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Der erste Radiosender der Steiermark#

Zwischen 1925 und 1929 wurde auf „Welle 404“ vom Grazer Schloßberg gesendet, dann ging es nach St. Peter.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Radiopionier Oskar Ceija 1930
Radiopionier Oskar Ceija 1930, unter PD
In diesem 'Gartenhäuschen' war von 1925 bis 1929 der erste Grazer Sender untergebracht
In diesem "Gartenhäuschen" war von 1925 bis 1929 der erste Grazer Sender untergebracht, unter PD
Der Sender St. Peter ging 1929 in Betrieb
Der Sender St. Peter ging 1929 in Betrieb, unter PD
RAVAG-Präsident und LH Anton Rintelen
RAVAG-Präsident und LH Anton Rintelen, unter PD

Die Geschichte des Hörfunks begann in Österreich in den frühen 1920er-Jahren, als findige Unternehmer entdeckten, dass die mit dem Ende des Ersten Weltkrieges nutzlos gewordenen Radiotelegrafenanlagen des k.u.k. Militärs einer neuen Nutzung zugeführt werden könnten. Unterhaltung für alle war ihr Ziel. Solche Anlagen befanden sich im Wiener Kriegsministerium und auf dem Laaerberg. Aber auch in Graz bestand seit Mai 1915 eine stationäre Radiostation, die zu Kriegsende auf den Ruckerlberg verlegt wurde. Für ein staatliches Radiotelegrafiesystem fehlte jedoch das Geld, also kamen private Bewerber zum Zug.

Mit im Spiel war Oskar Czeija, dessen Vater als Pionier des österreichischen Rundfunkwesens gilt und der Gründer der „Vereinigten Telephon- und Telegraphen-, Fabriks- und Aktien-Gesellschaft Czeija, Nissl und Co." war. Oskar hatte in Wien Rechtswissenschaften studiert und war dann in Graz bei der Steiermärkischen Statthalterei, später in der Landesregierung tätig. Als nach Kriegsende die nutzlos gewordene Radiotelegrafiestation auf dem Ruckerlberg dem Land Steiermark übergeben wurde, kam er mit der Funktechnik in Berührung und begann sich mit der drahtlosen Telegrafie zu beschäftigen. Meldungen aus den USA ließen völlig neue Möglichkeiten der Unterhaltung erahnen, die Czeija so begeisterten, dass er 1920 aus dem Staatsdienst austrat. Bereits am 21. September 1921 suchte er um eine Konzession für die reine Nachrichtenübermittlung mit dem Ausland an, die aber an die „Marconi Wireless Telegraph Co. Ltd“ (später „Radio Austria AG“) ging. Nun bewarben sich drei Unternehmergruppen um eine Rundfunkkonzession für Unterhaltung. Darunter eine Gruppe um den Elektroindustriellen Schrack, an der auch Oskar Czeija beteiligt war. Und dank Czeijas guten Beziehungen zum steirischen Landeshauptmann Anton Rintelen und zu steirischen Banken kam die Schrack-Gruppe zum Zug. Inzwischen aber hatte in Wien ein „Piratensender“ mit dem Sendebetrieb begonnen und sporadisch ab dem 2. September 1923 unter dem Namen „Radio Hekaphon“ auf „Welle 600“ als Einmannbetrieb gesendet. Die Sendungen waren illegal, wurden aber geduldet, heißt es in der „Radiogeschichte Österreichs“. Doch nach 9 Monaten war es aus mit lustig und der Sender wurde behördlich stillgelegt. Nun ging es in Graz weiter. Am 4. Jänner 1924 gab es hier Sendungen des Steirischen Radioclubs zu hören, die ebenfalls illegal waren. Aber dann ging es Schlag auf Schlag. Oskar Czeija wurde erster Generaldirektor der RAVAG (Radio-Verkehrs-AG) und so war es kein Wunder, dass der erste Sender außerhalb Wiens in Graz gebaut wurde. Auch dass der Präsident der RAVAG Anton Rintelen gleichzeitig Landeshauptmann der Steiermark war, beschleunigte das Vorhaben sehr.

Dieser erste steirische Sender musste wegen der sehr geringen Sendeleistung von nur 500 Watt (nach anderen Angaben gar nur 350 Watt) erhöht mitten im Stadtgebiet von Graz aufgestellt werden. Also entschied man sich für den Schloßberg. Doch zum Schutz des Stadtbildes (auch darüber machte man sich damals schon Gedanken) durfte für den Sender nur ein kleines, unauffälliges „Gartenhäuschen“ gebaut werden - und zwar direkt vor dem Glockenturm der „Liesl“. Am 30. März 1925 wurden die Sendungen auf „Welle 404“ (= 743 kHz) aufgenommen, aber wegen der geringen Leistung war das Programm häufig durch andere Sendersignale gestört, sodass die Sendefrequenz immer wieder gewechselt werden musste. Erst als Anfang 1927 das Erdnetz vergrößert wurde, führte das zu einer deutlichen Verbesserung der Übertragungsleistung. Am 30. Jänner 1928 ging auch in Bruck an der Mur eine Hochfrequenz-Verstärkerstation in Betrieb, da die bisherige Signalzuführung sehr störungsanfällig war.

Als der Wiener Sender am Rosenhügel 1928 verstärkt wurde, konnten Teile des fast neuwertigen 7 kW-Senders nach Graz exportiert werden. Aber für den Bau eines „Großsenders“ benötigte man ein größeres Grundstück, das man schließlich in St. Peter fand, das ja damals noch nicht zu Graz gehörte. Die erste öffentliche Versuchssendung erfolgte am 12. April 1929 auf 847 kHz, 1934 wechselte man auf 886 kHz und 1937 wurde ein 156 Meter hoher selbst strahlender Sendemast errichtet, der die Leistung entsprechend erhöhte.



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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele