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Hans Kloepfer und die Nazis#

Heimatdichter, Landarzt, Nazi - diese Begriffe fallen einem heute meist ein, wenn der Name Hans Kloepfers aus Eibiswald erklingt.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Hans Kloepfer
Nachmittagsrast des Dichters im schattigen Garten
Foto: MAX KOREN

Der Geburtstag des politisch umstrittenen weststeirischen Heimatdichters und Arztes Hans Kloepfer jährte sich am 18. August - sinnigerweise auch Kaiser Franz Josephs Geburtstag - zum 150. Mal. Geplant war ein Festakt in seiner Heimatgemeinde Eibiswald, der aber vom Bürgermeister kurzfristig abgesagt wurde. Und zwar wegen „operativer Problemstellungen“ und weil befürchtet wurde, dass „durch das massive Auftreten von deutschnationalen farbentragenden Korporationen ... die Marktgemeinde Eibiswald in einem schlechten Licht dargestellt wird“, wie es in einer Gemeindemitteilung an die Bewohner hieß.

Eine Feierstunde gab es aber vor rund hundert Gästen dennoch im Eibiswalder Kloepferpark, die vom Bürgerkomitee „6 Eiben“ spontan veranstaltet wurde. Man distanzierte sich von Kloepfers „gesinnungsmäßigem Fehlverhalten“ in der Nazi-Zeit. „Zu hören gab es Kloepfer-Gedichte und einen Abriss über sein Leben. Seine Rolle in der Nazi-Zeit wurde dabei ausgespart“, berichtete die Kleine Zeitung.

Wer aber war dieser Dr. Hans Kloepfer, seit 1942 Ehrenbürger der Stadt Graz, dass er heute noch die politischen Wogen derart hochgehen lässt? Er kam als zweites Kind des aus Schwaben eingewanderten Wundarztes und Geburtshelfers Johannes Kloepfer und der Ludovika Kloepfer, geborene Fuchs, 1867 in Eibiswald zur Welt, besuchte hier die Volksschule und ging 1877 in Graz in das 1. k.u.k Gymnasium in der Hofgasse Nr. 10, den sogenannten „Taubenkobel“ des früheren Jesuitenkollegs. Schon während seiner Schulzeit war ihm klar, dass er Medizin studieren wollte. Ebenso klar war, dass er schon als Mittelschüler einer Korporation angehörte, wie es damals allgemein üblich war. Er trat dem Akademischen Turnverein und dem Akademischen Gesangverein (der späteren „Gothia“) bei. Und huldigte ganz im Sinne des Zeitgeists dem idealisierten Deutschtum, 1891 schloss er sein Medizinstudium in Graz ab, machte ein Volontariat im Allgemeinen Krankenhaus in der Paulustorgasse und trat 1893 in die Praxis seines Vaters in Eibiswald ein. Dort musste er erkennen, dass die neuen Erkenntnisse der modernen Medizin an der Heilkunst seines Vaters spurlos vorübergegangen waren, wie Hans Kloepfers Biografen Herbert Blatnik und Walter Kienreich schreiben. Heftige Diskussionen waren die Folge und bald schon kehrte der junge Kloepfer wieder ins Krankenhaus nach Graz zurück. Als im Spätherbst 1893 dringend ein Werksarzt für die Alpine Montangesellschaft in Köflach gesucht wurde, trat er sofort die Stelle an, die er bis zu seiner Pension innehatte. 1902 heiratete er Martha Steiner, die Tochter des Verwalters eines Kohlenbergwerks. Ihrer Ehe entstammen die drei Kinder Thomas, Hans und Wiki.

Kloepfer-Büste auf dem Grazer Schloßberg
Verunstaltete Kloepfer-Büste auf dem Grazer Schloßberg
Foto: MATTHIAS/flickr.com, unter CC BY 2.0

Mit Gedichten wie „Dahoam“, „Da Ruß“ oder „Spätherbst“ wurde Hans Kloepfer sehr bekannt und beliebt. In seiner mundartlichen Lyrik und seinen heimatlichen Erzählungen setzte der Dichter-Arzt den Bewohnern der Weststeiermark zwischen Eibiswald und Köflach ein literarisches Denkmal, das bis heute gepflegt wird. Trotz seines literarischen Erfolges wollte er aber stets Arzt bleiben. Über 50 Jahre praktizierte er als Werksarzt, Distriktsarzt, Hausarzt, Bahnarzt, Armenarzt und Chefarzt der von ihm begründeten Köflacher Rettungsabteilung.

Doch es gab auch eine andere Seite: Hans Kloepfer war und ist wegen seiner deutschnationalen Einstellung und später wegen seiner Sympathie für den Nationalsozialismus sehr umstritten. Vor allem sein flammender Aufruf an die Bauern des Stubalmgebiets im März 1938, bei der Volksabstimmung nach dem „Anschluss“ an Nazi-Deutschland mit „Ja“ zu stimmen, wird heute sehr verurteilt. Ebenso sein „Steirischer Bergbauerngruß“ in dem es heißt: „Schreibm tuat er si Hitler,/ und uns so guat gsinnt,/wia ma weit in der Welt/ net an liabern wo findt.“ Kloepfer beteiligte sich auch am „Bekenntnisbuch österreichischer Dichter“, in dem er den „Anschluss“ begeistert begrüßte und wurde mit 1. Mai 1938 Mitglied der NSDAP - mit einer Mitgliedsnummer, die nur „verdienten Österreichern“ vorbehalten war. Zahlreiche Neuauflagen und Ehrungen folgten. Am 26. Juni 1944 verstarb Kloepfer nach einem Schlaganfall im Alter von 77 Jahren und erhielt ein Staatsbegräbnis. Gauleiter Sigfried Uiberreither lobte Hans Kloepfer in seiner Grabrede als „Kämpfer der Verbotszeit“ - und Adolf Hitler und Joseph Goebbels schickten Kränze.

Geburtshaus Hans Kloepfers in Eibiswald, heute Museum
Geburtshaus Hans Kloepfers in Eibiswald, heute Museum
Foto: Engele
Erinnerungstafel am Geburtshaus
Erinnerungstafel am Geburtshaus
Foto: Engele



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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele



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