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Der Diplomat zwischen den Welten#

Vor 140 Jahren starb mit Anton Prokesch von Osten einer der wichtigsten Gelehrten seiner Zeit. Ein Symposium würdigt Leben und Werk.#


Mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt von der Kleinen Zeitung (Sonntag, 16. Oktober 2016)

Von

Robert Preis


Anton Prokesch, Collage
Fotos: Tagebücher Privatbesitz, Laborde, UMJ/Lackner
Es ist ein Grazer, der sich für die Verständigung der Kulturen einsetzt: Der Westen und der Orient sind einander fremd. Doch nicht von der Gegenwart ist die Rede - wir sprechen vom 19. Jahrhundert und von Anton Graf Prokesch von Osten.

Als er 1872 von Istanbul nach Graz übersiedelt, wo er sich nach Entwürfen von Theophil Hansen in der Elisabethstraße ein Haus hat umbauen lassen, wird er nicht mehr sesshaft in seiner Heimat. Nach dem Tod seiner Frau zieht er unruhig durch Europa und Nordafrika, bis er 1876 stirbt. Bestattet wird er auf dem St.-Leonhard-Friedhof in Graz, in einem Mausoleum, das auch nach Plänen des berühmten Ringstraßenarchitekten erbaut wurde.

Mehr als 40 Jahre vorher, noch als junger Mann, hat der Grazer aber bereits eine eindrucksvolle Karriere hingelegt. 1795 als Sohn eines Gutsverwalters geboren, beginnt er 1812 am Grazer Lyzeum ein Jus-Studium, geht zum Militär und nimmt an den Befreiungskriegen gegen Napoleon teil. Danach wirkt er als Kartograf in den Karpaten und lässt sich 1823 nach Triest versetzen. Dass er ab 1824 vorwiegend im Orient dient, ist einerseits wohl einer unglücklichen Affäre in Triest zu „verdanken", die der Vater seiner Liebe (Fanny Contessa Porzia, die Tochter des italienischen Gouverneurs) nicht billigte.

Andererseits hatte auch ein Besuch bei Johann Wolfgang von Goethe 1820 ein Umdenken bewirkt. Denn Goethe hatte Prokesch aus dem „West-östlichen Divan" vorgelesen. In einer Zeit, in der sich religiöse Vorurteile hartnäckig hielten, war Goethes Bild fortschrittlich: Der Dichter sah den Orient und die Antike als ebenbürtig an, und so sieht es nun auch Prokesch.

In Graz begegnet er 1830 nicht nur erstmals seiner zukünftigen Frau, der Pianistin Irene Kiesewetter. Er trifft auch mit Kaiser Franz, der Kaiserin Caroline Auguste, dem Herzog von Reichstadt und mit Erzherzog Johann zusammen. Schon damals ist er also bereits so etwas wie ein Star, ein weit gereister Offizier, der Seeräuber bekämpfte und Fürst Metternich rund 80 Geheimdienstberichte geliefert hatte. Nun fängt er auch an, dem Joanneum archäologische Gegenstände zu schenken, seine Sammlung an griechischen Münzen gilt als eine der größten seiner Zeit.

Doch nicht nur das: Ab den 1830er-Jahren beginnt Prokeschs diplomatische Laufbahn, in deren Verlauf er drei Kaisern (Franz L, Ferdinand L, Franz Joseph) dient und mit außenpolitischen Posten betraut wird, die zu den wichtigsten gehören, die der diplomatische Dienst Österreichs zu vergeben hat. Bezeichnend dafür, dass er viele Jahre Schnittstelle zwischen Orient und Okzident war, sind zwei Titel, die ihm noch zu Lebzeiten verliehen werden: Er erhält vom Sultan den höchsten osmanischen Orden und wird von Kaiser Franz Joseph zum Grafen ernannt. 140 Jahre nach seinem Tod beleuchtet ein internationales Symposium im Kunsthaus unter der Leitung von Karl Peitler (Universalmuseum Joanneum) und Elisabeth Trinkl (Institut für Archäologie der Uni Graz) vom 20. bis 22.10. dessen Leben und Wirken.



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© "Damals in der Steiermark", Robert Preis


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