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Der Brauch ist Kultur#

Unesco-Verzeichnis des nationalen Kulturerbes für Österreich#


Von der Wiener Zeitung (Mittwoch, 23. März 2011) freundlicherweise zur Verfügung gestellt.


Gasteiner Perchten
Die Gasteiner Perchten stehen jetzt auf der Unesco-Liste des nationalen Kulturerbes Österreichs.
Foto: apa

Roma-Sprache und "Stille Nacht" sind Unesco-Kulturerbe. Handwerkstechniken wurden ins Verzeichnis aufgenommen.#

Wien. "Stille Nacht" wird man jetzt vielleicht mit noch mehr Inbrunst singen. Denn das Weihnachtslied der Weihnachtslieder ist ab sofort Unesco-Kulturerbe. Und so steht es auch um die Sprache der Burgenland-Roma. Obendrein sind zahlreiche regionale Faschings- und Feiertagsbräuche in das nationale Verzeichnis für das immaterielle Kulturerbe der Unesco aufgenommen worden. Mit den 15 neuen Eintragungen umfasst die Liste nun 45 Positionen von der Handwerkskunst bis zu Ritualen und von landwirtschaftlicher Praxis bis zu Tänzen und Sprachen.

Ebenfalls selten geworden sind nun von der Unesco anerkannte Handwerkstechniken wie die Köhlerei oder die Pecherei. Die traditionelle und höchst anspruchsvolle Erzeugung von Holzkohle beherrschen noch etwa 15 Personen in Österreich, die Pecherei, bei der Harz zur Herstellung von Terpentinöl oder Kolophonium gewonnen wird, betreiben heute nur noch acht Pecher. Fast ausgestorben wäre das Wirlinger Böllerschießen am Wolfgangsee, als das Böllern verboten wurde – durch spezielle Sicherheitstechniken haben die Wirlinger für ihre lange Feiertagstradition allerdings doch noch eine Genehmigung erhalten.

Der Niglo und die Perchten#

Für ganz Österreich wurde die Volkstanzbewegung, die vor allem im urbanen Raum entstanden ist, aufgenommen. Aus Oberösterreich haben es der Lichtbratlmontag in Bad Ischl, der Windischgarstner Niglo-Umzug sowie der Ebenseer Fetzenzug in die Liste geschafft, aus Tirol das Anklöpfeln im Nordtiroler Unterland in der Vorweihnachtszeit sowie das "Mullen und Matschgern in den Martha-Dörfern". In Vorarlberg würdigte der Beirat die Dreistufenlandwirtschaft im Bregenzerwald sowie die Flurnamen, in Salzburg den Dürrnberger Schwerttanz und die Gasteiner Perchten.

"Das war im Fachbeirat nicht ganz einfach", erzählte die Leiterin der Nationalagentur, Maria Walcher. "Weil das Lied selbst doch sehr allgemein ist." Die "Stille Nacht"-Gesellschaft habe es aber geschafft zu zeigen, dass das Lied für viele Gemeinschaften "von der Familie bis zur Religion" ein integraler Bestandteil des Weihnachtsfestes sei.

Auch Bräuche wie die Gasteiner Perchten, die Fasnacht in Imst, das Telfer Schleicherlaufen schafften es auf die Liste – im Gegensatz zur "Rapid-Viertelstunde", bei der die letzte Viertelstunde eines Rapid-Fußballspieles eingeklatscht wird. Für die internationale Liste des immateriellen Kulturerbes wird Österreich zunächst drei Posten einreichen, nämlich die Reitkunst der Spanischen Hofreitschule, die Falknerei sowie den Imster Schemenlauf.

Wiener Zeitung, Mittwoch, 23. März 2011


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