häufig. 1878 wurde es von Josef Friedrich Emil Graf Lamberg erworben. Trautenfels wurde von ihm instand gesetzt und modernisiert. Seine Witwe musste es infolge auftretender wirtschaftlicher Probleme 1942 an die Deutsche Reichspost verkaufen.
Als Rechtsnachfolgerin der Deutschen Reichspost schenkte die Republik Österreich 1959 das Schloss dem Steirischen Jugendherbergswerk.
In den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts erfolgte der Aufbau eines Regionalmuseums als Abteilung des damaligen Steiermärkischen Landesmuseums Joanneum. Bereits 1951 hatte das Land Steiermark in den Repräsentationsräumen ein Bezirksmuseum eingerichtet. Es wurden vorwiegend zoologische, geologische und mineralogische Belege gesammelt.
1955 begann schließlich die volkskundliche Sammlung. Hauptsächlich wurden bäuerlicher und bürgerlicher Hausrat, Möbel, Trachten, Volkskunst, bäuerliche Arbeitsgegenstände und Handwerksgerät aus vorindustrieller Zeit gesammelt. Mitte der 1970er-Jahre wird auch die Alltagskultur verstärkt ins Licht gerückt. Archäologische Grabungen in den 80er- und 90er-Jahren bereicherten das Museum mit vor- und frühgeschichtlichen Funden.
1983 kaufte die Gemeinde Pürgg-Trautenfels das Schloss und verpachtete es dem Verein Schloss Trautenfels, der sich seither um die Erhaltung des Gebäudes und des Museums bemüht.
Eine hier 1992 abgehaltene steirische Landesausstellung war für die Bereitstellung von Förderungsbeiträgen von Land und Bund sehr hilfreich.
1998 wurde das Landschaftsmuseum, das die Natur- und Kulturgeschichte des steirischen Ennstales und Salzkammergutes umfassend darstellt, eingerichtet.
Heute verfügt Schloss Trautenfels über einen Sammlungsbestand von etwa 35.000 Objekten, wovon rund 1000 in der ständigen Schausammlung zu bewundern sind.
Eigentümer: Marktgemeinde Gemeinde Stainach-Pürgg, durch Zusammenlegung der Gemeinden Pürgg-Trautnenfels und Stainach mit 1. 1. 2015 entstanden.
Weiterführendes#
- Schloss Trautenfels (AEIOU)
Web-Link #
Der Text und die Literaturangaben sind aus dem Buch 'Österreichisches Burgenlexikon - Schlösser, Burgen und Ruinen' (1991) von Georg Clam Martinic übernommen. Der Beitrag wurde jedoch im Oktober 2010 mit folgenden Quellen aktualisiert:
Burgen und Schlösser in Österreich und Südtirol (2005) von Gerfried Sitar und Anna Hoffmann
und mit Webrecherchen.
Literatur#
- Dehio Steiermark Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs. Steiermark (ohne Graz), bearb. von Kurt Woisetschläger und Peter Krenn, Wien 1982, Seite 565