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Ein Grazer als kaiserlicher Baumeister #

Johann Bernhard Fischer von Erlach wurde 1656 in der alten Frauengasse in Graz geboren und als monumentaler Barockarchitekt zum Liebling der Habsburger-Kaiser. #


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Schloss Schönbrunn
Schloss Schönbrunn: Erst der zweite sehr stark abgespeckte Entwurf von Fischer von Erlach wurde ab 1696 realisiert.
© KK

Wenn Sie wieder einmal durch die Herrengasse gehen, bleiben Sie doch kurz vor dem Schuhhaus Stiefelkönig Spitz stehen und gehen in die Fischer-von-Erlach-Gasse hinein. Es zahlt sich aus. Ganz abgesehen von den Geschäften dort auch aus einem historischen Grund.

Hier steht das Geburtshaus des bedeutendsten Barockarchitekten im Habsburgerreich. Sein Name: Johann Bernhard Fischer von Erlach. Er wurde am 20. Juli 1656 im Haus Nr. 4 der später nach ihm benannten Gasse geboren und laut Taufbuch am selben Tag in der Stadtpfarrkirche zum Heiligen Blut getauft.

Sein Vater Johann Baptist Fischer war Bildhauer und hatte 1650 die Witwe seines Lehrherren, des Bildhauers Sebastian Erlacher, geheiratet. Diese Anna Maria, eine geborene Kretschmayer, wurde die Mutter von Johann Bernhard. Um 1660 hatte sein Vater eine große Werkstatt mit vier Gesellen und fünf Lehrjungen, von ihm erhielt sein Sohn auch die handwerkliche und künstlerische Ausbildung.

Wiener Karlskirche
Die Wiener Karlskirche (1715–1725) gilt als Meisterwerk Fischers.
© PEUTZ

Auf in die Ewige Stadt #

Mit 14 Jahren brach Bernhard Fischer 1670 für einen 16 Jahre dauernden Studienaufenthalt nach Italien auf. In Rom fand er Anschluss an die Tiroler Künstlerfamilie Schor. Dadurch kam er in Kontakt zur ehemaligen schwedischen Königin Christina, die nach ihrer Abdankung zum katholischen Glauben übergetreten und nach Rom gezogen war. Hier lernte Fischer auch den großen Barockbildhauer und Architekten Gian Lorenzo Bernini kennen, der ihn stark beeinflusste.

Fischer von Erlach-Gasse
Fischer von Erlach wurde in „seiner“ Gasse geboren.
© KK

Kaum waren in seiner österreichischen Heimat die Türkenkriege vorüber und Wien 1683 von der Türkenbelagerung befreit, kam Fischer 1686 wieder zurück nach Graz. Im Auftrag Kaiser Leopolds I. vom 23. Februar 1687 begann er mit der barocken Innenausstattung des Grazer Mausoleums. Diese Stuckaturarbeiten samt Hochaltar sind die einzigen Arbeiten Fischers in seiner Geburtsstadt. Denn schnell zog es ihn in die Kaiserstadt Wien – nur dort warteten wirklich große Aufgaben auf begabte Architekten. In der Metropole des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ war es nach dem Sieg über die Türken zum Aufschwung des künstlerischen Schaffens gekommen. Da war ein junger in Italien ausgebildeter Architekt natürlich sehr gefragt. „Fischer machte in atemberaubendem Tempo Karriere“, heißt es in der Broschüre „Johann Bernhard Fischer von Erlach zum 350. Geburtstag“, die Heimo Kaindl für das Diözesanmuseum Graz herausgegeben hat.

Fischer von Erlach
Johann Bernhard Fischer von Erlach.
© KK

1688 gestaltete Fischer im Auftrag Kaiser Leopolds I. einen geradezu utopischen Entwurf für eine Schlossanlage der Superlative im Westen von Wien, die es mit jener in Versailles aufnehmen konnte. Aber die Finanzkraft des Kaisers konnte da nicht mithalten und so begann Fischer erst 1696 mit einer deutlich abgespeckten Ausführung von Schloss Schönbrunn (Bild oben).

„von Erlach“, bitte sehr #

1694 wird er „Königlicher Hofarchitekt“, 1696 in den Adelsstand erhoben. Dabei gestaltete er seinen Adelsnamen nach dem Lehrmeister seines Vaters, Erlacher. Nach dem Tod seiner Frau ging Fischer 1705 mit Francisca Sophia Lechner eine zweite Ehe ein und wurde sehr enttäuscht. Denn die jüngere Frau verließ schnell den alternden Architekten. 1705 wurde Fischer aber auch „Kaiserlicher Hofingenieur“ und damit oberster Leiter des Bauwesens.

Wie ein roter Faden zieht sich ab nun die Rivalität mit dem Architekten Johann Lukas von Hildebrandt durch sein Leben. So ritterten die beiden führenden Barockbaumeister um die Erbauung der Karlskirche, die Karl VI. nach der Wiener Pestepidemie 1713 errichten wollte. Fischers Pläne erhielten den Vorzug und die Karlskirche wurde zum überwältigenden Hauptwerk seines Schaffens. Als er 1723 starb, vollendete Josef Emanuel Fischer, sein Sohn aus erster Ehe, das unvollendete Werk seines Vaters.


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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele