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„Des Teufels Kaplan“ regiert das Land#

Abt Heinrich II. von Admont war um 1290 eine der umstrittensten Persönlichkeiten der Steiermark: Er war Reformer, Politiker, Finanzgenie, als Landeshauptmann unbarmherziger Geldeintreiber und Mordopfer.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Abt Heinrich II. von Admont: Glasfenster in der Filialkirche St. Walpurgis bei St. Michael (1294-1297)
Abt Heinrich II. von Admont: Glasfenster in der Filialkirche St. Walpurgis bei St. Michael (1294-1297) (KK)

Vor 14 Tagen habe ich Ihnen von Herzog Albrecht von Habsburg erzählt, der 1292 einen Aufstand der steirischen Adeligen blutig niederschlagen musste, weil ihm sein Landeshauptmann, der Admonter Abt Heinrich II., geraten hatte, ja nicht auf die Bitten und Wünsche der steirischen Adeligen einzugehen. Wer aber war dieser Abt, der Liebkind des Herzogs war und für ihn die Steuern eintrieb, doch in der Steiermark bei Adel und Volk verhasst war? Abt Heinrich war „eine der kraftvollsten Persönlichkeiten unter den steirischen Landeshauptleuten des Mittelalters“, schreibt Hannes P. Naschenweng in seinem Buch „Die Landeshauptleute der Steiermark 1236-2002“. Er stammte aus einer bäuerlichen Familie aus St. Walburg bei St. Michael ob Leoben und trat ins Stift Admont ein, war 1273 bereits Abt seines Klosters und vom 25. Oktober 1279 bis zu seinem gewaltsamen Tod im Jahr 1297 Landschreiber von Steiermark und Österreich ob der Enns. Damit war er Finanzchef beider Länder, was er zur vollsten Zufriedenheit seines Landesherren Herzog Albrecht erledigte.

Abt Heinrich hatte sich schon dessen Vater, König Rudolf von Habsburg, im Kampf gegen Ottokar von Böhmen angeschlossen und diesem angeblich sogar Truppen zugeführt, was ihm sowohl Rudolf als auch Albrecht nie vergessen haben. Nach der Übernahme der Länder Österreich und Steiermark benötigte Herzog Albrecht Männer, auf die er sich in dieser schwierigen Übergangszeit verlassen konnte. Da er dem steirischen Adel misstraute, aber auch keinen seiner schwäbischen Freunde einsetzen wollte, ging Albrecht bei der Bestellung seines Landeshauptmannes einen Kompromiss ein und übertrug Abt Heinrich im Herbst 1286 dieses Amt. Was die Finanzgeschäfte und die Verwaltung betraf, war Heinrich eine Idealbesetzung, bloß für das Kriegsgeschäft war er als Geistlicher nicht ausgebildet worden und eher eine Fehlbesetzung. Gegen ungarische Plünderer erlitt Heinrichs Truppe eine schimpfliche Niederlage, die ihm den hämischen Spott des steirischen Adels einbrachte, denn dieser hatte nie die Schande verwunden, dass ihm der Herzog einen Mönch als Landeshauptmann vorsetzte. Ottokar aus der Gaal berichtet in seiner Steirischen Reimchronik (etwa 1311), die als das erste umfassende Geschichtswerk in deutscher Sprache gilt, dass Abt Heinrich unbarmherzig und gierig gewesen wäre und die Bevölkerung schwer unterdrückt hätte. Als „schlau, stolz, herrsch- und geldsüchtig, der Schrecken des unruhigen Adels in Steiermark“ schildert ihn auch Wilhelm von Gebler in seiner „Geschichte des Herzogthums Steiermark“ von 1862. Er „missbraucht öfters seine Macht zur Unterdrückung der Untertanen und zu Gelderpressungen“. So trieb er 1283 unermüdlich Geld für Kreuzzüge ins Morgenland ein - und zwar gleich für sechs Jahre im voraus. „Heinrich war die damals am meisten gehasste Persönlichkeit im Land“, schreibt Naschenweng. Der Reimchronist nannte ihn „des Teufels Kaplan“, einen grausamen Steuereintreiber, Tyrannen und Menschenschinder. Ja, er machte sich sogar lustig über den Abt, über seine bäuerische Art, seinen kahlen Kopf und die großen Ohren.

Als Herzog Albrecht die steirischen Aufständischen 1292 in kurzer Zeit besiegt hatte und Frieden mit ihnen schloss, beugte er sich der Wut der Adeligen und des Volkes und setzte Abt Heinrich als Landeshauptmann ab - ein Bauernopfer im wahrsten Sinn des Wortes. Auch sein Ende war dramatisch: Am 25. Mai 1297 (nach anderen Berichten April und Juni) wurde der Abt beim Ritt über den Lichtmeßberg (heute als Kaiserau bekannt) von Durring Grießer, dem Mann seiner Nichte und Verwalter der stiftseigenen Burg Gallenstein, seinem langjährigen Günstling, mit der Armbrust aus dem Hinterhalt erschossen. Denn auch diesem Durring hatte der Abt übel mitgespielt und ihn der falschen Abrechnung als Verwalter bezichtigt. Er sicherte dem Mann seiner Nichte freies Geleit zu den Verhandlungen zu - ließ ihn aber in Rottenmann festnehmen und auf Burg Strechau in Ketten legen. Erst Herzog Albrecht konnte diesen Streit schlichten, doch Durring nahm nach seiner Freilassung blutige Rache. Und die Habsburger bestellten nie wieder einen Priester zum Landeshauptmann der Steiermark.

Stift Admont im Jahr 1672
Stift Admont im Jahr 1672 nach einem Stich von A. Trost (KK)
Felsenburg Gallenstein
König Rudolf I. bewilligte 1278 Abt Heinrich, auf Stiftsgrund die Felsenburg Gallenstein zu erbauen (KK)


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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele


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