Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast

„Die Wiedertäufer seien auszurotten!“#

So befahl König Ferdinand I. im Jahr 1528 dem steirischen Landeshauptmann Dietrichstein gegen die „Wiedertäufer“ vorzugehen.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Jakob Hutter war Prediger der Täufer in Tirol
Jakob Hutter war Prediger der Täufer in Tirol, unter PD

Wer aber sind diese „Wiedertäufer“? Sie waren eine radikale christliche Sekte, die in der Reformationszeit in der Schweiz unter Weggefährten des Reformators Zwingli entstand, weil ihnen seine und Luthers Reformation zu wenig radikal und konsequent war. Diese enttäuschten „Brüder in Christo“ wurden von ihren Gegnern „Wiedertäufer“ genannt, weil sie Menschen, die bereits als Säugling getauft waren, ein zweites Mal tauften. Sie strebten eine freie Kirche an, eine „Gemeinschaft der Gläubigen“, die auf dem freien Willen des Einzelnen beruht. Zumeist waren sie friedlich und gewaltfrei, forderten die Trennung von Kirche und Staat ebenso wie Priesterehe, Gütergemeinschaft und Absonderung von der Welt. Konsequenterweise verweigerten sie daher Militärdienst und öffentliche Ämter sowie Lehens- und Gerhorsamseid gegenüber der Obrigkeit. Das aber war zu viel für Kaiser, König und Fürsten, das konnten sie sich nicht bieten lassen, damit waren sie für das katholische und das evangelische Lager verdächtig. Vor allem, weil sich ihre Ideen rasch über ganz Mitteleuropa ausbreiteten und den Zielen der Bauernaufstände ähnlich waren.

Landeshauptmann Sigmund von Dietrichstein
Landeshauptmann Sigmund von Dietrichstein, unter PD

Der Reichstag zu Speyer im Jahr 1529 gilt zwar als Meilenstein der Gewissensfreiheit für die Evangelischen, führte aber auch die Todesstrafe für die Täufergemeinde ein. Denn Sendboten der Täufer, wie sie sich selbst nannten, zogen bereits überall durch die Länder, um ihre Art der Reformation voranzutreiben. Frühestes Beispiel in der Steiermark war ein katholischer Priester namens Hans Haas, der in Windischgrätz (Slovenj Gradec) mit den Ideen der Täufer in Kontakt kam, in der Folge die Taufe in deutscher Sprache spendete, seine Magd heiratete und eine große Anhängerschaft um sich sammelte. In Graz wurde Hans Haas am 2. Dezember 1527 als erstes steirisches Opfer aus Glaubensgründen in der Reformationszeit hingerichtet. Schlag auf Schlag ging es nun weiter. In Hartberg wurde am 12. Mai 1528 ein Bürger bestraft, weil er einem Täufer ein Nachtlager gewährt hatte. In Bruck tauchten mehrere Täufer auf und disputierten mit den lutherisch Gesinnten, die Behörde verhaftete einen und führte ihn nach Graz ab. In Leibnitz verfuhr man besonders streng mit ihnen. Ihr Anführer, ein Bogenbauer, war geflohen. Landeshauptmann Sigmund von Dietrichstein befahl, dessen Haus , „in dem die Wiedertaufe und das Brotbrechen gehandelt und den Pfaffen Weiber gegeben worden“, niederzureißen. Als dies nicht schnell genug ausgeführt wurde, beauftragte König Ferdinand den Landeshauptmann persönlich mit dieser Aufgabe.1528 wurden in Bruck neun Männer enthauptet und drei Frauen ertränkt, weil sie Täufer waren. Daran erinnern die drei Kreuze der Stahlinstallation des Brucker Künstlers Hannes Pirker, die seit 2014 wieder von der Grazer Brücke in Bruck hängen.

Vom 12. Juni bis zum 5. November 1530 wurden von der Behörde sogar zwei Kundschafter durch das Ennstal geschickt, die Aktivitäten der Täufer ausspionieren sollten. Anno 1534 wurden in Graz der evangelische Lehrer Daniel Kropf und zwei weitere Männer „mit dem Schwerte gerichtet“, weil sie Täufer waren, vier „Schwestern“ wurden ertränkt. Der kaiserliche Rat und Landesverweser Adam von Holeneck erließ am 11. Mai 1535 eine Kundmachung, dass energisch gegen alle Vorsteher und Rädelsführer der Wiedertäufer zu verfahren sei. Vor allem im Viertel Vorau, im Mürztal und im ganzen Ennstal sollte „sorgfältig auf solch räudig Schafe, von denen eins die ganze Herde verdirbt, geachtet werden“, zitiert J. Loserth in seinem Artikel „Die Wiedertäufer in Steiermark“, 1894. Heute gehen noch die Freikirche der Mennoniten, die Amish People und die Hutterer (benannt nach dem Tiroler Täufer Jakob Hutter, der 1536 in Innsbruck auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde) auf die Täuferbewegung zurück.

Hinrichtung der 'Wiedertäufer' in Münster 1563
Hinrichtung der "Wiedertäufer" in Münster 1563, unter PD
Verbrennung Salzburger Täufer 1585 in Burghausen
Verbrennung Salzburger Täufer 1585 in Burghausen, unter PD



zur Übersicht
© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele


Bild 'sim-link'
Austria-Forum Beiträge in ähnlichen Gebieten