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Antiker Grenzschutz #

Was uns die Ruinen römischer Verteidigungsanlagen in Erinnerung rufen.#


Von der Wiener Zeitung (21. Jänner 2023) freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Von

Mario Rausch


Einst wegweisende Befestigungsanlage und Kultur- und Wohlstandsbarriere: Überreste des (ungarischen) Donaulimes.
Einst wegweisende Befestigungsanlage und Kultur- und Wohlstandsbarriere: Überreste des (ungarischen) Donaulimes.
Foto: Mediatus. Aus: Wikicommons, unter CC BY-SA 3.0

Ob im Norden Englands, am Rhein oder an der Donau, in weiten Teilen Europas haben Archäologen Reste zum Teil eindrucksvoller Verteidigungsanlagen gefunden, die von den Römern im Lauf von mehreren Jahrhunderten zum Grenzschutz errichtet wurden. Diese Anlagen werden als "limites" bezeichnet, wobei mit "limes" ursprünglich eine strategische Schneise durch unwegsame Waldstücke, ein Weg an der Grenze, später dann aber auch eine befestigte Grenze gemeint war.

Die Ursprünge derartiger Anlagen reichen bis in die Zeit Julius Cäsars zurück: Der Staatsmann und Feldherr ließ neu angelegte Heerstraßen und Militärlager in eroberten Gebieten durch befestigte Wachtposten sichern. Die eigentlichen Grenzbefestigungen an den Nord- und Ostgrenzen des wachsenden römischen Imperiums entstanden dann seit dem 1. Jh. n. Chr. und wurden im Verlauf der Zeit immer wieder erweitert.

Die großen europäischen Flüsse Rhein und Donau markierten lange Zeit die Grenzen des römischen Herrschaftsgebietes und wurden durch dauerhafte Befestigungsanlagen und Militärstützpunkte gesichert: Rhein- und Donaulimes entstanden. Für die Regionen, die durch den Limes vom Römischen Reich abgetrennt waren, wurde er auch zu einer Kultur- und Wohlstandsbarriere. In den römischen Provinzen an Rhein und Donau war eine bemerkenswerte Infrastruktur mit befestigten Straßen und Siedlungen geschaffen worden, wobei sich Anbaumethoden, Bautechniken und hygienische Standards enorm verbessert hatten. Der Alltag der Bevölkerung wurde von diesen Errungenschaften der römischen Zivilisation nachhaltig geprägt. Zudem sicherte die Kaufkraft der an der Grenze stationierten Soldaten den Einheimischen einen bis dato nicht gekannten Wohlstand.

Auf der anderen Seite des Limes konnten dagegen die von den Römern als "Barbaren" bezeichneten Völkerschaften von den positiven Einflüssen nicht groß profitieren. Sie tauschten zwar in überschaubarem Rahmen Waren mit den Römern, übernahmen aber nicht deren Lebensweise. Im Großen und Ganzen trennte also der Limes eine reiche, entwickelte Region von deutlich ärmeren Randregionen.

Diese ökonomischen Unterschiede weckten Begehrlichkeiten: Seit dem späten 2. Jh. n. Chr. kam es im Bereich des germanischen und norischen Limes zu vermehrten Überfällen, die durch Roms verstärktes militärisches Engagement gegen die Perser im Osten begünstigt wurden. Die endgültige Aufgabe des Rhein- und Donaulimes in der Spätantike bedeutete den Beginn einer neuen politischen Ordnung, die nicht mehr von Rom, sondern von den auf das Reichsgebiet vordringenden Volksstämmen bestimmt wurde.

Mario Rausch, geboren 1970, lebt als freier Publizist in Klagenfurt und Wien.

Wiener Zeitung, 21. Jänner 2023

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