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Wo Peter Rosegger die Schulbank drückte #

150 Jahre HAK in Graz – heuer feiert die „Mutter“ aller steirischen Handelsakademien ihr Jubiläum. Und erinnert auch an ihren berühmtesten Schüler. Ein Blick auf die Anfänge in der Gründerzeit.#

Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung

Peter Rosegger
Peter Rosegger, Schüler der Akademie für Handel und Industrie.
© KK

Schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts wünschte sich die Grazer Kaufmannschaft eine Ausbildungsstätte, die Fachwissen für Handel und Industrie vermittelt. Vor allem aber wollte sie, dass ihre eigenen Kinder eine gediegene Ausbildung bekamen, um die Familienbetriebe übernehmen zu können. 1863 war es so weit – die „Akademie für Handel und Industrie“ wurde nach Wiener und Prager Vorbild gegründet.

Anfangs war sie in der Burggasse 13 untergebracht, wurde aber noch im Gründungsjahr in die Kaiserfeldgasse 25 verlegt, wo sich heute – direkt neben der „Gösser“ – das Amt für Jugend und Familie befindet. Eine Gedenktafel erinnert an den wohl berühmtesten Schüler Peter Rosegger, der hier von 1865 bis 1869 die Schulbank drückte. Dank seiner Gönner durfte der Waldbauernbub aus Krieglach trotz seiner bereits 22 Jahre die zweite Vorbereitungsklasse besuchen. Seine Klasse beschrieb Rosegger folgendermaßen: „Lauter Büblein von zwölf bis fünfzehn Jahren, deren größten ich um Kopfeslänge überragte.“ Aber in Deutsch „schrieb ich die besten Aufsätze und machte die haarsträubendsten orthographischen Fehler“.

Fast zur selben Zeit wie Peter Rosegger wirkte eine weitere prominente Persönlichkeit an der HAK: der Nationalökonom Emanuel Herrmann, der 1869 die Postkarte erfand, war von 1865 bis 1868 Lehrer an der HAK.

Handelsakademie ab 1865
Handelsakademiker ab 1865: Peter Rosegger und der Neubau der HAK in der Grazbachgasse 1906. Damals standen gegenüber noch keine Häuser.
© KK

Unter der Leitung von Direktor Franz Dawidowsky unterrichteten im ersten Unterrichtsjahr 1863/64 neun Professoren 28 Schüler der Vorbereitungs- und 24 Schüler der Akademieklasse, die nicht nur aus der Steiermark, sondern aus allen Teilen der Monarchie kamen. Sogar aus dem Königreich Sachsen, der freien Reichsstadt Frankfurt und aus Ungarn kamen Schüler. Auf dem Stundenplan standen neben katholischer Religion, deutscher Sprache, Fremdsprachen, Geografie und Naturgeschichte auch Kalligrafie und Freihandzeichnen. In der Akademieklasse kamen handelsspezifische Fächer wie Comptoir-Wissenschaften mit Arithmetik, Wechsellehre oder Comptoir-Arbeiten (Fakturen, Rechnungen, Zinsrechnungen, Buchhaltung), aber auch Handelsgeschichte, Physik, Chemie und Algebra hinzu, berichtet Schulhistoriker Peter Lang.

Nach der achtklassigen Volksschule wurden „Jünglinge“ in der Vorbereitungsklasse unterrichtet und konnten danach die Akademieklasse besuchen. Die Unterstufe einer Realschule oder eines Gymnasiums ersetzte die Vorbereitungsklasse.

Die Zahl der Schüler an der neuen HAK stieg so enorm, dass das Schulgebäude bald zu klein wurde. 1904 wurde mit dem Neubau in der Grazbachgasse begonnen und am 13. Oktober 1906 fand bereits die Schlusssteinlegung der nun verstaatlichten k. k. Handelsakademie statt. Auch die erste Mädchen-Handelsschulklasse wurde mit 41 jungen Damen eröffnet – vornehmlich Töchter von Kaufleuten, Industriellen und Gewerbetreibenden aus Graz. Ein Abiturientenkurs und eine Abendschule wurden ebenfalls angeboten. Billig war das Angebot allerdings nicht. Das Schulgeld betrug 1906/07 ganze 300 Kronen, was heutzutage etwa 1500 Euro entspricht. Aber für Notfälle gab es durch den „Verein zur Unterstützung armer und würdiger Schüler der Anstalt“ auch Stipendien.

„Die Kooperation mit Unternehmern und der Praxisgedanke waren immer schon da in dieser Schule, weil die Gründungsväter Unternehmer waren“, betont Andrea Graf, Professorin an der HAK. „Wenn Österreich nach verunglückten PISA-Tests immer die nordischen Länder als Muster vorgehalten werden – wir haben an unserer Schule einen eigenen Schulpsychologen, wir haben Peers und ein eigenes Unterstützungssystem. Wir kümmern uns um unsere Kinder.“

„In Deutsch schrieb ich die besten Aufsätze und

machte die haarsträubendsten orthographischen Fehler.

Peter Rosegger

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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele