Das letzte Ausseer Kaufhaus wird geschlossen#
Bericht von H. Maurer, 25. 3. 2019
Im Jahre 1865 gründete Franz Köstler ein Kaufhaus in einem schon 1710 gebautem Haus in Bad Mitterndorf, direkt neben dem westlichen Aufgang zur Kirche. Diese Kaufhaus wurde dann viele Generationen lang, insgesamt 154 Jahre, von der Familie Köstler betrieben. Nach Franz Köstler übernahm sein Sohn Johann, nach dessen Tod seine Frau, dann der Sohn Hans Köstler, und 1977 nach seinem Tod die bis zum heutigen Datum im Kaufhaus aktiv bleibende Gattin Elisabeth. Sie übergab 2006 das Geschäft ihrem Sohne Josef, war aber nach wie vor fast täglich dort. Das Kaufhaus war eine Gemischtwarenhandlung wo man so ziemlich alles kaufen konnte, was man zum täglichen Leben benötigte: von Essen zu Kleidung, von Einrichtungsgegenständen zu Toilettenartikel, von Papierwaren zu hochwertiger Wolle, Bindfäden, Nägeln, usw. …
Für jeden in Bad Mitterndorf war das Kaufhaus Köstler und Elisabeth eine Einrichtung, die man sich kaum wegdenken konnte. Nun muss man es aber: Mit 27. 3. 2019 wird das Kaufhaus auf Beschluss von Josef und Elisabeth geschlossen. Im Totalausverkauf erhält man 70% Rabatt, Restposten werden dann versteigert. Der Druck der großen Marken, die sich allmählich in und um Bad Mitterndorf ansiedelten, wie Spar, Billa und Hofer mit ihren billig Sonderangeboten wurde zu groß. Nachdem das tolle Antiquariat in Bad Mitterndorf vor wenigen Jahren die Türen schließen musste ist nun ein weiteres Kleinod verschwunden.
Elisabeth Köstler, in Griffen, Kärnten, in dem Haus aufgewachsen, das heute Peter Handke gehört, hatte 12 Geschwister und ist heute rüstige 86. Sie heiratete 1965 den damaligen Besitzer des Kaufhauses Hans Köstler, und stand damit 54 Jahre lang in dem Kaufhaus, zuerst mit ihrem Mann, nach seinem Tod alleine, bis der Sohn Josef (eines von drei Kindern) immer mehr Aufgaben übernahm. Daneben kümmerte sich um viel mehr als das Kaufhaus. Der „alte Krainer“ (der seinerzeitige Landeshauptmann) war ein guter Freund mit dessen Gruppe sie des Öfteren mit den Schiern auf die Tauplitz ging (bevor man hinauffahren konnte) um dann im Tiefschnee abzufahren.
Als Bad Mitterndorf allmählich zum Fremdenverkehrsort wurde, auf der Sonnenalm die ersten Häuser gebaut und an Auswärtige als Ferienwohnungen verkauft wurden, ergab sich ein Problem: die Gäste reisten am Wochenende an, und konnten dann bis Montag nirgends einkaufen. Der damalige LH Krainer löste das mit einer Sondergenehmigung für das Kaufhaus Köstler, durch welche Köstler auch am Sonntagvormittag offen haben durfte. Ein wichtiger Schritt für den Ort und das Kaufhaus, auch wenn die Stempelmarken (ja, das gab es damals noch) im Wert von 1.500 Schilling für die Urkunden damals eine gewaltige Summe und Belastung waren.
Von 1980 bis 1990 war Elisabeth stellvertretende Obmännin der Ausseer Kaufleute, am Anfang waren das 13 Lokale. Nun eben schließt das letzte. Von 1980 bis 2006 gab Elisabeth stets gut besuchte Strickkurse: die Teilnehmern trugen sich am Ende der Ausbildungszeit mit Bild und Gedicht in ein „Stammbuch“ ein, das noch heute einen Ehrenplatz einnimmt.
Wie es weiter geht? Elisabeth bleibt in der Wohnung (oberhalb der Geschäftsräume). Der Sohn Josef hat schon mehrere attraktive Angebote. Was aus den Geschäftsräumen wird ist noch nicht klar. Aber die beiden Schilder Köstler auf den Kirchenbänken bleiben unverändert. Mögen sie noch lange nicht leer bleiben!