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Weihnachten anno dazumal in schwerer Zeit #

Eine Grazerin erinnert sich an ihre schönsten Weihnachten als Kind im Jahr 1937 – und an ihr traurigstes Weihnachtsfest mitten im Krieg.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Weihnachten 1937
Weihnachten 1937: Trude mit Puppe und Geschwistern.
Foto: © Büro der Erinnerungen

Ich hatte mir zu Weihnachten 1937 so sehnlich ein große schöne Puppe aus Porzellan gewünscht“, erinnert sich Trude Horst aus Graz heute noch wehmütig. Doch ihre Mutter hatte dem damals achtjährigen Mädchen gleich erklärt, dass das viel zu teuer wäre und sie nicht damit rechnen könne.

Aber dann war kurz vor Weihnachten ein sehr großes Packerl per Post aus Wien eingetroffen. Die kleine Trude erkannte sofort, dass ihre Tante der Absender war – und aufgeregte Hoffnung kam auf, doch wieder winkte die Mutter streng ab: „Nein, nein, da ist nur ein Spiel drinnen.“

Doch zu ihrer freudigen Überraschung saß dann am Heiligen Abend wirklich eine wunderschöne Porzellanpuppe unter dem Christbaum. „Das waren meine schönsten Weihnachten – und das war die einzige Puppe in meinem ganzen Leben, die ich geschenkt bekommen habe.“

Als 1945 die Russen in Graz einmarschierten, wurden Trude und ihre ältere Schwester aus Sicherheitsgründen in den Lungau zu Verwandten geschickt. „Wie wir nach dem Abzug der Sowjets wieder nach Graz zurückgekommen sind, war unsere Wohnung im Bahnhofsviertel ziemlich mitgenommen, am Fußboden waren Brandstellen und es hat durch die Decke hereingeregnet. Meine schöne Puppe war ganz nass, die Beinchen haben sich von ihr gelöst, aber ich habe alles geleimt und wieder schön zusammengeklebt. Ich habe diese Puppe so lange behalten, bis ich selbst Kinder gehabt habe. Die haben sie dann ganz kaputt gemacht.“

Triste Kriegs-Weihnachten#

Aber auch an ihre traurigsten Weihnachten erinnert sich Frau Horst: „Mein Vater war sehr kaisertreu gewesen und hat in der beginnenden Nazizeit oft keine ganz klugen Bemerkungen gemacht. Er war bei der Post angestellt und hat 1933 oder 1934 in Gleisdorf einem so genannten Hahnenschwanzler (volkstümliche Bezeichnung der christlich-sozialen Heimwehr, deren Gegner vor allem der Republikanische Schutzbund, aber auch die Nazis waren, Anmerkung der Redaktion) nach einer Schlägerei geholfen.“ Was sich alles später aber noch sehr rächen sollte, als die Nazis die Macht übernommen hatten. Da wurde der Vater nach einiger Zeit gekündigt.

„Es war kurz vor Weihnachten, wir standen ohne Einkommen da, Ersparnisse gab es auch keine“, erinnert sich Trude Horst. Wie ihre Mutter es geschafft hat, dennoch immer ein Mittagessen herzuzaubern, weiß sie nicht. „Weihnachten wird heuer bei uns nicht gefeiert“, erklärte die verbitterte Mutter. „Da bin ich von unserer Wohnung in der Niesenbergergasse auf den Lendplatz gegangen und hab’ mit meinem wenigen Ersparten eine ganz kleine Fichte gekauft und nach Hause getragen“, erinnert sich die alte Dame. Das Bäumchen wurde mit den Kerzenstummeln des Vorjahres und alten Glaskugeln geschmückt. „Und dann hat es am Spätnachmittag zu schneien begonnen und wir sind ohne Geschenke traurig vor dem Bäumchen gestanden.“

Nur von der Wiener Tante hat es ein Geschenk gegeben – eine schwarze, selbst genähte Turnhose, „mit der ich überhaupt keine Freud’ gehabt hab’. Das waren meine traurigsten Weihnachten, muss wohl im Kriegswinter 1941 oder 1942 gewesen sein“.



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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele



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