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Reinscher, Matthias#

* 20. 1. 1795, Botenwald (Studénka Il-Butovice)

† 29. 8. 1861, Wien


Erfinder (Fabriksanlagen, Dampfmaschinen)


Matthias Reinscher
Matthias Reinscher
Foto: Ludvík Kudla

Matthias (Matyáš) Reinscher wurde am 20. Jänner 1795 als drittes von fünf Kindern des Häuslers und Webers Johann Reinscher und seiner Frau Elisabeth geboren.

Er hatte das Glück, in die Privatschule der Gräfin Truchsess Zeill-Walburg aufgenommen zu werden, die die Herrschaft Kunwald (Kunín) und Botenwald (Butovice) besaß. Schüler dieser Schule auf Schloss Kunín waren ausgewählte, begabte Buben und Mädchen, die für weitere Studien an Universitäten oder für leitende Funktionen in Fabriken und Betrieben ausgebildet wurden.

Mathias Reinscher zeigte bereits als Schüler aussergewöhnliche Begabung für die Technik und studierte nach Abschluss der Schule von 1813 bis 1816 am k.k. Polytechnischen Institut in Wien, der höchsten Fachschule in der österreichischen Monarchie (spätere Technische Universität Wien).

Danach erhielt er dort einen vierjährigen Vertrag als Assistent, wo er von 1817 bis 1821 - zunächst an der Abteilung für Mechanik, später an der Abteilung für Maschinenlehre - lehrte und sich auch mit theoretischer Mechanik beschäftigte (z. B. mit der Theorie der Wellenbewegung / Achsenbewegung). Er hatte viele Ideen auf dem Gebiet der Maschinenkonstruktion und kurz nach Ende seines Vertrags an der Technischen Hochschule wurde seine Erfindung einer Holz-Spalte-Maschine patentiert.

(Matthias Reinscher wurde später einer der Gesellschafter der Holzzerkleinerungsanstalt "Phorus", die nach den Namen ihrer Gründer - Palffy, Hachelberg, Offenheimer, Reinscher, Unger, Schönfeld - benannt wurde. Es war die erste Gesellschaft, die in Wien in den 1820er Jahren Holz durch Anwendung von Dampfkraft zerkleinerte. (In 12 Stunden konnten 40 Klafter Buchenholz geschnitten und gespalten werden, wozu man sechs Arbeiter und eine 12 PS-Dampfmaschine benötigte. Die Phorusgasse und der Phorusplatz in Wien 4 sind nach dieser Firma benannt.)

Matthias Reinscher war von 1822 bis 1828 bei der Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaft angestellt, wo er für die Maschinen-Inspektion zuständig war. 1825 meldete er eine weitere Erfindung zum Patent an – eine Verbesserung der Schiffsdampfmaschine (oszillierenden Zylinder). Diese verbesserte Dampfmaschine wurde schrittweise auf allen österreichischen Dampfern eingeführt.

Er beschäftigte sich auch mit dem damals aufkommenden Eisenbahnverkehr und entwarf z. B. den Prototyp eines Eisenbahnwagens für die Strecke von Budweis nach Linz (die bekannte Pferdebahn). Weitere Arbeiten umfassten die Konstruktion von Grubenpumpen, Hochofengebläse oder die Leitung des Aufbaus eines Walzwerkes in Lilienfeld.

Von 1829 bis 1834 leitete er den Aufbau der Rudolf-Hütte in Witkowitz, später modernisierte er die Maschinenausrüstung der Hirt-Fabrik in Wagstadt. Seine Versuche, Straßendampfwagen einzuführen, scheiterten und er verlor dabei sein ganzes Vermögen, das er unter anderem durch die Heirat mit einer Tochter aus reichem Haus erlangt hatte. Deshalb nahm er 1833 das Angebot des Bankhauses Rothschild an, die Eisenbahn von Wien nach Bochnia (Bochně) im heutigen Polen zu trassieren (die sogenannte Ferdinand-Nordbahn).

Er baute Wasserräder und Hochöfen beim Semmering, leitete Versuche mit Dampf-Baggermaschinen in den Häfen von Triest und Venedig und war in der gesamten Monarche als Experte für den Bau von Triebwerken und Wasserrädern bekannt.

Von 1840 bis 1842 war er Direktor der Marienthaler Eisenwerke, Erz- und Steinkohlengruben. 1842 wurde er von der zaristischen Regierung nach Petersburg eingeladen, um die Frage des Heizmaterials – Ersatz für Holz - für die russische Industrie zu lösen. Er führte in Russland eine Lagerstättenforschung durch und ersetzte das Holz mit Torf. Daneben erarbeitete er Projekte für Textil- und Papierfabriken, für Bierbrauereien und Porzellan-Brennereien.

1847 kehrte er nach Österreich zurück und wurde Konsulent für das k.k. Münz- und Bergwesens, später Dozent für Pyrotechnik am Polytechnischen Institut in Wien.

Er arbeitet jedoch ständig auch an verschiedensten Aufträgen (Trassieren der Eisenbahnstrecke in Ungarn von Arad nach Hermannsdorf, Eisenwerke in Veröz u.a.).

Matthias Reinscher starb am 29. August 1861 - im Alter von 66 Jahren - in Wien.

Werke (Auswahl)#

  • 15 Dampfmaschinen von 6 bis 30 PS
  • 6 Pumpenwerke für Steinkohlen- und Silberbergwerke
  • 45 Wasserräder von 6 bis 80 PS
  • ein Blechwalzwerk mit Wasserbetrieb in Lilienfeld
  • für die Budweis-Linzer-Pferdebahn die ersten Waggons mit schmiedeeisenen Rädern
  • das erste Puddlingwerk in Österreich (Wittkowitzer Eisenwerk)
  • eine Wasserhebemaschine in Kremsier (Mähren)

Quellen#

  • Ludvík Kudla, Gemeinde Botenwald
  • © TMW
    Technisches Museum Wien, Archiv (Personenmappe)


Redaktion: hmw, I. Schinnerl


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